Angel 01 - Die Engel
allen Dingen um sein Image, und so hatte er sich mit einer Ernsthaftigkeit, die ihm bei einem Collegeabschluss alle Ehre gemacht hätte, den Gang, den Kleidungsstil und das Verhalten seiner Kollegen angeeignet. Alles, was dieses Image gefährdete, löste Angst und Hass in ihm aus.
Als Span erfuhr, dass eines seiner Mädchen aussteigen wollte, um mit einem Cop zusammenzuleben, war er schwer gekränkt. Er hatte diesen Mädchen die besten Jahre seines Lebens geschenkt, und dann hauten sie einfach ab und ließen ihn im Stich. Er versuchte es bei Rita mit Hohn, dann mit Überredung, und schließlich drohte er, ihr mit einer Rasierklinge seinen Namen ins Gesicht zu ritzen. Das schien sie zu verstehen.
An diesem Abend ging Span wie immer ins Fitnessstudio und stemmte mit grimmiger Entschlossenheit schwere Eisen. Oben war er Arnold Schwarzenegger, unten Stan Laurel, aber er wurde unter Seinesgleichen als ein Mann angesehen, der sich nichts gefallen ließ. Span war bereit, Verletzungen und sogar den Tod hinzunehmen, um in dieser Welt der Zuhälter, Rausschmeißer, Spieler, Knackis und anderer Mittelklasse-Unterweltgrößen seinen Ruf zu verteidigen. Sein Image war sein Ego, und es war alles, was er hatte, abgesehen von jeder Menge Kohle.
Nach seinem Training ging er unter die Dusche, dann verschwand er in seiner Lieblingskabine, um sich zu erleichtern. Er saß da, wurde seine Ladung los und summte Songs aus seinem Lieblingsmusical Kiss Me Kate, als jemand die Tür aus den Angeln trat.
» Scheiße, was …?«, schrie er und bückte sich, um das Klappmesser aus seiner Hose zu holen, die ihm über den Knöcheln hing.
» Vergiss es, Span.«
Ein Cop, den Span als Bruder Tuck kannte, stand vor ihm und hatte mit einer Hand seine Waffe auf ihn gerichtet, während er in der anderen eine Digitalkamera hielt.
» Willst du mich erschießen?«, fauchte Span.
» Nicht, wenn du tust, was ich dir sage«, erwiderte Bruder Tuck. » Und jetzt greif schön langsam nach oben und zieh die Spülung.«
Die Toilette war ein altmodisches Modell mit einem hängenden Spülkasten samt Kette. Span versuchte aufzustehen, aber Bruder Tuck signalisierte ihm, sitzen zu bleiben.
» Mach es im Sitzen.«
» Was soll der Scheiß?«
» Tu es, oder ich erschieße dich mit heruntergelassener Hose und dreckigem Arsch und schleife dich dann raus, mitten in das Studio.«
» Das würdest du nicht machen.«
» Führe mich nicht in Versuchung.«
Span starrte auf den Lauf der Waffe, auf das kleine schwarze Loch, das sein ganzes Universum ausfüllte. Dieser Cop hier, der sein Image in Gefahr brachte, machte ihn stinksauer. Aber er wollte nicht so sterben, mit nacktem Arsch. Bei diesen ehrlichen Cops konnte man nie wissen, manchmal drehten die einfach durch. Er griff nach oben und packte die Kette.
» Ziehen«, befahl Bruder Tuck.
» Hör mal, wenn hier drin eine Bombe ist, gehen wir doch beide drauf …«
» Tu verdammt nochmal, was ich dir sage.«
Span seufzte und zog an der Kette. Von oben kam ein knirschendes Geräusch, dann löste sich der schwere Metallspülkasten aus seiner rostigen Halterung und fiel dem Zuhälter auf den Kopf.
Span schrie und warf sich genau in dem Moment nach vorne, als der Kasten auf die Toilette krachte. Als er durch die Luft flog, sah Span es mehrmals aufblitzen, dann hörte er ein Krachen hinter sich und die Toilettenschüssel zersprang in hundert Scherben.
Als sich der Staub gelegt hatte, schaute er zu dem Cop hoch.
» Verdammtes Arschl …«, setzte er an, aber Bruder Tuck unterbrach ihn mit einem harten Tritt gegen die Hüfte.
» Hör gut zu, du Freak«, sagte der glatzköpfige Cop. » Ich habe hier diese Bilder von dir, wie du mit heruntergelassenen Hosen versuchst, dem Tod durch einen Spülkasten zu entgehen. Wenn das entwickelt wird, ergibt das ein paar sehr schöne Porträts. Ich werde sie vergrößern lassen, lebensgroß, und sie an jede Mauer im ganzen Viertel kleistern lassen. Dein Image wird im Arsch sein, hörst du? Es sei denn …«
Span seufzte.
» Es sei denn, ich lasse Rita in Ruhe.«
» Kluger Junge. Haben wir einen Deal?«
» Habe ich denn eine Wahl?«
» Ich wusste, dass du kooperieren würdest. Ich habe zu meinem Partner Dave gesagt: › Span ist ein vernünftiger Mann. Er wird kooperieren, sobald ich ihm die Vorteile dieser Vereinbarung erklärt habe.‹«
» Ihr seid schon witzige Typen, ihr zwei.«
» Eigentlich nicht. Wir machen die Dinge nur gern auf unsere Art. Ich meine, wir gehören zu
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