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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Desrochers
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vor Frannies Reaktion, aber es muss trotzdem sein. Und so streife ich meine menschliche Gestalt ab. Meine Haut wird kupferrot. Als Nächstes kommen meine Haare, die drahtiger werden. Dann färben meine Augen sich blutrot und ziehen sich zu schmalen, schrägstehenden Katzenaugen zusammen. Mein Gesicht spitzt sich zu; meine Lippen schrumpfen zu einem dünnen blutroten Strich, und meine schwarzen Hörner wachsen. In meinem Körper steigert sich die Hitze. Als meine Haut zu dampfen beginnt, rücke ich von Frannie ab, denn sonst könnte sie sich an mir verbrennen.
    Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass ich als Teufel weniger für Frannie empfinden würde. Das war ein Irrtum, das Gegenteil ist der Fall. Meine Gefühle sind sogar noch stärker geworden, was vermutlich daran liegt, dass sie komplett hoffnungslos sind. Je mehr ich mich verachte und je abstoßender ich mich finde, desto unerreichbarer kommt Frannie mir vor. Und nach dem Unerreichbaren verzehrt man sich bekanntlich am meisten. Auch meinen Schwefelgeruch fand ich früher angenehm. Jetzt widert er mich an. Nein, ich widere mich an.
    Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass Frannie entsetzt aufschreit, ihre Sachen zusammenrafft und in panischer Eile die Flucht ergreift. Nichts dergleichen geschieht. Und doch fürchtet sie sich, das verrät mir ihr Grapefruitgeruch. Anschauen kann ich sie nicht, denn ich habe Angst, den Ekel, den ich vor mir habe, in ihren Augen wiederzuerkennen.
    Erst nach einer Weile hebe ich meinen Blick, und – es ist nicht so schlimm, wie ich dachte! Ich habe das Gefühl, Frannie sieht mich gar nicht. Nicht wirklich jedenfalls. Sie ist ein bisschen blass um die Nase. Das ist verständlich, das kommt vom Schock. Vor allem aber scheint sie zu staunen. Ihre Augen sind weit aufgerissen, und sie schluckt ein paarmal, ehe sie die Sprache wiederfindet. «Was?», fragt sie. «Ich meine – wie –»
    «Ich bin ein Dämon. Aus der Hölle.»
    Jetzt erst scheint sie mich richtig wahrzunehmen und starrt mich an. Vermutlich schießen ihr tausend Fragen durch den Kopf. «Aus der Hölle», wiederholt sie mit dünner Stimme.
    «Ja.» Erst langsam wird mir das wahre Ausmaß meiner Entscheidung bewusst. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Habe ich wirklich geglaubt, Frannie würde mich trotz allem weiter lieben? Gibt es noch einen größeren Idioten als mich auf der Welt?
    Frannie setzt sich auf, drückt sich ein Kissen vor die Brust und sieht mich unglücklich an. Eine Träne rinnt über ihre Wange. «Ein Dämon?», flüstert sie.
    Stöhnend wende ich mich ab. Ich weiß, dass sie jeden Moment aufspringen und davonlaufen wird. Sie wird anfangen zu schreien, der Horror wird ihr ins Gesicht geschrieben stehen. Das will ich nicht mit ansehen müssen.
    Aber Frannie schreit nicht. Stattdessen breitet sich Stille aus. Ich stehe auf und trete ans Fenster. Nach einer Weile höre ich Frannie schniefen und drehe ich mich zu ihr um. Sie wischt sich die Tränen ab und sieht mich ängstlich an. Ich möchte zu ihr, um sie zu trösten.
    Nur geht das nicht mehr.
    Denn sie weiß jetzt, wer ich bin.
    Die Abscheu vor mir selbst wird immer stärker, und irgendwann schlägt sie in blinde Wut um. «Worauf wartest du denn noch?», frage ich Frannie böse, obwohl ich es ja bin, der alles versaut hat. «Warum läufst du nicht endlich davon?»
    Einen Moment lang sieht es aus, als wolle sie tatsächlich aufspringen. Ich will, dass sie es tut. Sie soll weglaufen, ohne sich umzusehen.
    Aber noch viel lieber möchte ich, dass sie bleibt. O Satan, hilf mir.
    Verzweifelt lasse ich mich zu Boden sinken, lehne mich an die Wand und starre vor mich hin. Unterdessen warte ich darauf, dass Frannie irgendetwas tut. Egal was.
    Ängstlich sehe ich zu ihr hinüber. Sie hat die Stirn gerunzelt und grübelt vor sich hin. Das Kissen hält sie noch immer fest umklammert. «Das kann doch alles nicht wahr sein», murmelt sie kopfschüttelnd.
    Was würde ich dafür geben, wenn es so wäre! «Es ist aber so.»
    Frannie schweigt. «Dass irgendetwas war, wusste ich von Anfang an», sagt sie schließlich. «An dir war so was Dunkles – als wärst du irgendwie gefährlich.»
    Ich richte mich auf. «Begreifst du es denn noch immer nicht?», fahre ich sie an. «Ich bin nicht nur irgendwie gefährlich.»
    Frannie zuckt zurück, bleibt aber, wo sie ist. Immer noch sehe ich keinen Ekel in ihrem Gesicht. Stattdessen wird sie wütend, und der Geruch schwarzen Pfeffers erfüllt den Raum. «Warum hast du mir nie

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