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Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition)

Titel: Angela Merkel – Die Zauder-Künstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Blome
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ins Kanzleramt.
    Also ließ sich Angela Merkel vor Auftritten in Fernsehstudios schminken, was sie vorher zumeist für überflüssig gehalten hatte. Sie ließ einen Berliner Promi-Friseur ihre Frisur schrittweise verändern. Weil sie als CDU -Vorsitzende fast täglich fotografiert wurde, vollzog sich der Fortgang der Verwandlung mithin in kleinen, einzeln wenig auffallenden Etappen. Angela Merkel veränderte auch ihren Mode-Look, hörte u.a. auf den Rat einer CSU -Kollegin, Hosenanzüge zu tragen. Sie ging auf den Vorschlag von Kundinnen der Designerin Anna von Griesheim ein, sich bei dieser Modeschöpferin verstärkt einzukleiden. Manche der Stücke trägt sie in unterschiedlichen Kombinationen noch heute, auch wenn sie ihre vielen farbigen Blazerjacken anderswo bezieht. Ein rundes Dutzend kommt nach vagen Schätzungen pro Jahr neu hinzu, alle selbst bezahlt, und es zählt zu den Spielchen sich langweilender Hauptstadt-Korrespondenten/innen zu raten, in welcher Farbe sie zum nächsten Anlass erscheinen wird. Ein guter Tipp dabei ist übrigens schwarz, auch weil sie diese Farbe immer in den halb-privaten Räumen im achten Stock des Kanzleramtes parat und auch stets im Gepäck auf Auslandsreisen hat – für den Fall der Fälle, eine Trauer- oder Todesfall-Botschaft vor den mitreisenden Kameras kommentieren zu müssen.
    Nicht, dass es Angela Merkel völlig gleichgültig war, was sie vor Beginn ihrer Wandlung trug oder besser nicht getragen hätte. Aber hätte sie von sich aus begriffen, dass sie etwas ändern muss? Wäre sie ohne fremden Anstoß durch die Läden gestreift, Angela Merkel beim Shoppen? Hätte sie von sich aus (als CDU -Vorsitzende) einem Talkshow-notorischen Berliner Star-Friseur gesagt, ich brauche am Ende diese und diese Frisur, aber nicht auf einen Schlag, damit es nicht so auffällt und meine politischen Gegner gleich wieder was zum Totlachen haben? Nein, hätte sie alles nicht. Sie hat sich stattdessen beraten lassen, hat manchen Ratgebern vertraut, anderen nicht. Das ist Jahre her. Längst bringt sie selbstverständlich eine eigene Stylistin zu den meisten TV-Auftritten mit, besonders zu den Wahl-Duellen. Und auf jeder Kanzler-Reise ist Frau Keller dabei, die sie morgens und vor Auftritten schminkt und zurechtmacht. Ausgewiesen in den kleinen weißen Protokoll-Büchlein zu den Kanzler-Reisen ist Frau Keller als »Assistentin, Bundeskanzleramt«.
    Auf dieser Strecke bis heute hat Angela Merkel einiges an Lehrgeld gezahlt: Entstanden sind Fotos, wie sie kein Politiker gern von sich in den Archiven weiß – wo sie jederzeit zur Bebilderung eines entsprechenden Story-Drehs hervorgeholt werden können. Angela Merkel hat sich mit Guido Westerwelle 2002 in ein Cabrio gesetzt, ihn ans Steuer gelassen und sah dabei aus, wie die arme Cousine vom Lande. Sie hat sich später fotografieren lassen, wie sie in die Luke von U-33 hinabsteigt und nur noch brustaufwärts herausragt. Als wäre sie in dem U-Boot-Abgang amputiert – oder »abgetaucht«, wie am nächsten Tag in etlichen Blättern gekalauert wird. Sie hat sich auf einem Schiff der Bundesmarine ablichten lassen, genau in dem Moment, wo mit Ansage vier Tornado-Düsenjäger im 50-Meter-Tiefflug darüber hinwegdonnern. Sogenannte »Mickey-Mäuse«, volumige Ohrenschützer, hatte sie abgelehnt und steht also mit zusammengebissenen Zähnen unter dem infernalischen Lärm, den sie trotz aller Warnungen wohl unbedingt aushalten wollte – eine irre Grimasse.
    Heute weiß sie besser, welche Fotos sie von sich zulässt, welche nicht: Am besten nicht zu viele auf einmal, weshalb Pressefotografen bis heute regelmäßig hören: »Ein Foto noch, das muss dann aber reichen, Sie haben doch schon drei Minuten lang welche gemacht.« Und wenn es Fotos gibt, dann nicht von unten, denn das macht Doppelkinn. Nicht im Gehen, weil sie nicht federnd schreitet, sondern immer mit leicht steifen Knien zu staksen scheint. Und nie, nie, nie im Sitzen auf der Schreibtischkante, weil das wirklich nicht schlanker macht.
    Weiterhin tabu ist auch jede Form von Homestory, keine Fotos also aus ihrem Wochenendhaus in der Uckermark, keine Fotos aus ihrer Berliner Stadtwohnung schräg gegenüber vom Pergamonmuseum. Und, ganz wichtig für Fotografen, die weiter vorgelassen werden wollen: keine Fotos im Regierungsflieger, schon gar nicht, wenn die Kanzlerin nach einem Transatlantikflug morgens früh mit verwuseltem Haar durch den Kabinengang kommt. Manche der Kollegen versuchen es trotzdem, es

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