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Angelglass (German Edition)

Angelglass (German Edition)

Titel: Angelglass (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Barnett
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Padraig den Wagen an den Straßenrand. »Okay«, sagt Cody. »Jenny, raus mit dir.«
    Die beiden gehen zur Rückseite des Wagens, nehmen ein oder zwei Rucksäcke heraus und schleichen über die Straße. Die Dunkelheit hat sie sofort verschluckt. Padraig setzt den Wagen wieder in Bewegung, fährt zwei Minuten, führt ein Wendemanöver aus und lenkt das Auto zurück zu der großen Werbetafel. Oben auf der Spitze ist eine Bewegung wahrzunehmen, und zwei mit Gurten verbundene Seile entrollen sich vor dem Plakat.
    »Wir sind dran, Petey«, sagt Padraig und wirft Karla den Autoschlüssel zu. »Und pass auf den Wagen auf, ja?«
    Karla wirft Padraig eine Kusshand zu. Er und Petey nehmen die Farbe aus dem Kofferraum und verschwinden im Gebüsch unterhalb der Plakatwand. Karla steigt aus und wechselt auf den Fahrersitz. »Okay«, sagt sie. »Wir stellen den Wagen in einer Seitenstraße ab, gehen zurück und halten Wache.«
    »Wonach halten wir Ausschau?«
    »Nach der Polizei. In Prag gibt es zwei Sorten. Die in den grünen Uniformen gehören zur Staatspolizei. Denen sollten wir unbedingt aus dem Weg gehen. Die schwarzen Uniformen gehören zur Prager Ortspolizei. Falls sie auftauchen sollten, werden wir sie bestimmt schnell wieder los.«
    Wir lassen Noels Wagen stehen und laufen zurück zur Hauptstraße. Petey und Padraig hängen vor der Plakatwand in ihren Gurten; aus
ESSO
ist bereits
PISSOFF
geworden.
    Karla sieht auf ihre Uhr. »Nicht schlecht. Läuft alles nach Plan.«
    Ich blicke nach rechts und links, behalte die verschlossenen Geschäfte und die schwarzen Fenster der Häuser im Auge. Alles ist ruhig. Karla lehnt sich an die Wand eines Haushaltswarengeschäfts und beobachtet das Geschehen an der Plakatwand. »Weißt du überhaupt, was wir hier eigentlich machen, Pooty?«, fragt sie mich ohne den geringsten Anflug von Feindseligkeit.
    »Nicht genau. So wie ich es verstanden habe, denkt ihr, dass die Leute, die Öl verkaufen, etwas Falsches tun …«
    Sie blickt aufmerksam umher. »Die ganze Welt basiert auf Öl. Die globale Wirtschaft wird von einem internen Verbrennungsmotor angetrieben. Diejenigen, die kein Öl haben, wollen es zum günstigsten Preis kaufen, und diejenigen, die es besitzen, wollen es möglichst teuer verkaufen. Für Länder wie Amerika geht Öl über alles; sie hungern so sehr danach, dass sie sogar in den Krieg ziehen, um es zu bekommen. Klar, das Ganze wird dann natürlich anders bezeichnet. Sie behaupten, gegen den Terrorismus zu kämpfen oder die Menschen von der Tyrannei zu befreien, aber im Grunde geht es immer ums Öl.
    Verdammt, wir leben doch im 21. Jahrhundert. Was ist mit den ganzen Windparks und Solarkraftanlagen, die sie uns versprochen haben? Da draußen gibt es jede Menge an erneuerbarer Energie, Pooty, aber diese Typen …« – Karla deutet auf die Reklametafel und ihre schnell verschwindende Werbebotschaft –, »… wollen einfach nichts davon wissen. Sie geben lieber Milliarden aus, graben immer tiefer und tiefer nach Öl und stecken sich den Gewinn in die eigene Tasche, anstatt nach Alternativen zu suchen. Und die Regierungen machen gemeinsame Sache mit ihnen.«
    Karla sieht wieder auf die Uhr. »Die Ölbarone geben geradezu obszöne Summen für Wahlkampagnen aus, mit deren Hilfe bestimmte Präsidenten gewählt werden. Und diese Präsidenten weigern sich dann, internationale Abkommen zu unterzeichnen, die die Nutzung fossiler Brennstoffe begrenzen und so den Treibhauseffekt stoppen sollen. Überaus bequem und praktisch, findest du nicht? Es gibt nur leider einen kleinen Punkt, den sie dabei außer Acht lassen: Wenn sie so weitermachen, werden sie uns alle umbringen.«
    Selten zuvor habe ich Karla derart engagiert erlebt; bis jetzt schien sie mir bei diesem Thema immer weniger leidenschaftlich als die anderen. Doch jetzt glühen ihre Augen. Offensichtlich ist sie von dieser Sache total überzeugt.
    »Oh, Scheiße«, sagt sie leise. Ich folge ihrem Blick. Ein Streifenwagen kommt auf uns zugefahren. »Ortspolizei«, murmelt sie. »Lass dich einfach auf mein Spiel ein, okay? Und was immer du auch machst, guck bloß nicht zur Plakatwand.«
    Innerhalb von Sekunden hat uns der Streifenwagen erreicht. Als er langsamer wird, verpasst mir Karla plötzlich eine heftige Ohrfeige.
    »Wie konntest du nur?«, brüllt sie, während ich völlig überrascht einen Schritt zurücktaumele. »Du Scheißkerl! Du verdammter Scheißkerl!«
    Der Streifenwagen bleibt am Straßenrand stehen. Während Karla mir

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