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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Adresse nicht, aber ihr Mann ist ein königlicher Prokurator namens Maître Fallot. Ich glaube sogar, seit seiner Hochzeit lässt er sich Fallot de Sancé nennen.«
    »Im Justizpalast wird man uns darüber sicher Auskunft geben können.«
    Die Kutsche und ihr Gefolge machten sich also wieder auf den Weg durch Paris. Angélique achtete nicht auf ihre Umgebung. Diese Stadt, die sie so feindselig empfing, lockte sie nicht
mehr. Florimond weinte. Er bekam Zähne, und vergeblich rieb Marguerite sein Zahnfleisch mit einer Salbe aus Honig und zerstoßenem Fenchel ein.
    Schließlich fanden sie das Haus des königlichen Prokurators, der wie viele Beamte in der Nähe des Justizpalasts im Sprengel Saint-Landry auf der Île de la Cité wohnte.
    Die Straße hieß Rue de l’Enfer 18 , was Angélique wie ein unheilvolles Vorzeichen erschien. Die Häuser dort waren noch grau und mittelalterlich mit spitzen Giebeln und nur wenigen Fenstern. Sie waren mit Skulpturen und Wasserspeiern geschmückt.
    Das Haus, vor dem die Kutsche anhielt, wirkte nicht weniger düster als die anderen, obwohl es in jedem Stock drei recht hohe Fenster aufwies. Im Erdgeschoss befand sich die Kanzlei, an deren Tür eine Tafel mit der Aufschrift »Maître Fallot de Sancé. Königlicher Prokurator« prangte.
    Zwei Schreiber, die gähnend auf der Schwelle standen, stürzten auf Angélique zu, sobald sie einen Fuß auf den Boden gesetzt hatte, und überschütteten sie mit einem Schwall unverständlicher Worte. Es dauerte eine Weile, bis sie verstand, dass sie die Kanzlei von Maître Fallot als den einzigen Ort in ganz Paris rühmten, dem sich Menschen, die darauf bedacht waren, einen Prozess zu gewinnen, bedenkenlos anvertrauen konnten.
    »Ich komme nicht wegen eines Prozesses«, sagte Angélique. »Ich möchte zu Madame Fallot.«
    Enttäuscht deuteten sie auf eine Tür links von der Kanzlei, die zu den Wohnräumen des Prokurators führte.
    Angélique hob den bronzenen Türklopfer. Wenn ihr Mann nicht verschwunden wäre, hätte sie Hortense bestimmt nicht besucht. Sie hatte nie ein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Schwester gehabt, deren Charakter sich so sehr von ihrem eigenen unterschied. Doch nun wurde ihr bewusst, dass sie sich im Grunde ihres Herzens freute, sie wiederzusehen. Die Erinnerung
an die kleine Madelon bildete ein unsichtbares Band zwischen ihnen. Sie dachte an die Nächte zurück, in denen sie alle drei eng aneinandergekuschelt im großen Bett gelegen hatten und die Ohren spitzten, um die leisen Schritte des Geists von Monteloup zu hören, jener alten weißen Dame, die mit ausgestreckten Händen von Zimmer zu Zimmer wanderte. In einer Winternacht waren sie fast sicher gewesen, gesehen zu haben, wie sie in ihr Schlafzimmer trat …
    Und so verspürte sie eine leise Rührung, während sie darauf wartete, dass man ihr öffnete.
    Eine dicke Magd mit weißer Haube und in sauberer Kleidung ließ sie in den Vorraum ein, und fast im gleichen Augenblick tauchte Hortense oben an der Treppe auf. Sie hatte die Kutsche durchs Fenster gesehen.
    Angélique hatte den Eindruck, ihre Schwester habe ihr gerade um den Hals fallen wollen, als sie sich plötzlich anders besann und eine distanzierte Miene aufsetzte. Doch im Vorraum war es so dunkel, dass sie sie nicht genau erkennen konnte. Sie umarmten einander ohne Herzlichkeit.
    Hortense wirkte noch dürrer und größer als früher.
    »Meine arme Schwester!«, sagte sie.
    »Wieso sagst du das?«, wollte Angélique wissen.
    Mme. Fallot deutete mit einer Handbewegung auf die Magd und führte Angélique in ihr Zimmer. Es war ein großer Raum, der gleichzeitig als Salon diente, denn rings um das Bett mit schönen Vorhängen und Tagesdecken aus gelbem Damast waren zahlreiche Sessel und Schemel sowie ein paar Stühle und Bänke verteilt. Angélique fragte sich, ob ihre Schwester ihre Freundinnen wohl wie die Preziösen auf ihrem Bett liegend empfing. Früher galt Hortense als äußerst geistreich und befleißigte sich einer gewählten Sprache.
    Wegen der farbigen Fenster war es auch in diesem Raum recht dunkel, aber bei der Hitze, die draußen herrschte, war das
nicht unangenehm. Der geflieste Boden wurde durch hier und da verstreute Bündel von frischem Gras gekühlt. Angélique atmete den vertrauten ländlichen Duft ein.
    »Es ist gemütlich bei dir«, sagte sie zu Hortense.
    Doch die Miene ihrer Schwester hellte sich nicht auf.
    »Versuch nicht, mich durch dein unbeschwertes Getue zu täuschen. Ich weiß genau,

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