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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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was los ist.«
    »Da hast du Glück, denn ich muss gestehen, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, was mir hier widerfährt.«
    »Wie leichtsinnig von dir, dich einfach so in Paris blicken zu lassen!«, erwiderte Hortense und hob den Blick zum Himmel.
    »Fang jetzt nicht an, die Augen zu verdrehen, Hortense. Ich weiß nicht, ob es deinem Mann genauso geht, aber ich zumindest hätte dir jedes Mal am liebsten eine Ohrfeige verpasst, wenn du diese Grimasse geschnitten hast. Jetzt erzähle ich dir erst, was ich weiß, und danach sagst du mir, was du gehört hast.«
    Sie berichtete, wie der Graf de Peyrac plötzlich aus Saint-Jean-de-Luz verschwunden war, wo sie sich anlässlich der Hochzeit des Königs aufgehalten hatten. Die Vermutungen einiger Freunde hatten sie zu dem Schluss kommen lassen, dass er wahrscheinlich entführt und nach Paris gebracht worden sei. Daher war auch sie in die Hauptstadt gekommen. Doch hier hatte sie ihr Stadthaus versiegelt vorgefunden und erfahren, dass sich ihr Gemahl wahrscheinlich in der Bastille befand.
    »Dann hättest du dir doch denken können, wie kompromittierend dein Besuch für einen hohen königlichen Beamten sein würde«, entgegnete Hortense scharf. »Und du bist trotzdem gekommen!«
    »Ja, das ist in der Tat seltsam«, antwortete Angélique, »aber mein erster Gedanke war, dass meine Verwandten mir vielleicht helfen könnten.«
    »Das ist wohl auch die einzige Gelegenheit, bei der du dich
deiner Verwandtschaft erinnerst! Du hättest mich doch bestimmt nicht besucht, wenn du in deinem hübschen neuen Haus in Saint-Paul hättest herumstolzieren können. Warum hast du denn nicht die glanzvollen Freunde deines ach so reichen und schönen Gemahls, diese Prinzen, Herzöge und Marquis, gebeten, dich aufzunehmen, statt uns durch deine Anwesenheit zu schaden?«
    Angélique war kurz davor, aufzustehen, hinauszugehen und die Tür hinter sich zuzuschlagen, doch dann schien ihr, als hörte sie von der Straße her Florimonds Weinen, und sie nahm sich zusammen.
    »Ich mache mir keine Illusionen, Hortense. Als liebevolle, ergebene Schwester setzt du mich vor die Tür. Aber ich habe einen Säugling bei mir, der gebadet, frisch gewickelt und gefüttert werden muss. Es wird schon spät. Wenn ich mich jetzt noch auf die Suche nach einer Unterkunft machen muss, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als an einer Straßenecke zu schlafen. Nimm mich wenigstens für eine Nacht auf.«
    »Die eine Nacht ist schon zu gefährlich für meine Familie.«
    »Du tust gerade so, als hätte ich einen skandalösen Ruf.«
    Mme. Fallot kniff die Lippen zusammen, und ihre lebhaften, wenn auch recht kleinen braunen Augen funkelten.
    »Dein Ruf ist nicht der allerbeste. Aber der deines Gemahls ist geradezu entsetzlich.«
    Ihre dramatische Formulierung entlockte Angélique unwillkürlich ein Lächeln.
    »Glaub mir, mein Gemahl ist der beste Mann der Welt. Das würdest du sofort erkennen, wenn du seine Bekanntschaft machen könntest.«
    »Gott bewahre! Ich würde vor Angst sterben. Wenn das, was ich gehört habe, stimmt, verstehe ich nicht, wie du mehrere Jahre in seinem Haus leben konntest. Er muss dich verhext haben … Aber du hattest ja schon als kleines Mädchen einen besonderen
Hang zu allen Arten von Lastern«, fügte sie nach kurzer Überlegung hinzu.
    »Du bist wirklich die Liebenswürdigkeit in Person, Hortense! Aber du hattest ja schon als kleines Mädchen einen besonderen Hang zu übler Nachrede und Boshaftigkeit.«
    »Das wird ja immer besser! Jetzt beleidigst du mich auch noch unter meinem eigenen Dach.«
    »Warum glaubst du mir denn nicht? Ich versichere dir, dass mein Gemahl sich in der Bastille befindet, ist nichts als ein Missverständnis.«
    »Wenn er in der Bastille ist, dann sitzt er da wohl auch zu Recht.«
    »Wenn es Recht und Gerechtigkeit gibt, dann muss er unverzüglich wieder freigelassen werden.«
    »Erlaubt mir, mich einzumischen, Mesdames, wenn hier schon von Recht und Gerechtigkeit die Rede ist«, erklang plötzlich hinter ihnen eine ernste Stimme.
    Ein Mann hatte den Raum betreten. Er musste etwa dreißig Jahre alt sein, doch sein Auftreten wirkte übertrieben steif und gemessen. Unter seiner braunen Perücke zeigte sein volles, sorgfältig rasiertes Gesicht eine ernste, aufmerksame Miene, die ihn ein wenig an einen Geistlichen erinnern ließ. Er hielt den Kopf leicht zur Seite geneigt wie jemand, der durch seinen Beruf daran gewöhnt ist, vertraulichen Informationen zu lauschen.
    An

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