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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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der Gentilshommes en bec-de-corbin 4 wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als mit einem Kinn vor dem König zu erscheinen, das so stachelig ist wie eine Kastanienschale.«
    Er brach in ein etwas zu hohes Gelächter aus, strich sich über das frisch rasierte Kinn und streichelte dann mit anmutiger Geste auch die Wange des Grafen de Guiche. Voller Hingabe lehnte er sich an den jungen Mann und blickte schmachtend zu ihm auf. Mit einem selbstgefälligen Lächeln ließ sich der Graf diese Huldigung ungeniert gefallen.
    Angélique hatte noch nie zwei Männer so miteinander umgehen sehen und geriet darüber fast in Verlegenheit. Ihr Treiben schien auch der Hausherrin zu missfallen.
    »Oh Philippe, lasst es Euch ja nicht einfallen, Euer zärtliches Getue in meiner Gegenwart fortzuführen«, rief sie unvermittelt. »Eure Mutter würde mir wieder einmal vorwerfen, ich leistete Euren perversen Trieben Vorschub. Seit jenem Fest in Lyon, als wir beide und Mademoiselle de Villeroy uns als bressanische Bäuerinnen verkleidet haben, überhäuft sie mich mit Vorhaltungen. Und sagt mir nicht, dass der kleine Péguilin in Schwierigkeiten steckt, sonst schicke ich jemanden los, der ihn suchen und herbringen soll. Ich will doch gleich schauen, ob ich ihn nicht irgendwo sehe. Er ist der bemerkenswerteste Junge, den ich kenne, und ich finde ihn einfach bezaubernd.«
    Auf ihre übliche lärmende, impulsive Art stürmte sie erneut hinaus auf den Balkon und wich sofort wieder zurück, eine Hand auf ihren mächtigen Busen gelegt.
    »Großer Gott, da ist er!«
    »Péguilin?«, wollte der junge Edelmann wissen.
    »Nein, dieser Adlige aus Toulouse, der mir solche Angst macht.«

    Da trat auch Angélique hinaus auf den Balkon und erblickte ihren Gemahl, den Grafen Joffrey de Peyrac, der, gefolgt von Kouassi-Ba, die Straße herabkam.
    »Das ist ja der Große Hinkefuß aus dem Languedoc!«, rief der junge Mann, der sich ebenfalls zu ihnen gesellt hatte. »Liebste Cousine, warum fürchtet Ihr Euch vor ihm? Er hat die sanftesten Augen, die man sich nur denken kann, und verfügt über eine zärtliche Hand und einen sprühenden Geist.«
    »Ihr redet wie eine Frau«, erwiderte die Dame angewidert. »Es heißt, alle Frauen seien verrückt nach ihm.«
    »Alle außer Euch.«
    »Ich habe mich nie von albernen Sentimentalitäten in die Irre leiten lassen. Ich sehe, was ich sehe. Findet Ihr denn nicht, dass dieser düstere, hinkende Mann mit seinem höllenschwarzen Mohren etwas Furchterregendes an sich hat?«
    Der Graf de Guiche warf Angélique entsetzte Blicke zu, und zwei Mal öffnete er den Mund, um etwas zu sagen. Doch sie bedeutete ihm zu schweigen. Diese Unterhaltung amüsierte sie sehr.
    »Aber das ist es ja gerade. Ihr seid nicht in der Lage, Männer mit den Augen einer Frau zu betrachten. Ihr erinnert Euch daran, dass dieser Edelmann sich geweigert hat, vor Monsieur d’Orléans das Knie zu beugen, und das genügt, um Euch zu erzürnen.«
    »Er hat damals aber auch wirklich eine unglaubliche Unverschämtheit bewiesen.«
    In dem Moment blickte Joffrey zu ihrem Balkon auf. Er blieb stehen, nahm seinen Federhut ab und verneigte sich mehrmals tief zum Gruß.
    »Seht Ihr, wie ungerecht das Gerede ist?«, fuhr Philippe fort. »Alle behaupten, dieser Mann sei voller Arroganz, aber kann man denn anmutiger grüßen? Was sagt Ihr dazu, mein Liebster?«
    »Nun, die höflichen Umgangsformen des Grafen de Peyrac
de Morens werden allseits gerühmt«, antwortete de Guiche hastig, der nicht wusste, wie er die Taktlosigkeiten, deren Zeuge er gerade geworden war, wiedergutmachen sollte. »Und erinnert Euch doch nur an den herrlichen Empfang, den er uns in Toulouse bereitet hat.«
    »Obwohl der König im Nachhinein darüber ein wenig verstimmt war. Trotzdem kann Seine Majestät es kaum erwarten, zu sehen, ob die Frau dieses Krüppels tatsächlich so schön ist, wie alle behaupten. Es scheint kaum vorstellbar, dass man ihn lieben könnte...«
    Angélique zog sich diskret zurück, nahm François Binet beiseite und kniff ihn ins Ohr.
    »Dein Herr ist zurück und wird gleich nach dir verlangen. Lass dich ja nicht von den Münzen dieser Leute gewinnen.«
    »Seid unbesorgt, Madame. Ich frisiere noch diese junge Dame zu Ende und schleiche mich dann fort.«
    Während sie die Treppe hinunterging und in ihre eigene Unterkunft zurückkehrte, dachte sie bei sich, dass sie diesen Binet gerne mochte. Nicht nur wegen seines guten Geschmacks und seines Geschicks, sondern auch wegen

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