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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Gedanken zu machen. Ehrgeiz und Strategie?
    Das käme später, wiederholte man. Sie hatte die allgemeine Neugier befriedigt.
    Anschließend wandte sich die Unterhaltung ihren Erfolgen am Spieltisch zu.
    Und damit erwachten die ersten Verdächtigungen, die die Nacht, das Warten auf den spanischen König und diese von einem seltsamen, unverständlichen Volk mit übernatürlichen Neigungen bewohnte Region plausibel klingen ließen. Da musste Zauberei mit im Spiel sein. Man erwähnte das Languedoc, ein Land, in dem der Bann der Inquisition geherrscht hatte und wo diese sogar tote Ketzer wieder ausgegraben hatte, um
sie zu verbrennen. Das Land der katharischen Hexen mit dem engelsgleichen Gesicht tugendhafter Frauen. Das Land der Gelehrten, die gleichzeitig auch Dämonen waren. Und zu diesen zählten das Gerede der Provinz und die Klagen eines Bischofs auch den beunruhigenden Grafen de Peyrac de Morens d’Irristu, der so sagenhaft reich war, so offen seinen Ausschweifungen frönte und so frei war von jeglicher Gottesfurcht. Denn in seinem Palast in Toulouse, der Stadt der okkulten Wissenschaften, standen nicht nur Öfen, in denen er durch alchemistische Kunst Gold machte, sondern dort veranstaltete er auch Festgelage, wahre Orgien, die »Minnehöfe« genannt wurden.
    Und während man sich vergewisserte, dass nicht allzu viele Gascogner in der Nähe waren, sprach man mit leiser Stimme über die Gerüchte, die über ihn in Umlauf waren.
    Von zahllosen liebeskranken Mätressen war die Rede, die einfach verschwunden waren. Vor allem das Schicksal der schönen Carmencita de Mérecourt beunruhigte ihre Freunde. Niemand wusste, was aus ihr geworden war …
    Der Deckel der Büchse der Pandora begann sich zu heben, und gerade erst zeigten sich am Horizont die ersten Anzeichen des Morgengrauens, als eine sehr viel aufsehenerregendere Neuigkeit diese allzu fernen Enthüllungen und auch die Sorgen hinwegfegte, die all die Gäste von Saint-Jean-de-Luz plagten, die dicht gedrängt wie Schiffbrüchige an diesem schmalen, von den Fluten des Golfs von Biskaya bespülten Ufer versammelt waren.
    Die Büchse der Pandora schloss sich wieder, und heimliche Erleichterung durchströmte die Herzen.
    Der spanische König Philipp IV. und seine Tochter, die Infantin, waren mit ihrem Gefolge vor der Stadt Tolosa gesichtet worden, und diese lag nur noch ein paar Tagesreisen von der Küste der spanischen Baskenprovinzen entfernt.
    Man schrieb den 11. Mai.

Kapitel 7
    U nverzüglich strömte die Hälfte von Saint-Jean-de-Luz ans französische Ufer des Bidassoa, gleich gegenüber der Fasaneninsel. Doch das war ein wenig verfrüht.
    Der spanische König hatte nicht die geringste Absicht, sich zu beeilen, um jenen Ort zu erreichen, an dem die Verträge unterzeichnet, die Freundschaftsschwüre geleistet und durch die Vermählung seiner Tochter, der Infantin Maria Theresia von Österreich, mit Ludwig XIV., dem König von Frankreich, die Bande eines jahrhundertealten Hasses gelöst würden. Noch waren viele Einzelheiten ungeklärt.
    Immer mehr Neuigkeiten trafen auf den Flügeln des Windes ein. Man hätte fast glauben können, die Bewohner dieses Landstrichs, die französischen und die spanischen Basken, die eine gemeinsame Sprache einte, übermittelten sie einander über die Berge und Grenzen hinweg, denn kein einziger spanischer Bote wurde in Saint-Jean-de-Luz vorstellig. Man erfuhr lediglich, dass Ihre spanischen Majestäten in Tolosa, wo sie von eintausendzweihundert gut ausgerüsteten Soldaten erwartet wurden, im Haus von Don Francisco Fernández de Arodo abgestiegen seien.
    Aber schon am nächsten Tag war der Herrscher in einen größeren Palast umgezogen, von wo aus man einen sehr schönen Ausblick auf den malerischen Fluss Oria genoss.
    Sobald Ihre Majestäten dort angekommen waren, hatte auf einem angrenzenden kleinen Platz ein feierlicher Tanz begonnen, der von ausgewählten Honoratioren der Stadt getanzt
wurde und die ganze Nacht hindurch gedauert hatte. Morgens folgte darauf der Schwerttanz.
    Am nächsten Tag besuchten der König und sein Hof die berühmte Waffenmanufaktur der Stadt.
    Anschließend hatten vor dem Palast wieder die feierlichen Tänze begonnen, und als es dunkel wurde, erhellten prächtige Illuminationen die Nacht.
     
    »Feierliche Tänze! Getanzt von den Honoratioren der Stadt!«, berichtete Mademoiselle Angélique von ihrem Balkon aus. »Er besucht eine Waffenmanufaktur, während der König von Frankreich hier auf ihn wartet, um

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