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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Edelmänner sowie vier, fünf Damen des französischen Hofes mit ihren
großen federgeschmückten Hüten unablässig in der Nähe des Palastes herumstrichen, »wurde sie von Ungeduld ergriffen und zeigte sich zwei oder drei Mal an ihrem Fenster«.
    Die Balkonbrüstung, hinter die sie trat, bestand aus blau gestrichenem Eisen, und auf der gesamten Länge des Handlaufs waren mit blauen Bändern weiße Rosen festgebunden worden. Unter ihren Füßen lag ein Teppich aus leuchtend rotem Samt, und rings um sie herum waren fünf oder sechs Kissen mit goldenem Bezug verstreut. Sie trat allein ins Freie, keine ihrer Damen begleitete sie.
    In diesem Moment wurde Angélique plötzlich von ihren Freunden getrennt.
    Da der Abbé de Montreuil nichts von der seltsamen Zeremonie verpassen wollte, die als der Umzug der Maurenkönige angekündigt worden war, hastete er, gleich nachdem er die zukünftige Königin von Frankreich gesehen hatte, mitsamt seinen Gefährten zu dem Haus, in dem er die Nacht verbracht und in dem seine Gastgeberin einen Balkon und mehrere Fenster für ihn reserviert hatte.
    Die gleiche Erregung erfasste allmählich die ganze Stadt, und diejenigen, die den Weg der Prozession kannten, wurden mit einem Mal Herren der Menge, lenkten und bündelten sie. An den vor verschiedenen Häusern aufgebauten Stationsaltären sammelten sich die Menschen, fest entschlossen, sich bis zur Ankunft der Monstranz nicht mehr von der Stelle zu rühren, und es kam zu heftigem Gedränge, weil andere an ihnen vorbei zu einem anderen Altar strebten.
    Als Angélique bemerkte, dass Louvigny nicht mehr an ihrer Seite war, blieb sie kurz stehen. Schon im nächsten Moment verlor sie den Abbé de Montreuil aus den Augen, und ihre Gruppe verschwand in der Menge. Sie ließ sich von dem Gedränge mitschieben. Irgendwo würde sie schon diese berühmte Prozession anschauen können.

    San Sebastián war zwar größer als Saint-Jean-de-Luz, aber die verschiedenen Straßen und Plätze führten einen immer wieder zu Punkten, an denen man sich orientieren konnte.
    Die ganze Stadt war erfüllt von einer lärmenden, freundschaftlichen Invasion. Doch der baldige Beginn der Fronleichnamsprozession verlangte von allen Zuschauern frommste Teilnahme und gestattete ihnen nicht, sich von dem allgemeinen Durcheinander beherrschen zu lassen.
    Im Laufe der vergangenen Tage hatten sich Fremde und Einheimische zunehmend vermischt. Ein Teil der Einwohner fürchtete immer noch, dass es nicht genug Blütenblätter gäbe, um sie auf den Weg der Prozession zu streuen, während die nächsten sich darum kümmerten, die Ecken ihrer Häuser zu schützen, die von den Wagen angestoßen werden würden, und wieder andere immer noch mehr Blumensträuße auf ausgebreitete weiße Tücher legten.
    Ein wenig gegen den allgemeinen Strom bahnte sich Angélique einen Weg in die Richtung, in der sie ihre Freunde vermutete.
    Da hörte sie plötzlich ihren Namen. Französische Rufe klangen von weit oben zu ihr herunter und übertönten den Klangteppich aus Rufen und Musik, der an diesem Fronleichnamsfest wie eine natürliche Ausdünstung über Einwohnern und Besuchern von San Sebastián hing.
    »Madame de Peyrac! Madame de Peyrac!«
    Sie entdeckte den Abbé de Montreuil und einen Großteil ihrer Gefährten an den breiten Fenstern mit vorgelagertem Geländer im zweiten und dritten Stock eines sehr schönen Hauses, dessen Fassade über und über mit goldenen und weißen Tüchern, Wandbehängen und Blumensträußen geschmückt war. Nur die Fenster- und Türöffnungen hatte man freigelassen.
    »Da unten geht es rein!«
    Gestikulierend deuteten sie auf die Eingangstür, die, wie alle anderen Haustüren von San Sebastián, an diesem Tag offen
stand. Sie zwängte sich durch die Menge, bis sie vor dem Haus stand. Es glich einem Bienenstock, ununterbrochen kamen Menschen heraus oder gingen hinein. Es gelang ihr, durch die Tür zu schlüpfen, und sie stieg die ersten Stufen einer schmalen gekrümmten Treppe hinauf.
    Und als sie gerade den zweiten Stock erreichte, geschah es.
    In jedem Stockwerk endeten die Stufen in einem recht weitläufigen Raum, aus dem an diesem Tag offensichtlich alle Möbel und Truhen entfernt worden waren. Je weiter Angélique nach oben kam, desto mehr beruhigte sich das hektische Hin und Her auf der Treppe.
    Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Jemand war an ihr vorbeigekommen.
    Fiebrig drehte sie sich um und rannte die Stufen wieder hinunter.
    Und da sah sie im

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