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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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glaube, dieses Zimmer bietet dir genau die Unauffälligkeit, die Maître Desgrez für dich wünscht.«
    Â 
    Â»Gut, Raymond«, willigte Angélique gehorsam ein. Dann fügte sie in wärmerem Ton hinzu: »Danke, dass du an die Unschuld meines Gemahls glaubst und uns helfen willst, gegen diese Ungerechtigkeit anzukämpfen.«

    Die Miene des Jesuiten wurde streng.
    Â»Angélique, ich wollte deinen Kummer nicht noch vergrö ßern, denn dein trauriges Gesicht und dein Aufzug haben mein Mitleid erregt. Aber glaube nicht, dass ich auch nur das geringste Verständnis für den skandalösen Lebenswandel deines Gemahls hätte, zu dem er dich ebenfalls verführt hat und für den du nun bitter büßen musst. Trotzdem ist es selbstverständlich, dass ich einem Mitglied meiner Familie helfe.«
    Die junge Frau öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Doch sie besann sich eines Besseren. Sie hatte keine Kraft mehr, zu kämpfen.
    Dennoch gelang es ihr nicht, ihre Zunge bis zuletzt im Zaum zu halten. Als Raymond sie ins Vestibül zurückführte, berichtete er Angélique, dass ihre jüngste Schwester Marie-Agnès dank seiner Fürsprache eine der äußerst begehrten Stellungen eines Ehrenfräuleins der Königin erhalten habe.
    Â»Wie schön!«, platzte sie heraus. »Marie-Agnès im Louvre! Ich bin mir sicher, dass sie dort eine rasche und umfassende Ausbildung erhalten wird.«
    Â»Madame de Navailles nimmt sich der Ehrenfräulein ganz besonders an. Sie ist eine sehr liebenswürdige Person, und dazu klug und umsichtig. Ich sprach gerade mit dem Beichtvater der Königin, der mir erzählte, welch großen Wert Ihre Majestät auf den einwandfreien Lebenswandel ihrer Ehrenfräulein legt.«
    Â»Bist du tatsächlich so naiv...?«
    Â»Das ist eine Schwäche, die unsere Oberen nicht dulden.«
    Â»Dann sei auch nicht so ein Heuchler«, entgegnete Angélique.
    Das freundliche Lächeln wich nicht aus Raymonds Gesicht.
    Â»Ich sehe mit Freude, dass du dich nicht verändert hast, meine liebe Schwester. Ich hoffe, dass du in dem Haus, das ich dir nannte, Ruhe finden wirst. Geh jetzt, ich werde für dich beten.«

    Â»Diese Jesuiten sind wirklich bemerkenswerte Leute«, erklärte Desgrez wenig später. »Warum bin ich nur nicht Jesuit geworden?«
    Â 
    Ãœber diese Frage dachte er nach, bis sie die Rue de l’Enfer erreichten.
    Hortense empfing ihre Schwester und den Advokaten mit feindseliger Miene.
    Â»Wunderbar! Wunderbar!«, schimpfte sie und tat so, als gelänge es ihr nur mit Mühe, sich zu beherrschen. »Ich sehe schon, jedes Mal, wenn du dich davonmachst, kommst du in einem noch beklagenswerteren Zustand zurück. Und natürlich immer in Begleitung.«
    Â»Hortense, das ist Maître Desgrez!«
    Hortense wandte dem Advokaten, den sie wegen seiner schäbigen Kleidung und seines lasterhaften Rufs nicht leiden konnte, den Rücken zu.
    Â»Gaston!«, rief sie. »Kommt her und seht Euch Eure Schwägerin an. Ich hoffe, das wird Euch endgültig von ihr kurieren!«
    Verärgert über die Aufforderung seiner Frau, kam Maître Fallot de Sancé heran, doch bei Angéliques Anblick blieb ihm vor Verblüffung der Mund offen stehen.
    Â»Mein armes Kind, in welchem Zustand...!«
    In dem Moment läutete es an der Tür, und Barbe führte Gontran herein. Bei seinem Anblick geriet Hortense vollends außer sich und brach in heftige Verwünschungen aus.
    Â»Was habe ich dem Herrn bloß getan, dass er mich mit solchen Geschwistern straft? Wer soll mir jetzt noch glauben, dass meine Familie tatsächlich von altem Adel ist? Meine Schwester kommt wie eine Lumpensammlerin gekleidet nach Hause! Und mein Bruder ist so tief gesunken, dass er mittlerweile sogar gezwungen ist, seinen Lebensunterhalt als grober Handwerker zu verdienen, den Adlige und Bürger ungestraft duzen und
mit dem Rohrstock verprügeln dürfen...! Man hätte nicht nur diesen schrecklichen, verkrüppelten Hexenmeister in die Bastille sperren sollen, sondern euch beide gleich noch dazu!«
    Â 
    Angélique achtete nicht auf ihr Gezeter und rief nach ihrer jungen Magd aus dem Béarn, damit diese ihr half, ihre Sachen zusammenzupacken.
    Hortense verstummte und schnappte nach Luft.
    Â»Da kannst du lange rufen! Die ist fort.«
    Â»Was meinst du damit, fort?«
    Â»Meine Güte, wie der

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