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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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sondern auch durch ihre Jugend – sie war siebzehn Jahre alt gewesen, als sie Scarron heiratete – und ihre Schönheit auszeichnete.
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    Niemand wagte es laut zu sagen, aber hinter vorgehaltener Hand versicherten alle – genau wie auch Hortense es ihrer Schwester gegenüber beteuert hatte -, dass die Gesellschaften im Hôtel de Rambouillet an Glanz bei weitem übertroffen wurden von den Zusammenkünften im Haus in der Rue Neuve Saint-Louis, bei diesen beiden seltsamen Gastgebern: dem verkrüppelten Dichter und der schönen Waise, die er geheiratet hatte.
    All das lag noch nicht lange zurück, genau wie für Angélique die prunkvolle Hochzeit des Königs in Saint-Jean-de-Luz, sodass die beiden Frauen schon bald über gemeinsame Bekannte plauderten. Den Marquis d’Armentières, Humières, Jarzé, Méré, de Bar und all die anderen... Es stellte sich heraus, dass Madame de Navailles, die zur Ehrendame der jungen Königin Maria Theresia ernannt worden war, Françoises Patentante war. Sie hieß ursprünglich Suzanne de Baudéan und war die Tochter von Madame de Neuillant, jener griesgrämigen Tante, die Françoise später in ihre Obhut genommen hatte. Denn in einem Anfall von Weitsicht hatte Jeanne de Cardilhac, Constants Gemahlin, verlangt, dass ihre Tochter genau wie sie selbst katholisch getauft wurde.
    Â»Aber Madame de Navailles erscheint mir sehr jung, um Eure Patin gewesen zu sein«, bemerkte Angélique.
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    Und wieder erschien auf den Lippen von Françoise d’Aubigné jenes sanfte, belustigte oder resignierte Lächeln, mit dem sie stets von ihrer merkwürdigen Kindheit erzählte.
    Â»Ihr habt recht, sie war damals noch ein kleines Mädchen und ich ein Säugling von ein paar Monaten. Aber keine der wohlmeinenden Damen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, meine
Mutter zu retten, wollte vor Gott die Verantwortung für mich übernehmen, denn sie waren der Ansicht, meine Mutter habe sie verraten, nachdem sie ihr zuvor das Versprechen abgerungen hatten, ihrem Mann nicht mehr zu erlauben, sich ihr zu nähern. Später habe ich ein paar Jahre meiner Kindheit zusammen mit meiner Cousine und Patin verbracht. Madame de Neuillant, ihre Mutter, war sehr geizig und ließ uns die Arbeit der Mägde verrichten, so mussten wir unter anderem die Truthähne hüten. Dabei ließ sie uns aber Masken und Handschuhe tragen, damit wir nicht unseren Teint und unsere Haut verdarben.«
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    Madame Scarron hoffte, dass ihre Cousine durch ihre neue Stellung über genügend Einfluss verfügte, um die Übertragung der Pension zu erwirken, die die Königinmutter einst dem Dichter Scarron gewährt hatte. In den ersten Jahren seines Leidens, als er plötzlich in tiefstem Elend dasaß, hatten seine Freunde bei Königin Anna von Österreich, die kurz zuvor die Regentschaft für ihren Sohn übernommen hatte, um eine Pension für ihn ersucht. Er hatte seiner Herrscherin gedankt, indem er im Hôtel de Bourgogne die Komödie »Jodelet« aufführen ließ, die ihn berühmt machte.
    Als sei ihr mit einem Mal bewusst geworden, wie dramatisch all diese Erinnerungen klangen, erklärte Françoise d’Aubigné, dass für ihre Mutter, Jeanne de Cardilhac, dieser fürchterliche Constant alles gewesen sei! Um ihn wiederzufinden, ihm zu folgen, ihn nicht zu verlieren, hatte diese Frau größte Kühnheit bewiesen. Sie hatte alles gewagt, hatte sich Richelieu zu Füßen geworfen, damit er ihm die Freiheit wiedergebe, und die entsetzlichen Überfahrten über den Atlantik auf sich genommen, um ihm zu folgen oder nach ihm zu suchen.
    Um seinetwillen hatte sie ein Leben voller Raserei, Demütigungen, Elend und ewiger Sorge ertragen, und man hätte beinahe glauben können, dass sie sich dessen nicht einmal bewusst war.
    Sie hatte ihn mit siebzehn Jahren geheiratet. Ihr Vater war der Kommandant der Festung Château Trompette in Bordeaux gewesen, wo der damals zweiundvierzigjährige Constant d’Aubigné wegen seiner Schulden eingekerkert war.
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    Â»Er war genau wie sein Vater Agrippa, attraktiv, elegant, verführerisch und von einer Eloquenz, die ihm den Anschein eines brillanten Verstands verlieh. Verständlich, dass die ›Tochter des Kerkermeisters‹ ihm für alle Zeiten verfiel und jeden Sinn für ein normales Leben verlor, das sie und ihre Kinder

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