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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Golon Anne
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gehört ja schließlich auch zum Leben, nicht wahr! Maître Aubin ist der Bruder meines verstorbenen Mannes, und er hat selbst nur Töchter. Nach dem Tod meines Mannes hat Maître Aubin mir einen Brief in den kleinen Ort geschickt, in dem wir wohnten. Er schrieb, er würde sich um meinen Sohn kümmern und ihm das Handwerk beibringen, vielleicht würde er ihm später sogar sein Amt überlassen. Und wisst Ihr, Scharfrichter von Paris, das ist schon etwas! Ich hoffe, dass ich noch lange genug lebe, um meinen Sohn die roten Hosen und das rote Wams tragen zu sehen...«
    Â 
    Und sie richtete einen beinahe zärtlichen Blick auf den dicken, runden Kopf ihres grausigen Sprösslings, der immer noch sein Essen in sich hineinschaufelte.
    Womöglich hat er noch heute Morgen einem Gehenkten den Strick um den Hals gelegt, dachte Angélique entsetzt. Die Jungen aus der Nachbarschaft haben recht: Man sollte nicht so hei ßen, wenn man diesen Beruf ausübt!
    Â»Mein Mann war auch Scharfrichter«, erzählte die Witwe, die ihr Schweigen als wohlwollende Teilnahme auffasste. »Aber auf dem Land ist das natürlich etwas anderes, Hinrichtungen werden ja nur in den größeren Städten ausgeführt. Im Grunde war er Schinder und Wasenmeister, auch wenn er hin und wieder einen Dieb der peinlichen Befragung unterzogen hat...«
    Glücklich darüber, endlich einmal nicht durch entsetzte Proteste unterbrochen zu werden, plauderte sie weiter.
    Man solle nicht glauben, das Amt des Scharfrichters sei einfach. Die Vielfalt der Methoden, die angewandt wurden, um Missetätern ein Geständnis zu entreißen, hatten es zu einem komplizierten Beruf gemacht. Dem kleinen Cordaucou mangelte
es beileibe nicht an Arbeit! Er musste lernen, wie man mit einem einzigen Schwert- oder Beilhieb den Kopf vom Körper trennte, wie man mit glühenden Eisen brannte, die Zunge durchstach, hängte, ertränkte oder räderte, wie man die Folter des Vierteilens, die Wasserfolter, die Spanischen Stiefel und den Wippgalgen anwandte …
    Â 
    An diesem Tag rührte Angélique ihr Essen nicht an und beeilte sich, rasch in ihr Zimmer zurückzukehren.
    Hatte Raymond gewusst, welchen Beruf der Sohn der Witwe Cordeau ausübte, als er seine Schwester zu ihr geschickt hatte? Nein, ganz sicher nicht. Trotzdem kam Angélique nicht eine Sekunde auf den Gedanken, dass ihr gefangener Gemahl jemals in die Hände des Scharfrichters geraten könnte. Joffrey de Peyrac war ein Adliger! Es gab sicherlich ein Gesetz oder ein Privileg, das es verbot, Adlige der Folter zu unterziehen. Sie musste unbedingt Desgrez danach fragen... Der Henker war etwas für die Armen, die vor den Markthallen an den Pranger gestellt, nackt an den Straßenkreuzungen ausgepeitscht oder auf der Place de Grève gehängt wurden. Für das »Galgenfutter«, das dem einfachen Volk seine beliebtesten Zerstreuungen bot. Nicht für Joffrey de Peyrac, den letzten Nachkommen der Grafen von Toulouse …
    Â 
    Von dem Tag an ging Angélique nicht mehr so häufig hinunter in die Küche von Madame Cordeau.
    Die Freundschaft zu Françoise Scarron war ihr in jener Zeit eine große Stütze. Da sie ein wenig Geld besaß, kaufte sie Holz, um ein schönes Feuer anzuzünden, und lud die junge Witwe in ihr Zimmer ein.
    Diese empfing gelegentlich Besuch von einigen der vornehmen Persönlichkeiten, mit denen sie verkehrt hatte, als der satirische Schriftsteller Scarron noch der Mittelpunkt eines kleinen Kreises von Schöngeistern gewesen war.

    Eines Tages erkannte Angélique durch die Wand hindurch die laute Stimme von Athénaïs de Tonnay-Charente. Sie wusste, dass die schöne Poitevinerin einen recht stürmischen Aufstieg in der Pariser Gesellschaft hinlegte, aber noch keinen Ehemann mit eindrucksvollem Titel und ebensolchen Einkünften an Land gezogen hatte.
    Â 
    Ein anderes Mal war es eine lebhafte blonde Frau, die immer noch schön war, obwohl sie auf die vierzig zuging.
    Â»Was wollt Ihr, meine Liebe, man muss sein Leben nun einmal jeden Tag so vergnüglich wie möglich gestalten«, hörte Angélique sie sagen, als sie sich verabschiedete. »Es tut mir weh, zu sehen, wie Ihr in Euren abgetragenen Kleidern in diesem kalten Zimmer haust. Jemand, der so schöne Augen hat wie Ihr, darf einfach nicht in solchem Elend leben.«
    Françoise antwortete etwas, das Angélique nicht

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