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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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hinaus in den Flur, wo mit dem Nahen des Morgengrauens kalte Feuchtigkeit aus den alten Steinen zu quellen schien.
    »Warum ist da diese kleine Klappe an Eurer Tür?«, wollte Angélique wissen.
    »Früher waren wir ein Eremiten-Orden. Die Patres verließen ihre Zelle nur zu den Chorgebeten, und selbst das war ihnen während der Fastenzeit verboten. Die Laienbrüder stellten vor diesen Klappen ihre Mahlzeiten ab. Und jetzt seid still, meine Kleine, und verhaltet Euch so unauffällig wie möglich, tut mir den Gefallen.«
    Unter Umhängen verborgene Gestalten kamen an ihnen vorbei, und sie hörte das Klappern der Rosenkränze und gemurmelte Gebete.
    Angélique kauerte sich in einem Winkel der Kapelle zusammen und versuchte zu beten, aber die monotonen Gesänge und der Geruch der brennenden Wachskerzen schläferten sie ein.
    Als sie aufwachte, war die Kapelle wieder verlassen, doch von den gerade erst gelöschten Kerzen stiegen noch Rauchfäden hinauf in das dunkle Gewölbe.
    Sie trat ins Freie. Die Sonne ging auf. In ihrem purpurnen Licht hatten die Ziegeldächer die Farbe von Goldlack. Tauben gurrten im Garten neben einem steinernen Heiligen. Angélique
streckte sich ausgiebig und gähnte. Sie fragte sich, ob sie das alles nicht bloß geträumt hatte …
     
     
     
    Der herzliche, aber behäbige Bruder Anselme spannte sein Maultier erst nach dem Mittagessen vor den Karren.
    »Macht euch keine Sorgen, ihr Schlingel«, sagte er fröhlich. »Das schiebt nur eure Tracht Prügel auf. Wir werden erst nach Einbruch der Dunkelheit in eurem Dorf ankommen. Dann sind Eure Eltern müde von ihrem Tagwerk und wollen schlafen.«
    Wenn sie nicht draußen auf den Feldern sind und nach ihren Sprösslingen suchen, dachte Angélique mit schlechtem Gewissen. Sie hatte den Eindruck, innerhalb weniger Stunden plötzlich gealtert zu sein. Ich werde nie wieder Dummheiten machen, nahm sie sich mit einer Entschlossenheit vor, in die sich ein Hauch Wehmut mischte.
    Aus Respekt vor ihrem Stand ließ Bruder Anselme sie neben sich auf den Sitz klettern, während die kleinen Jungen sich hinten auf dem Karren drängten.
    »Hü! Mein liebes Maultier, mein gutes Maultier«, sang der Mönch vor sich hin, während er die Zügel schwang.
    Doch das Tier hatte es nicht eilig. Als es Abend wurde, befanden sie sich immer noch auf der Römerstraße.
    »Ich werde eine Abkürzung nehmen«, sagte der Mönch. »Das Ärgerliche daran ist, dass wir dann in der Nähe von Vauloup und Chaillé vorbeikommen, und das sind protestantische Dörfer. Gebe Gott, dass es bis dahin ganz dunkel geworden ist und diese Ketzer uns nicht bemerken. Meine Kutte wird dort nicht gerne gesehen.«
    Er stieg ab, um das Maultier auf einen ansteigenden Seitenweg zu ziehen. Angélique, die sich ein wenig die Beine vertreten wollte, gesellte sich zu ihm und spazierte neben ihm her. Überrascht
sah sie sich um, als ihr klar wurde, dass sie noch nie in dieser Gegend gewesen war, obwohl sie doch nur drei Meilen von Monteloup entfernt waren. Der Pfad verlief quer über eine Art Geröllhalde, die beinahe wie ein aufgegebener Steinbruch anmutete.
    Und als Angélique sich genauer umsah, erkannte sie tatsächlich ein paar Ruinen. Ihre nackten Füße rutschten auf geschwärzter Schlacke aus.
    »Das sind ja seltsame Steine«, sagte sie und bückte sich, um den schweren Stein aufzuheben, an dem sie sich verletzt hatte.
    »Das ist eine alte Bleimine aus der Zeit der Römer«, erklärte der Mönch. »Sie taucht in unseren alten Schriften unter dem Namen Argentum auf, weil man hier anscheinend auch Silber förderte. Im dreizehnten Jahrhundert hat man versucht, sie wieder in Betrieb zu nehmen, und die wenigen aufgegebenen Schmelzöfen, die Ihr hier seht, stammen vor allem aus dieser jüngeren Zeit.«
    Sie hörte interessiert zu.
    »Und das Erz, aus dem das Blei gewonnen wurde, ist bestimmt diese erstarrte, schwere schwarze Lava hier?«
    Bruder Anselmes Stimme nahm einen belehrenden Ton an. »Nein, nein! Das Erz ist dieser gelbliche Boden in großen Blöcken. Es heißt, daraus könne man auch Gifte auf Arsenbasis herstellen, also hebt bloß nichts davon auf! Aber wartet einen Moment, hier gibt es noch silbern glänzende, zerbrechliche Würfel, die dürft Ihr anfassen.«
    Der Mönch suchte eine Weile, dann rief er Angélique zu sich, um ihr auf einem Felsen eine Art geometrisches Relief aus schwarzem Gestein zu zeigen. Er kratzte ein wenig davon ab, und darunter kam eine funkelnde silberfarbene Oberfläche

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