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Angelique und der Koenig

Angelique und der Koenig

Titel: Angelique und der Koenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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dem Großkämmerer assistierte. Der heiße Blick des Königs heftete sich auf ihr geneigtes Profil und das schwere, glitzernde Ohrgehänge, das bei jeder ihrer Bewegungen ihre samtige Wange streichelte.
»Habt Ihr Euch Eurer Skrupel begeben, Madame?«
»Sire, die Güte Eurer Majestät verwirrt mich.«
»Das Wort Güte ist hier nicht am Platz. Ach, Bagatellchen, was vermögen wir gegen die Liebe?« sagte der König im Ton resignierender Leidenschaft. »Es ist ein Gefühl, das kein Mittelmaß kennt. Wenn ich nicht niedrig handeln kann, bin ich gezwungen, großmütig zu handeln, wie es auch jeder andere täte... Habt Ihr gemerkt, wie gut sich Euer Sohn in seinem Amt macht?«
Er wies auf Florimond, der dem Obermundschenk zur Hand ging. Wenn der König zu trinken verlangte, holt der von einem der Aufseher verständigte Obermundschenk vom Anrichtetisch ein Tablett, auf dem je eine Karaffe mit Wasser und Wein und ein Stengelglas standen. Damit begab er sich zum Großkämmerer, wobei ihm der kleine Page mit dem »Probiergefäß« voranging. Es war eine silberne Tasse, in die der Großkämmerer ein wenig Wasser und Wein goss, worauf er sie dem Verwalter der Hofkellerei zum Trinken reichte. Nachdem sich so erwiesen hatte, dass das Getränk des Königs nicht vergiftet war, wurde sein von Florimond ehrfurchtsvoll dargereichtes Glas gefüllt. Der Kleine vollzog diesen Ritus mit der Ernsthaftigkeit eines Chorknaben. Der König beglückwünschte ihn zu seiner Gewandtheit, und Florimond bedankte sich, indem er würdevoll seinen Lockenkopf neigte.
»Euer Sohn ähnelt Euch nicht mit seinen schwarzen Augen und Haaren. Er besitzt die brünette Anmut der Menschen aus dem Süden.«
Angélique wurde abwechselnd rot und blass. Ihr Herz begann wild zu klopfen. Der König legte seine Hand auf die ihre.
»Wie sensibel Ihr seid! Wann werdet Ihr endlich aufhören, Euch zu ängstigen? Habt Ihr immer noch nicht begriffen, dass ich Euch nichts Böses zufügen werde?«
Als er beim Aufstehen den Arm um ihre Taille legte, um ihr den Vortritt zu lassen, verwirrte sie das mehr als jede gewagtere Geste. Sie ging mit Philippe durch das Lager zurück. In den schmalen Gassen mischte sich das unruhig flackernde Rot der Biwakfeuer mit dem goldgelben Schein der Kerzen, die in den offenen Zelten der Prinzen und Offiziere angezündet wurden.
Das des Marschalls du Plessis war aus goldbestickter Seide, ein wahres Wunder militärischer Eleganz, das zwei Sessel aus edlem Holz, einen niedrigen Tisch und Sitzkissen aus golddurchwirktem Stoff enthielt. Die den Boden bedeckenden kostbaren Teppiche und ein gleichfalls mit Decken verhüllter Diwan verliehen dem luftigen Raum den reichen Glanz orientalischer Pracht – einer Pracht, die dem schönen Marquis mehr als einmal zum Vorwurf gemacht worden war, denn der König war im Feldlager nicht so gut untergebracht wie er. Doch Angélique fand sich von einem seltsamen Gefühl der Rührung bewegt. Bewies derjenige nicht größere Seelenstärke, unerbittlicheren Willen, der den Feind im Spitzenkragen angriff und am Abend nach der Schlacht mit Ringen an den Fingern, parfümiertem Schnurrbart und glänzenden Stiefeln erschien, als die andern, die den Schweiß, den Schmutz und die Flöhe als unvermeidliche Begleiterscheinungen der Feldzüge hinnahmen? Philippe schnallte sein Degengehänge ab. La Violette trat hinzu, um seinem Herrn beim Ausziehen behilflich zu sein. Mit einer ungeduldigen Handbewegung wurde er wieder hinausgeschickt.
»Soll ich Eure Frauen rufen lassen?« fragte Philippe.
»Ich glaube nicht, dass es nötig ist.«
Sie hatte die Demoisellen Gilandon und Javotte in der Obhut des Gastwirts zurückgelassen und nur Thérèse mitgenommen, ein alles andere als schüchternes Mädchen. Nachdem sie ihrer Herrin beim Anlegen ihres Putzes geholfen hatte, war sie ohnehin verschwunden, und es wäre bestimmt nutzlos gewesen, sich auf die Suche nach ihr zu machen.
»Ihr werdet mir behilflich sein, Philippe«, sagte Angélique lächelnd. »Ich glaube, ich muss Euch auf diesem Gebiet noch manches beibringen.«
Sie trat zu ihm und legte ihren Kopf mit einer schmeichelnden Geste an seine Schulter.
»Froh, dass ich da bin?«
»Leider ja.«
»Warum leider?«
»Ihr nehmt meine Gedanken zu sehr in Beschlag. Ich lerne die ungewohnten Qualen der Eifersucht kennen.«
»Weshalb quält Ihr Euch? Ich liebe Euch doch!«
Ohne etwas zu erwidern, zog er sie an sich. Im Halbdunkel erschienen ihr die brennenden Augen des Königs. Draußen begann ein

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