Angels - Meine Rache waehrt ewig
stundenlang schlafen würde. Der Alligator war durch das Eis sicher aufbewahrt. Er hörte das Feuerzeug klicken und roch den brennenden Tabak. Müde wie er war, schlief er ein und öffnete erst wieder ein Auge, als er merkte, wie sie sich bewegte.
Fast sechs Stunden waren vergangen. Er wollte noch länger schlafen – er hatte es sich verdammt noch mal verdient –, aber er musste nach dem Alligator sehen und sicherstellen, dass er noch gut gekühlt war. Außerdem krähten die verfluchten Zwerghähne von Jed Stomp, seinem Vollidioten von Nachbarn, so schrill und durchdringend, dass sie Tote hätten wecken können.
Als er aus dem Bett kletterte, verspürte er einen leichten Kopfschmerz. Er versetzte Mindy Jos nacktem, rundem Hintern einen spielerischen Klaps und ging in die Küche, wo er wieder seine Jagdklamotten anzog.
Die Sonne stand hoch am Winterhimmel, der Tag schien warm zu werden für Januar. Eine Krähe saß auf dem Dachgipfel, beäugte ihn und stieß lästige heisere Schreie aus.
»Oh, halt bloß den Schnabel«, murmelte er und wünschte, er hätte seine Zweiundzwanziger bei sich.
In der Garage öffnete er die Ladefläche seines Trucks und machte sich daran, den Alligator in der Plane auf den Schotter der Auffahrt zu ziehen. Das Krächzen der Krähe wurde von einem noch lauteren Häher erwidert. Im Haus lärmte die Kaffeemühle. Mindy Jo war offenbar aufgestanden.
Boomer ignorierte die morgendliche Kakophonie, schnappte sich sein schärfstes Messer und wandte sich wieder dem Alligator zu. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber er zählte in seinem Kopf bereits die Dollars zusammen. Gerade als er die unschöne Angelegenheit zu Ende bringen wollte, hörte er, wie sich mit einem Quietschen die Fliegengittertür öffnete und wieder zufiel.
Mindy Jo trat in einem asiatischen Seidenhausmantel und rosa Pantöffelchen auf die geschützte Veranda. Sie hielt eine Tasse mit dampfendem Kaffee in einer Hand und eine brennende Zigarette in der anderen. Drei von den Katzen strichen um ihre Beine. Der graue Kater ohne Schwanz und mit nur einem Auge besaß die Unverfrorenheit, ihn anzustarren. Mein Gott, wie er dieses dämliche Vieh hasste!
»Ein ganz schöner Brocken«, sagte sie, ohne von der Veranda herunterzukommen, und betrachtete den toten Alligator. »Hast du nur einen geschnappt?« Sie zog an ihrer Zigarette und legte den Kopf zurück, um den Rauch aus dem Mundwinkel zu pusten.
»Fürs Erste. Ich schaue später nach den anderen Fallen.« Boomer schwitzte, schuftete schwer beim Ausweiden des Tieres. »Er hat nicht allzu viele Narben. Gute Haut. Wird einen guten Preis bringen.«
»Schön«, sagte sie und zog abermals heftig an ihrer Zigarette. »Willst du Maisgrütze und Schinken?«
»Ja.«
»Eier?«
»Na klar … hey, was zum Teufel …« Irgendetwas stimmte nicht. Er hatte schon jede Menge Alligatoren ausgeweidet, aber noch nie einen gesehen, dessen Magen so merkwürdig geformt war. »Was zur Hölle hast du denn gefressen, großer Junge?«
»Wag es ja nicht, ihn hier auszuweiden!«, kreischte Mindy Jo.
Zu spät. Boomers Neugier hatte bereits die Oberhand gewonnen. Er schlitzte dem Alligator den Bauch auf. Es stank nach Magensäure und totem Fisch.
Boomer sprang zurück. »Ach du Scheiße!« Bei dem Anblick hätte er sich fast übergeben.
»Was ist?«, fragte Mindy Jo.
»Ich glaube, wir stecken in Schwierigkeiten«, sagte er und fragte sich, wie zur Hölle er die Sache mit dem illegal erlegten Alligator erklären sollte. Aber Boomer hatte ein Gewissen. »Ruf den Sheriff.«
»Den Sheriff?« Mindy Jos Pantoffeln klapperten die beiden Stufen herunter und über den gepflasterten Weg auf ihn zu.
»Tu, was ich sage. Dieser Kerl hier hat kein Feigengebäck gefuttert, so viel steht fest.«
Das Klackern verstummte. Mindy Jos Schatten fiel über ihn und den geöffneten Bauch des toten Reptils. »Mein Gott!«, flüsterte sie, als ihre Augen über den stinkenden Inhalt des Alligatormagens glitten. Zwischen Krebsen, Fröschen, Schildkröten und Fischen lag ein Arm, ein sehr menschlicher Arm von einer Frau, mit einer Hand daran. Die Fingernägel waren lackiert.
Durchziehen, durchziehen, durchziehen!
Kristi kraulte mit gleichmäßigen Zügen durch den Pool und spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten. Ihr Atem ging ruhig. Sie war seit über einer halben Stunde im Wasser, wollte vierzig Minuten schwimmen.
Der Chlorgeruch war überall, und die Fenster des College-Schwimmbads waren beschlagen. Doch
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