Angels of the Dark: Verruchte Nächte
Brust wie ein Stück Papier und begann, gefühlt Hunderte Drei-gewinnt-Spielfelder aufzuzeichnen. Er hatte Kreuz, sie hatte Kreis, und jedes Spiel ging unentschieden aus.
Na ja, jedenfalls bis sie ein Feld um seine Brustwarze herum aufmalte und diese zum Mittelkreis erklärte, womit sie die köstlichste Empfindung in seine Lenden sandte, von denen er eigentlich erwartet hatte, sie würden noch tagelang in erschöpfter Totenstarre verharren. Als sie es bemerkte, musste sie lachen, und natürlich lenkte dieses Lachen ihn ab. Zum ersten Mal gewann sie.
Am Ende war er von Kopf bis Fuß bemalt, genau wie sie. Doch er hatte keine Spielfelder auf ihre Haut gemalt – er hatte seinen Namen geschrieben. Und plötzlich verstand er den Reiz von Tattoos. Es gefiel ihm, seinen Namen auf ihrem Leib verewigt zu sehen, und er vermutete, andersherum würde es ihm ebenso gefallen.
Annabelle formte einen Kreis mit ihren Fingern und blickte hindurch, als sei sie eine Wissenschaftlerin und ihre Hände ein Vergrößerungsglas. „Ich will ein Foto von dir, genau … so. Du bist …“ Auf einmal verdunkelten ihre Augen sich zu einem gequälten Marineblau, und sie ließ ihre Hände schwer an ihre Seiten sinken.
Jeder seiner Muskeln erstarrte, doch er kämpfte dagegen an und legte eine Hand an ihre Wange. „Was ist los?“
„Er hat mir die Sachen ausgezogen und Fotos von mir gemacht.“ Sie senkte die Wimpern, brannte praktisch ein Loch in seine Brust mit ihrem Blick.
„Wer?“, flüsterte Zacharel scharf, doch er kannte die Antwort bereits. Schon vorher hatte das Wissen, dass ein Mann sichdieser lieblichen Frau aufgedrängt hatte, ihn erbost, nein, ihn erzürnt und empört. Doch jetzt, nach allem, was Annabelle und er miteinander geteilt hatten, nachdem er sie unter seinen Händen gespürt hatte und ihre Hände auf seiner Haut, nachdem er die Freuden einer solchen Nähe kennengelernt hatte, spürte er rasende Wut.
„Dr. Fitzherbert. Er hat nicht nur Fotos gemacht. Er hat mich auch angefasst.“ Scham tränkte ihre Stimme, tropfte, tropfte auf seine Haut, überzog seinen Leib wie eine Schicht schwarzen Öls, wie das in seiner Wolke.
„Wo hat er dich angefasst? Erzähl mir alles, Annabelle.“
Nur zu bald fühlte sich Zacharel, als atmete er Feuer, als verbrannte sein Körper unter einem wahnsinnigen Fieber. Während Annabelle sediert an ein Bett gefesselt gewesen war, hatte der Mensch, der für ihr Wohlergehen sorgen sollte, an ihr herumgedrückt und sie geleckt, sie an Stellen berührt, die für ihn verboten waren. Und dass dieser Widerling sich Erinnerungsfotos von seinem Missbrauch mitgenommen hatte, dass er sich höchstwahrscheinlich noch jetzt daran aufgeilte …
„Es tut mir leid, dass du das ertragen musstest.“ Dass er sie nicht früher gefunden hatte.
Sie hob die Wimpern und darunter loderte das Feuer, das auch er in sich spürte. „Wenn ich stärker bin, gehe ich noch mal zu ihm.“
Schon jetzt war sie stark genug, doch Zacharel hörte die Angst in ihrer Stimme. Ein Überbleibsel aus ihrer Vergangenheit, das sie noch nicht überwunden hatte. Er wusste, dass ein Teil von ihr damit rechnete, der Arzt würde sie unter Drogen setzen und einsperren, sie von Neuem hilflos machen.
Stumm erhob Zacharel sich vom Bett und zog sich an. Er zog Annabelle auf die Beine, half ihr, die neuen Kleider anzuziehen, die Thane an der Tür hinterlassen hatte, zog ihr Gewand über den Kopf und nahm sie in die Arme. Immer noch schweigend flog er mit ihr aus dem Gebäude und in den Nachthimmel, wo kühle Luft mit ihren Haaren spielte. Auch sie sagte kein Wort. Zweifellos wusste sie, wohin er sie brachte.
In Thanes Bericht über Annabelles Leben war die Adresse eines jeden Menschen aufgelistet, mit dem sie in Kontakt gekommen war. Je näher sie Colorado kamen, desto kälter wurde die Luft, und selbst mit dem Pelzfutter in ihrem Gewand begann Annabelle bald zu zittern.
„Dafür haben wir jetzt keine Zeit“, murmelte sie.
Das einstöckige Haus des Arztes kam in Sicht. „Die Zeit nehmen wir uns.“ Um ehrlich zu sein, hätte Zacharel das schon viel früher tun müssen. „Es gibt Momente der Gnade und Momente, in denen man sich zur Wehr setzen muss.“
Er flog hinein, landete und ließ Annabelle los. Am liebsten hätte er sie weiter festgehalten, außerdem wollte er dem Mann, der sie gequält hatte, größtmögliche Schmerzen zufügen, doch hier ging es nicht um ihn und seine Wünsche, begriff er. Es ging um das, was Annabelle
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