Angels of the Dark: Verruchte Nächte
brauchte. Wenn er Fitzherbert folterte, würde Zacharel sich besser fühlen, aber was würde es Annabelle bringen? Höchstens ein flüchtiges Gefühl der Befriedigung.
Aufmerksam streifte er durch das Haus, Annabelle auf seinen Fersen.
„Was wirst du tun?“, fragte sie leise.
„Ich? Nichts“, erwiderte er in seinem normalen Tonfall. Dies war ihr Kampf, ihr lang erwarteter Sieg. Ihm fiel auf, wie ordentlich alles war, wie schlicht. Fitzherbert legte mehr Wert auf Komfort als auf Luxus, und doch stellte er ästhetische Gesichtspunkte über praktische. Eine seltsame Kombination. „Außer, du wünschst, dass ich etwas tue.“
„Schhh! Was, wenn er hier ist?“
„Das ist er. Ich kann ihn atmen hören. Aber er kann uns nicht wahrnehmen.“ Noch nicht.
Sie entspannte sich, aber nur ein bisschen.
Die Lichter waren aus, doch Zacharels Blick durchdrang die Schatten ohne Probleme. Er machte das Schlafzimmer ausfindig und stellte sich an das Fußende des schmalen Doppelbetts. In der Mitte lag ein kleiner Haufen, Fitzherbert, und schnarchte friedlich.
Annabelle an seiner Seite verspannte sich.
„Er ist geschieden und hat zwei Kinder“, erklärte Zacharel. „Teenager. Sie leben bei ihrer Mutter, er ist also allein.“
„Denkst du, ich sollte ihn … umbringen?“
Wenn sie das tat, würde man Zacharel die Schuld dafür zuweisen. Wie schon bei der besessenen Driana machte ihm die Vorstellung nichts aus. Mit Freuden würde er die Konsequenzen tragen. „Wird dir das Frieden schenken?“
Ein Moment des Schweigens. Dann sackten ihre Schultern herab. „Nein. Für den Rest meines Lebens würde ich mich an das erinnern, was ich ihm angetan habe, statt an das, was er mir angetan hat. Ich hätte einen Menschen getötet, genau wie dieser Dämon meine Eltern umgebracht hat.“
„Ich werde ihn töten, wenn es das ist, was du willst, und ich verspreche dir, ich kann sein Leiden in die Länge ziehen. Oder, wenn dir das lieber ist, ich kann ihm ein schnelles Ende bereiten. Mich würde beides zufriedenstellen.“
Wieder schwieg sie einen langen Moment, während sie die Hände rang. „Nein. Ich werde nicht zulassen, dass du für so etwas fällst.“
Dann würde er ihr niemals verraten, dass ihre Taten in dieser Hinsicht waren, als hätte er sie ausgeführt.
„Würdest du … ich weiß nicht… ihn aufwecken und festhalten?“
Darum musste sie ihn kein zweites Mal bitten. Mit einem bloßen Gedanken erlaubte Zacharel ihren Gestalten, sich zu verfestigen. Er breitete die Flügel aus und stieg auf, schwebte über Fitzherbert, packte ihn bei der Kehle und schleuderte ihn an die Wand. Unter seinem Aufprall knackte der Putz und kleine Staubwolken stiegen empor. Augenblicklich war Zacharel wieder bei ihm, hielt ihn erneut bei der Kehle, hob ihn von den Füßen und presste ihn an die Wand.
Der Aufprall hatte Fitzherbert geweckt, und jetzt strampelte er wild, um sich zu befreien.
Annabelle drückte den Lichtschalter, und als der Mensch sah, wer ihn festhielt – und wer dabei zusah –, erstarrte er, und sein Gesicht verfärbte sich kränklich grün. Ihm fiel die Kinnlade herunter und ein Tropfen Spucke lief ihm von der Unterlippe.
„Sag ihr, wo die Fotos sind“, verlangte Zacharel und lockerte seinen Griff gerade genug, dass der Mann antworten konnte.
Das Grün wurde dunkler. „Ich w-weiß nicht, w-wovon – okay, okay, ich weiß es“, schwenkte er hastig um, als Zacharel ihn wieder fester packte. „Ich h-hab sie gelöscht. Natürlich. Ich schwöre es.“
In diesem Augenblick legte sich ein widerwärtiger Geschmack auf Zacharels Zunge. „Eine Lüge. Und ich kann Lügner nicht leiden, Dr. Fitzherbert.“ Er verstärkte seinen Griff, fesselte Fitzherbert wie mit einem Schraubstock und spürte die Knochen des Mannes unter seinen Fingern knacken.
Du sollst ihn nicht töten, denk dran .
„Er hätte nicht riskiert, sie entwickeln zu lassen“, bemerkte Annabelle mit unmerklich bebender Stimme. „Ich wette, sie sind immer noch auf seinem Handy. Oder vielleicht auf seinem Computer.“
Augenblicklich begann Fitzherbert sich zu wehren, schlug und kratzte nach Zacharels Armen.
„Ich wette, so ist es“, stellte Zacharel fest.
Immer blasser werdend nahm Annabelle das Mobiltelefon, das auf dem Nachttisch lag. Sie drückte ein paar Knöpfe und runzelte die Stirn. „Was das Handy angeht, lag ich falsch. Hier sind keine Fotos gespeichert.“
Der Arzt wurde ruhiger. „Hab ich doch gesagt“, brachte er quäkend
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