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Angels of the Dark: Verruchte Nächte

Angels of the Dark: Verruchte Nächte

Titel: Angels of the Dark: Verruchte Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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ich’s mir vorgestellt hab.“
    War das Spott, was er da in ihrer Stimme hörte? „Was meinst du damit?“, hakte er nach und versuchte, seine Gekränktheit nicht durchschimmern zu lassen. Eine weitere Empfindung, obwohl sie einander nicht mehr berührten? Wirklich?
    „Nebel, Nebel und noch mehr Nebel. Ich bin bloß überrascht, dass ich festen Boden unter den Füßen habe.“
    „Auch Wände und Decke sind fest.“
    Neugierig streckte sie den Arm zur Seite aus. Pure Ehrfurcht erschien auf ihren Zügen, als ihre Finger in dem Dunst verschwanden. „Fest und doch nicht fest. Faszinierend.“
    Du bist faszinierend.
    Nein. Nein! War sie nicht.
    Es waren schon andere Frauen hier gewesen. Krieger wie er und sogar einige Glücksboten, die er als Freunde betrachtete. Genau wie die einst menschliche und jetzt unsterbliche Sienna, zufälligerweise zugleich die neue Königin der Titanen – Unsterbliche,die sich als Herrscher der gesamten Welt betrachteten. Die kam auch gern unangemeldet und ohne Erlaubnis vorbei. Und jedes Mal warf er sie raus.
    Dann war da noch Lysanders Gemahlin Bianka, eine Harpyie, der sich niemand zu widersetzen wagte. Das Herz ihres Anführers lag in ihrer Hand, ihr Glück war das Seine. Und doch, Annabelle hier zu sehen, hatte eine seltsame Wirkung auf Zacharel. Sie war hier, umgeben von seinen vier Wänden, eingebettet in seine Welt. In Sicherheit, weil er dafür gesorgt hatte. Er und niemand sonst.
    Dieser Gedanke sollte ihn nicht mit Befriedigung erfüllen, doch er tat es.
    Zeit, sie zu verlassen, beschloss er. Etwas Abstand würde ihm guttun. Ihn wieder zur Vernunft bringen und alle Empfindungen auslöschen, so, wie er es mochte.
    „Hier hast du nichts zu befürchten“, erklärte er. „Dämonen würden nicht einmal den Versuch wagen, hier hereinzukommen.“
    Ihre Erleichterung war fast greifbar.
    „Ich muss mich um etwas kümmern, aber ich werde nicht weit weg sein. Nur ein paar Zimmer weiter.“ Er hatte das nicht so schroff sagen wollen, wie es klang. „Wie dem auch sei, du wirst in diesem bleiben.“
    Von einer Sekunde auf die andere veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ihre Augen verengten sich, und sie presste die Lippen zusammen. „Willst du damit sagen, ich bin deine Gefangene? Hab ich eine Zelle gegen eine andere getauscht?“
    Wenn man über Jahrtausende gezwungen war, die Wahrheit zu sagen, fand man Wege, sein Gegenüber in die Irre zu leiten. „Wie kannst du glauben, du seist eine Gefangene, wenn dir während deines Aufenthalts jeder Wunsch erfüllt werden wird?“
    „Das ist keine Antwort.“
    Misstrauische, kratzbürstige Menschenfrau. Sie war irritierend scharfsichtig. „Und doch hat es einige deiner Sorgen beantwortet, denke ich.“
    Zornig stampfte sie mit dem Fuß auf, ganz das eigenwilligeKleinkind. „Ich werde mich nicht einsperren lassen. Nie wieder.“
    Ihre Worte dagegen … Ein Funken Zorn glomm auf, dort, wo der Riss begann, und brannte in seiner Brust. Zu viele hatten in letzter Zeit seine Autorität hinterfragt. Er war mit seiner Geduld am Ende. „Du würdest lieber sterben, Annabelle?“
    „Ja!“
    Sie blinzelte, verblüfft über ihren vehementen Ton. Genau wie er.
    „Ja“, wiederholte sie leiser.
    Diese Behauptung konnte nur falsch sein, auch wenn er keine Lüge in der Luft schmeckte. „Dir ist klar, dass ich dich innerhalb von Sekunden zermalmen könnte, nicht wahr?“
    „Glaub mir, mittlerweile wäre der Tod eine Gnade. Also zermalm mich ruhig, wenn du nicht damit klarkommst, dass dir jemand die Meinung sagt, denn ich werde niemals eine brave Gefangene sein. Wenn’s sein muss, werde ich auf ewig gegen dich kämpfen.“
    Der Tod wäre eine Gnade . Eine einzige andere Person hatte diese Worte zu ihm gesagt, und in jenem Fall war der Tod tatsächlich eine Gnade gewesen. Für Hadrenial, aber nicht für Zacharel. Er würde ewig leiden für das, was in jener furchtbaren Nacht geschehen war.
    Du musst aufhören, Annabelle mit deinem Bruder zu vergleichen .
    In diesem Moment hatte er genau zwei Möglichkeiten. Entweder er überzeugte die Frau, dass sie keine Gefangene war, was ihn Zeit kosten würde, die er nicht hatte, oder er ließ sie gehen. Keins von beidem sagte ihm zu. Vielleicht gab es jedoch eine dritte Möglichkeit. Eine, mit der er es noch nie versucht hatte. Höflichkeit.
    Einen Versuch ist es wert, überlegte er. „Ich bitte dich höflichst, hierzubleiben. Was auch immer du begehrst, du musst nur darum bitten, und es wird dir gehören.“

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