Angels of the Dark: Verruchte Nächte
Er hätte sie beiseitenehmen können, sie unter vier Augen rügen, aber sie hatte ihre Sünde vor den Augen von anderen begangen. Jetzt würde sie vor den Augen von anderen die Konsequenzen tragen.
Röte stieg ihr in die Wangen. Kurz blickte sie zu ihren Kameraden, dann konzentrierte sie sich wieder auf Zacharel. „Ein Monat hat ungefähr dreißig Tage, und du hast es mindestens einmal am Tag gesagt. Ich würde mal schätzen, um die neunzigmal insgesamt.“
Das war keine Übertreibung. „Und trotzdem hast du es getan.“
Voller Hochmut und Trotz hob sie das Kinn. Im Schatten ihrer Wimpern wirkten ihre Augen fast schwarz. „Ganz genau. Er hat mich durch den Menschen verspottet.“
Zu viele Frauen hatten heute schon ihm gegenüber das Kinn gereckt. Eine war eigentlich schon mehr als genug. Annabelle hatte er es durchgehen lassen, weil sie ein Mensch war und es nicht besser wusste. Sie hatte keine andere Möglichkeit gehabt, ihrem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Außerdem war er seltsam … bezaubert von ihr gewesen. Was hier nicht der Fall war.
„Ein guter Soldat weiß die Beleidigungen zu ignorieren, die ihm entgegengeschleudert werden. Deine Auflehnung hat mir eine weitere Auspeitschung beschert. Nicht dir. Mir .“ Und vielleicht war das das Problem. Jamila hatte keine Angst vor Strafe. Das hatte keiner von ihnen.
„Es tut mir leid“, presste sie hervor.
Exakt dasselbe, was er zu seiner Gottheit gesagt hatte – allerdingsmit Sicherheit nicht in so aufmüpfigem Ton. „Dir tut nicht deine Tat leid, sondern dass du mein Missfallen erregt hast.“ Sobald die Worte aus seinem Mund waren, runzelte er die Stirn.
Lachte seine Gottheit ihn in diesem Moment aus? Denn genau diese Worte hatte sie einst zu Zacharel gesagt.
Was für eine seltsame Wendung. Vom Rebellen war Zacharel zum vorbildlichen Soldaten geworden, nur um weiter die Wesen bekämpfen zu können, die für die Folter seines Bruders verantwortlich waren. Tja, seine Krieger würden schon noch herausfinden, dass er weit Schlimmeres mit ihnen anstellen würde, als seine Gottheit es mit ihm getan hatte.
Störrisch presste Jamila die Lippen zusammen und weigerte sich zu antworten.
„Wenn das noch mal passiert, Jamila, werde ich dich dafür büßen lassen, wie du es dir nicht einmal vorstellen kannst. Welche Strafe auch immer mir auferlegt wird, ich werde sie hundertfach an dich weitergeben.“ Vielleicht auch schon nach dieser nächsten Auspeitschung. Doch fürs Erste musste ein Exempel statuiert werden. „Du wirst jedes Mitglied meiner Armee aufsuchen und dich für dein Handeln entschuldigen. Noch heute Nacht. Du wirst sie um Verzeihung bitten – denn du bist der Grund, dass sie den morgigen Vormittag in menschlicher Gestalt verbringen werden“ – die Flügel verborgen vor den Augen der Sterblichen – „um jede Straße und jedes Gässchen in Moffat County, Colorado, zu säubern.“ Den Ort des Verbrechens.
Demütigend für sie, ein Grund zur Wut für die anderen Krieger. Alle würden daraus lernen.
Sie beugte den Kopf, aber sie weinte nicht.
Gut. „Jeder, der sich diesem Befehl widersetzt, wird in meiner Wolke gefangen gehalten – bis zum Ablauf unseres gemeinsamen Jahres. Ich werde eure Respektlosigkeit nicht länger dulden.“ Er sah jedem der Krieger in die Augen.
Alle erwiderten seinen Blick mit einem zögerlichen Nicken. Zögerlich, ja, aber ein Nicken war ein Nicken.
„Und jetzt lasst uns nicht weiter über dieses Thema reden“, befahl Zacharel.
Xerxes wies mit einem Daumen auf den Gefallenen. „Wer ist der, und warum ist er hier?“ Er hielt inne. „Falls ich fragen darf“, fügte er dann hinzu.
Der Themenwechsel war Zacharel willkommen. „Sein Name ist McCadden, und von nun an bist du für ihn verantwortlich.“ McCadden hatte Verbrechen sowohl gegen seine Brüder und Schwestern als auch gegen Menschen begangen, um bei einer Frau sein zu können, die ihn nicht einmal gewollt hatte.
Warum McCadden als des Himmels nicht würdig befunden, seiner Flügel beraubt und auf die Erde verbannt worden war, während Zacharel und die anderen fünf noch hier waren, überstieg Zacharels Horizont. Äußerlich unterschied McCadden sich in nichts von Zacharels anderen Männern. Das helle Haar hatte er sich pink gefärbt. Unter den Augen hatte er blutige Tränen tätowiert, in den Brauen trug er silberne Piercings. Unter der Oberfläche musste abgrundtiefe Schwärze in ihm lauern.
„Wenn wir hier fertig sind, wirst du ihn aus meiner
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