Angels of the Dark: Verruchte Nächte
„Sagen wir mal, ich schaffe es. Würde der Dolch nicht einfach steckenbleiben?“ In dem Fall stünde sie ohne Waffe da. Zähne standen nicht mehr zur Debatte. Niemals wieder.
„Ja, genau darum geht es. Die harte äußere Hülle schützt ein weiches, verwundbares Innenleben. Wenn du die Nerven richtig triffst, kannst du den Dämon für mehrere Sekunden lähmen, manchmal sogar minutenlang.“
Na das war doch mal ein nützlicher Hinweis.
„Okay. Dann lass uns diese Theorie von dir mal auf die Probe stellen.“
Doch gerade als sie sich bereit machte, ihn dazu zu bringen, seinen Griff zu lockern, fielen drei beeindruckende Schatten auf sie und Zacharel sprang auf. Hektisch rappelte auch sie sich auf,im Glauben, die Dämonen hätten sie wieder aufgespürt. Statt einer hässlichen Dämonenhorde tauchte jedoch links von ihr der blonde Krieger aus der Anstalt auf – Thane – und landete elegant, die weißen, golddurchwirkten Flügel ausgestreckt.
Zu ihrer Rechten tauchte ein Krieger auf, dessen Haar und narbenübersäte Haut genauso weiß waren wie sein Gewand. Der einzige Farbtupfer an ihm waren die roten Augen, mit denen er sie finster anstarrte.
Direkt vor ihr stand der größte Mann, den sie je gesehen hatte – oder der vermutlich je erschaffen worden war. Seine Haut schimmerte in dem betörendsten Gold, das sie je gesehen hatte, in seinen Augen schimmerte ein Regenbogen aus den herrlichsten Farben.
„Wir haben nach dir gesucht, Zacharel“, ergriff Thane das Wort. „Wir haben versucht, dich zu erreichen, aber du hast nicht geantwortet.“
Interessant, dass er Zacharel auch in dieser Gestalt erkannte. Ebenso interessant, dass er ihren Engel bei seinem Namen genannt hatte, statt ihn als „Majestät“ anzusprechen wie damals in der Anstalt.
„Ich hatte mich jeglicher Kontaktaufnahme verschlossen.“
Was auch immer das bedeutete.
„Sollen wir uns auch verkleiden und bei der Party mitmachen?“ Kritisch beäugte Thane die dämonisch rote Haut und runzelte die Stirn. „Du blutest.“ Er wandte sich seinen Begleitern zu. „Er blutet.“
„Sie hat ihn geschnitten“, stellte der Typ mit den RegenbogenAugen fest. Die Ungläubigkeit in seiner Stimme kannte keine Grenzen. „Von ihrem Dolch tropft noch das Blut.“
Drohend trat der Vernarbte einen Schritt auf sie zu.
Sie stellte sich breitbeinig hin, bereit, sich zu wehren. „Willst du auch ’ne Kostprobe? Kannst du haben, wenn du’s wirklich drauf anlegst, mich herauszufordern.“
Doch augenblicklich stellte Zacharel sich vor sie. Von jetzt auf gleich waren wieder sein dunkles Haar und die bronzene Haut zu sehen, genau wie sein Gewand. Fort waren die Hörner undder Schwanz. „Niemand fasst das Mädchen an. Unter keinen Umständen. Wer es doch tut, stirbt.“
„Oh ja“, schaltete sie sich ein und sprang nach vorn – nur um wieder zurückgeschoben zu werden. „Der stirbt.“ Würde sie denn niemals jemand ansehen und für unschuldig halten?
Mit offenem Mund starrten alle drei Männer erst Zacharel, dann sie an. Dann nickten sie einer nach dem anderen. Und wenn sie sich nicht täuschte, warfen sie einander listige, amüsierte Seitenblicke zu. Dieses Amüsement versetzte sie in Erstaunen.
„Zwei Schocker an einem Tag“, bemerkte Thane. „Erst mache ich mir Sorgen um meinen Befehlshaber. Und dann erlebe ich, wie sich ein unbedeutender Winzling als seine Beschützerin aufspielt. Schämst du dich, Zacharel?“
Zacharel warf ihr einen wütenden ‚Das ist deine Schuld‘-Blick zu.
Dazu zuckte sie nur mit den Schultern. Es tat ihr nicht im Geringsten leid.
„Tja, da wir jetzt wissen, dass Zacharel in guten Händen ist“, schaltete sich der buntäugige Krieger in höhnischem Tonfall ein, „können wir ja zur Sache kommen.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit Zacharel zu. „Wir dachten, es würde dich interessieren, dass die Dämonen, die deine Wolke angegriffen haben, von Bürde geschickt wurden. Wir wissen jetzt, wo er sich aufhält.“
Zacharel griff nach hinten und packte Annabelles Hand, als müsste er sich vergewissern, dass sie noch da und in Ordnung war.
Der Rotäugige betrachtete Annabelle noch einmal von oben bis unten, bevor er sich scheinbar wichtigeren Dingen zuwandte. „Er ist im Black Veil . Als wir ihn aufgespürt hatten, konnten wir ihn nicht angreifen. Er hat uns wissen lassen, dass er Jamila in seiner Gewalt hat und im Austausch ‚die schwache und verwundbare Annabelle‘ verlangt – und versuch nicht, etwas anderes zu
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