Angor - Schatten der Vergangenheit (Kriminalroman)
hat übermorgen einen Termin bei unserem Justizminister.
Ich glaube, du unterschätzt ihn und seinen Freund und Sicherheitschef Nolan Snyder.
Er war ein hochdekorierter SAS-Offizier, wusstest du das?
Mit seinem Beziehungsgeflecht war es nicht schwer, d eine Identität herauszufinden. Warum hast du es darauf angelegt? Jules, ich verstehe dich nicht, du bewegst dich auf dünnem Eis. Du bedrohst und nötigst einen der angesehensten Unternehmerpersönlichkeiten Englands, das kommt wahrlich nicht gut an. In den letzten Tagen haben die Telefone einiger einflussreicher Männer aus ganz Britannien geglüht, natürlich letztlich auch meins. Wenn du mir nicht stichhaltig erklären kannst, was hier läuft, dann könntest du Probleme bekommen. Also was soll das Ganze?«
Jules sah seinen alten Freund lange an, bevor er antwortete.
»Entzückend, wahrlich entzückend.
Windet sich der lange Schisser? Hätte ich ihm gar nicht zugetraut, dass er in die Offensive geht. Sein Vater war ein Verbrecher und er steht ihm in nichts nach. Sicher wusste ich von Nolan Snyder, seine Akte ist recht beeindruckend. Aber er ist auch nur dem Lockruf des Geldes gefolgt. Der Alte hat ihn mit Zuwendungen überhäuft. Ich bin mir noch nicht sicher, ob er für seine Lehnsherren auch Drecksarbeit erledigt .«
Jules machte eine kleine Denkpause.
»Wenn es dir zu heikel wird und du nichts für mich tun kannst oder willst, verstehe ich das gut. Dann fliege ich sofort nach Südafrika und agiere von dort aus. Deren Regierung ist nämlich loyal und vergisst nicht so schnell ihre Getreuen, und sie haben meinen Diplomatenstatus nicht aufgehoben!«
Es brodelte leicht in beiden …
Malcolm verstand seinen leichten Aufstand, gestand Jules aber keinen Raum für ein derartiges Verhalten zu.
»Machst du jetzt auf launige alte Diva oder was? Niemand vergisst deine Verdienste für unser Land. Egal was er auch immer getan haben soll, du bist es falsch angegangen. Blackstone hat erst einmal beim Yard eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen schwerer Körperverletzung und anderen Delikten gestellt. Ebenso dieser Reporter, dessen Identität du benutzt hast.
Ich schätze, er wurde von Blackstone oder Snyder eingeweiht und soll eine spätere Anklage gegen dich stützen. Alles in allem kommt da einiges zusammen. Das Verfahren schwebt, der zuständige Staatsanwalt ist griffig.
Ich habe ihn ausgebremst, alle Ermittlungen sind vorerst eingefroren. Auch die Nummer eins steht hinter dir, aber wir würden gern eine Erklärung hören. Du hast eine Lunte angezündet, wir können sie noch austreten oder du machst weiter, dann explodiert es gewaltig. Es ist komplizierter als du denkst, Jules! Also erzähle jetzt endlich, was du gegen ihn vorbringst. Ist es schwerwiegend und beweiskräftig, dann interessiert uns seine Wirtschaftsmacht nicht .«
Jules wischte sich mit der übergroßen Stof fserviette seinen Mund sauber. Er nahm das Weinglas und trank genüsslich noch einen Schluck.
»Deinen Worten entnehme ich, dass du ein ausgiebiges Telefongespräch mit Walther Dicks hattest. Dann wird er dir den Kern des Ganzen erzählt haben, die kleine Quasselstrippe.
Habe ich recht?«
Malcolm antwortete mit ernstem Gesicht:
»Nein, du irrst. Er hat mir gar nichts erzählt, ich sollte dich selber danach fragen. Walther hat mir nur mitgeteilt, dass du einen Auftrag von einem Bekannten übernommen hast und ein gewaltiger Sturm über Europa fegen könnte. Also erzähle schon, du weißt, ich bin ein grandioser Zuhörer.«
»Aus alter Freundschaft zu Hugh Sturdet hat Walther den Kontakt zu mir hergestellt. Ich sollte mich mal mit dessen Sohn Ralph treffen. Anfangs war meine Haltung genauso skeptisch wie die Deine. Es ist eigentlich unmöglich, zum Teil siebzig Jahre alte Spuren aufzunehmen. Selbst für mich … deshalb erahne ich deine Gedanken. Frei von allem Übel bin ich dann aber doch nach New York geflogen und habe mir Ralph Sturdets Geschichte angehört.
Das wiederum auch nur, um Walther einen Gefallen zu erweisen. Es war gar nicht meine Absicht, einen Auftrag anzunehmen.
Ralph Sturdet hatte einen Autounfall und liegt querschnittsgelähmt in einem seltsamen Elektrobett, an dem furchteinflößende Geräte angeschlossen sind. Er wird rund um die Uhr von Ärzten und Pflegerinnen betreut.
Ralph berührte mich auf eine ganz besondere Art und Weise. Es war mit Sicherheit nicht sein Schicksalsschlag, der mich einfing. Ralph sprach mit einer Energie und
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