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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Rafe denken?
    Manchmal – und das war jetzt eine dieser Gelegenheiten – überlegte sie, ob sie das, was Rafe dachte, zu wichtig nahm. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Es war wichtig. Rafe war wichtig. Und sie hatte solche Angst, dass er sie durchschauen würde, dass sie sich irgendwie verraten könnte.
    Denn sie war überzeugt, dass sie nicht wirklich ein Prim war.
    Sicher, Rafe nannte sie so und er schien auch keinen Zweifel daran zu haben, aber Lisl hatte genug für sie beide. Sie kam sich vor wie eine Mogelpackung. Sie hatte gelesen, dass sich eine Menge bedeutender Menschen – Neurochirurgen, Richter, Politiker – genauso fühlten; dass sie tief in ihrem Innern das Gefühl hatten, ihr Leben sei ein Betrug, ihr Erfolg eine Mischung aus Glück und Cleverness, und dass sie überhaupt nicht die brillanten Leute waren, für die alle anderen sie hielten, und wie sie mit der Furcht lebten, dass jeder Fehltritt offenbaren könnte, dass sie eigentlich nichts Besonderes waren.
    Lisl hatte annähernd ähnliche Erfahrungen während ihrer Collegezeit und ihrem Doktorandenstudium gemacht. Der Stoff war ihr leicht gefallen, ihre Professoren hatten ihr wieder und wieder erklärt, wie brillant sie doch war, und ihre Arbeiten in den Himmel gelobt. Aber tief in ihrem Innern hatte sie ihnen nie geglaubt. Sie war sicher, Rafe würde all die Schuld an ihrer Unsicherheit bei ihren Eltern und der Art suchen, wie die sie behandelt hatten, aber diese Schuldzuweisung half Lisl nicht über die Überzeugung hinweg, dass all ihre akademischen Erfolge nur eine Seifenblase waren, die eines Tages platzen und der Welt das nackte, verängstigte, unzulängliche Mädchen dahinter offenbaren würde.
    Sie war sich sicher, dass Brian diese Blase durchschaut hatte. Deswegen hatte er sie verlassen. Mit Rafe würde ihr das nicht so gehen. Sie würde so lange so tun, als sei sie eine seiner Primen, wie sie das Bild aufrechterhalten konnte. Es war in erster Linie eine Geisteshaltung, eine Art, die Welt in Menschen aufzuteilen, die wichtig waren und in die, die es nicht waren; in die wenigen, die zu kennen sich lohnte, und in die sehr vielen, an die man keinen Gedanken verschwenden sollte. Sie hatte daran gearbeitet. Es war ihr nicht leichtgefallen, aber sie gewöhnte sich daran. Und vielleicht, wenn sie lange genug so tat, als sei sie ein Prim, vielleicht würde sie dann dazu werden.
    Also würde sie Rafe die Schlüssel geben, aber sie würde nicht zulassen, dass er einen seiner Scherze mit Ev abzog. Dazu war Ev zu nett.
    Sie ging in ihr Büro zurück und ließ die Schlüssel in seine ausgestreckte Hand fallen.
    »Da sind sie«, sagte sie. »Aber ich hoffe, du hast nichts Fieses vor.«
    Rafe zuckte die Achseln: »Schmutzige Tricks? Das macht zwar Spaß, aber wir haben uns doch im letzten Monat bereits an Brian ausgetobt. Das reicht für den Rest des Jahres, meinst du nicht?«
    Lisl musste lächeln. Ja, das hatten sie wirklich. Sie hatten Abonnements für The Advocate und andere Schwulenmagazine als Auslage für sein Sprechzimmer abgeschlossen. Rafe hatte sich unter Brians Namen um die Mitgliedschaft bei NAMBLA beworben, der Organisation, die die Legalisierung von Sex zwischen Männern und minderjährigen Knaben fordert, und ein paarmal hatte er sich in Brians Wartezimmer gesetzt und Schwulenpornos zwischen die Seiten von People und Time und Good Houskeeping geschmuggelt. Bei der Klinikleitung wurde Dr. Brian Callahans sexuelle Orientierung mittlerweile äußerst misstrauisch beäugt.
    Den Fangstoß hatte ihm das Schild versetzt, das sie eines Nachts an die Beifahrertür seines schwarzen Porsche geklebt hatten, kurz bevor er damit aus der Klinik nach Hause gefahren war. In fluoreszierenden orangefarbenen Buchstaben auf schwarzem Grund stand da:
    FINGER WEG! DIESER WAGEN KILLT NIGGER, DIE IHM ZU NAHE KOMMEN!
    Es war dunkel auf dem Parkplatz und Brian war von der Fahrerseite gekommen. Er hatte keine Ahnung, was da an seinem Auto stand, bis er vor einer roten Ampel im Farbigenviertel anhalten musste und ein Pulk erboster Jugendlicher den Wagen attackierte. Lisl und Rafe waren ihm mit ein paar Wagenlängen Abstand gefolgt. Sie hatten zugesehen, wie die Jugendlichen gegen die Scheiben gehämmert, die Antenne abgebrochen und Beulen in die Türen und die Kotflügel getreten hatten. Lisl war entsetzt gewesen, als sie sich ertappt hatte, wie inständig sie hoffte, sie würden eine der Türen aufbekommen und ihre Wut an Brian selbst auslassen. Der Gedanke,

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