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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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um und hielt ihn Bill entgegen.
    »Für Sie, Pater Ryan.«
    Bill stolperte zurück. Danny Gordons Flehen drang gedämpft aus dem Hörer.
    »Pater, bitte komm und hol mich! BIIIITTTEE!«
    Aber trotz seines Entsetzens durchzuckte ihn die Erkenntnis, dass Rafe ihn Pater Ryan genannt hatte.
    »Sie wissen es?«
    »Natürlich.«
    »Aber woher?«
    »Spielt das eine Rolle? Ich glaube, es ist wichtiger, dass Sie dem kleinen Danny antworten. Er will, dass Sie ihm helfen.«
    »Er ist tot, du Scheißkerl.«
    Bill wollte sich auf Rafe stürzen, aber das herablassende Lächeln und das bedächtige Kopfschütteln des jüngeren Mannes ließen ihn innehalten.
    »Da sollten Sie sich nicht so sicher sein.«
    »Natürlich ist er das!«
    Das provozierende Lächeln hielt an und wieder ein leichtes Kopfschütteln.
    »Sie haben ihn vielleicht begraben … aber gestorben ist er nicht.«
    Bill wusste, das konnte nicht sein. Er lügt! Er muss lügen! Trotzdem war die Frage unabwendbar.
    »Wenn er noch lebt, wo ist er dann?«
    Rafes Grinsen wurde breiter. »Genau da, wo Sie ihn zurückgelassen haben.«
    Die Beine drohten Bill den Dienst zu versagen, aber er riss sich zusammen. Trotzdem schwankte er. Über das Dröhnen in seinen Ohren hinweg hörte er kaum die eigene Stimme.
    »Nein!«
    »Aber ja doch. Aber ganz gewiss. Seit mehr als fünf Jahren liegt er jetzt auf dem Grund des Loches, das Sie auf dem Friedhof von St. Ann’s für ihn gegraben haben. Und wartet da auf Sie. Und hasst Sie.«
    Bill starrte Rafe an. Es gab keinen vernünftigen Grund, einem einzigen Wort aus dem Mund dieses … dieser Kreatur zu glauben, und trotzdem konnte er nicht anders.
    Denn in den dunkelsten Ecken seiner Seele, in seinen abgelegensten Gehirnwindungen, in den tiefsten Winkeln seines Herzens hatte immer schon der vage Verdacht gelauert, er sei irgendwie getäuscht worden, dass die Macht, die Dannys Schicksal kontrollierte, ihn dazu verleitet hatte, die Gräueltat zu begehen, Danny lebendig zu begraben, um seine Qualen zu beenden. Wenn er schwitzend und mit klopfendem Herzen in seinem dunklen Schlafzimmer aufwachte, war es die Erinnerung an diese Nacht, die ihn verfolgte. Aber darin verwoben war auch immer die unaussprechliche Möglichkeit, dass Danny in diesem Loch nicht gestorben war. Bill hatte sich dieser Angst nie gestellt, aber jetzt blieb ihm keine andere Wahl.
    Er schloss seine Augen.
    Nein! Das kann nicht sein!
    Unmöglich … Aber das Unmögliche war vor fünf Jahren eingetreten, als Danny unter grausamen Qualen am Leben geblieben war, ein Fass ohne Boden für die Transfusionen und Medikationen, die in ihn hineingepumpt wurden. Das Unmögliche war also möglich.
    Er öffnete die Augen und sah Rafe an.
    »Verdammt, wer sind Sie? Was sind Sie?«
    Rafe lächelte und plötzlich wurde das Licht schwächer.
    »Ich würde es Ihnen wirklich gern zeigen, aber im Augenblick wäre das meinen Zielen nicht dienlich. Ich werde Ihnen jedoch einen kurzen Ausblick gewähren.«
    Im Raum wurde es dunkler und kälter, als würde ein verborgener Sog ihm alle Wärme und alles Licht entziehen. Und dann drang die Schwärze herein, eine so vollkommene Dunkelheit, dass Bills Nervensystem aufschrie, als ihm jedes Orientierungsgefühl abhanden kam, als oben und unten jede Bedeutung verlor. Aber dies war keine stille Dunkelheit, nicht einfach das Fehlen von Licht – dies war ein Verschlingen des Lichts. Eine lebende Schwärze, eine schlurfende, rutschende, gleitende, hungrige Schwärze, die es nicht auf sein Fleisch, sondern auf seine Seele abgesehen hatte, seine Essenz, sein Sein. Bill brach in die Knie. Er versuchte sich am Fußboden festzuhalten, seine Finger in die Fliesen zu krallen, damit er nicht der Decke entgegenstürzte. Ein widerlicher Grabgeruch drang in seine Nase, umschmeichelte seine Zunge – sauer, beißend, feucht, mit einem Hauch von Verwesung – und ließ ihn würgen.
    Und dann sah er die Augen, die vor ihm schwebten. Riesig, rund, das Weiß wie emailliertes Porzellan, die Iris kristallschwarz, aber bei Weitem nicht so schwarz wie der bodenlose Trichter in der Mitte, der ins Endlose führte. Diese Augen verströmten eine so abgrundtiefe Bosheit, dass Bill sich abwenden musste. Er musste seine eigenen Augen zusammenpressen, um den lockenden Wahnsinn nicht an sich heranzulassen.
    So plötzlich, wie es verschwunden war, strahlte wieder Licht hinter seinen Augenlidern auf. Er öffnete die Augen. Der Raum war wieder hell erleuchtet. Er sog gierig die Luft ein. Was

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