ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
immer noch Höllenqualen leiden, während ein Haufen Weißkittel kopfschüttelnd dabei zusieht! Sie glauben doch nicht wirklich, ich würde etwas tun, was dem Jungen schadet, oder? Bei seinen Verletzungen gab es für ihn keine Hoffnung mehr!«
»Verletzungen, die Sie ihm beigebracht haben! Sie haben ihn missbraucht und Sie konnten nicht von ihm lassen, also haben Sie ihn massakriert!«
Er sah, wie die Schultern des Priesters wegsackten.
»Ist das die allgemein akzeptierte Theorie?« Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich schätze, das war zu erwarten.«
»Alle wissen, was sie von Ihnen zu halten haben, und Sie werden dafür bezahlen – teuer bezahlen. Und glauben Sie ja nicht, dass Sie mit irgendwelchen blödsinnigen Geschichten, dass der Junge immer noch lebt, auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren können. Ganz bestimmt nicht.«
Ryan antwortete nicht sofort. Er schien für einen Moment in Gedanken verloren, dann straffte er sich und sah Renny direkt an.
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden, oder? Wir fahren hin und graben ihn aus.«
Der Vorschlag verblüffte Renny. War Ryan irre genug, ihn an den Ort zu führen, wo er den Jungen vergraben hatte? Damit wäre der Fall gegen ihn wasserdicht.
Der Priester griff nach seinen Autoschlüsseln.
»Kommen Sie jetzt mit? Ich fahre.«
Er steuerte auf die Haustür zu. Renny rannte hinter ihm her.
XXIV
Queens, New York
1.
Der hält mich für wahnsinnig, dachte Bill und blickte zu Detective Augustino auf dem Beifahrersitz hinüber. Er lenkte den Mietwagen von seinem Standplatz in der Avis-Halle des LaGuardia Flughafens auf die nach Osten führende Rampe des Grand Central Parkways.
Vielleicht bin ich das ja wirklich.
Er hatte Augustino auf dem Weg nach New York alles erklärt. Er hatte ihm erzählt, was er in der Silvesternacht getan hatte und warum er es getan hatte. Er hatte ihm auch von Rafes Ähnlichkeit mit Sara erzählt und von der Buchstabengleichheit der Namen. Doch als er sich selbst reden hörte, merkte er, wie verrückt die ganze Geschichte klang. Selbst er begann daran zu zweifeln und er hatte das alles schließlich erlebt.
Danny am Leben? Warum hielt er das überhaupt für möglich? Auch nur für eine Sekunde? Von all seinen Wahnvorstellungen war das sicherlich die irrsinnigste.
Aber das hatte Rafe behauptet. Rafe! Wie konnte Rafe davon wissen, wenn er nicht direkt involviert war?
Augustino hatte eine Erklärung für den ganzen verqueren Mist: »Sie haben sich das alles eingebildet – weil bei Ihnen eine Schraube locker ist.«
Eine Schraube locker. Es war nicht das erste Mal, dass Bill diese Möglichkeit in Betracht zog, und er war sich sicher, es würde nicht das letzte Mal sein. Aber er hatte das Gefühl, heute würde er an eine Art Schwelle kommen, die entweder seine geistige Gesundheit bestätigen oder diskreditieren würde.
Als er so durch die ersten dunklen Stunden des Sonntagmorgens fuhr, wusste er wirklich nicht, was ihm lieber wäre.
Sie kamen an einem durchgehend geöffneten Shoprite-Supermarkt vorbei und kauften in der Gartenabteilung eine Spitzhacke und eine Schaufel. Dazu noch eine Taschenlampe, dann fuhren sie das letzte Stück zum St.-Ann’s-Friedhof. Bill fuhr langsam an der nördlichen Begrenzungsmauer entlang. Die Glühbirne, die er vor fünf Jahren zerschossen hatte, war längst ausgetauscht, aber er erkannte die alte, schräg stehende Eiche.
Der Polizist war die meiste Zeit still gewesen, aber als Bill jetzt über den Bürgersteig auf die Grasnarbe fuhr, begann er sich aufzuregen.
»Verdammt, was tun Sie da?«
»Wir sind da«, sagte Bill und würgte den Motor ab.
»Hier ist nichts. Wovon reden Sie eigentlich?«
Bill öffnete den Mund, um zu antworten, aber seine Zunge versagte den Dienst. Es war unglaublich, dass er zurück war, tatsächlich wieder an diesem Ort, und dass er vor einem anderen Menschen darüber sprach. Und dazu noch vor einem Polizisten. Er unternahm einen erneuten Versuch.
»Hier habe ich ihn begraben.«
Hatte er das? Hatte er es wirklich getan? Es schien so ewig lange zurückzuliegen, nur ein schlechter Traum.
»Haben Sie nicht gesagt, auf dem Friedhof?«
Er sah den Detective an: »Wir können ja schlecht um zwei Uhr in der Frühe durch das Haupttor fahren, oder?«
»Vielleicht ist das keine so gute Idee«, sagte Augustino. »Ich kann einen Exhumierungsbeschluss erwirken und …«
Bill schob die Taschenlampe in die Tasche seines Mantels, öffnete die Tür und stieg aus. Er öffnete die
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