ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
ein und steuerte auf den Highway zu.
XXVI
Manhattan
Bill wartete ungeduldig, dass der alte Mann aus dem Schlafzimmer seiner Frau zurückkam. Offenbar war sie ziemlich krank. Jedenfalls so krank, dass sie gepflegt werden musste. Und Veilleur war offenbar reich genug, um sich rund um die Uhr eine Pflegerin leisten zu können. Bill hatte zwar keine Ahnung von den aktuellen Immobilienpreisen in Manhattan, aber er wusste, eine Penthouse-Wohnung mit Ausblick auf den Central Park war sicherlich nicht billig.
Während der Fahrt von Queens hierher hatte Bill Augustino und Veilleur alles erzählt – von dem, was er in der Silvesternacht getan hatte, bis hin zu Rafe Losmaras Enthüllung, dass Danny in seinem Grab noch am Leben war.
Der Polizist gesellte sich zu Bill ans Fenster, von wo aus er auf die leeren beleuchteten Gehwege hinuntersah, die den Park durchschnitten.
»Wissen Sie, Pater, ich glaube, ich habe Sie vollkommen falsch eingeschätzt.«
»Nennen Sie mich nicht Pater. Ich bin kein Priester mehr. Ich heiße Bill.«
»Na gut, Bill, nennen Sie mich Renny.« Er seufzte. »Ich habe lange Jahre damit verbracht, mir unschöne Dinge auszudenken, die ich Ihnen antun könnte.«
»Das ist vollkommen verständlich.«
»Ja. Und jetzt stelle ich mir ziemlich bösartige Dinge vor, die ich diesem Losmara und seiner Schwester am liebsten antun würde. Mir schwant nämlich, dass unser Justizsystem uns da nicht weiterhelfen wird.«
Bill drehte sich zum Schlafzimmer um, als er ein paar schrille Worte auf Englisch hörte, vermischt mit einer anderen Sprache, die osteuropäisch klang.
Renny sagte: »Das klingt wie Frau Dracula – die gerade einen Albtraum hat.«
Da kam Veilleur ins Wohnzimmer zurück. Er ließ sich in einem Sessel nieder und bedeutete Bill und dem Detective auf dem Sofa gegenüber Platz zu nehmen.
»Entschuldigen Sie die Verzögerung«, sagte er, »aber ich wollte sichergehen, dass die Krankenschwester sich in ihrem Zimmer befindet und meine Frau für den Rest der Nacht gut versorgt ist, bevor wir uns unterhalten.«
»Schläft sie unruhig?«, fragte Bill mehr aus Höflichkeit als aus wirklichem Interesse.
»Ja. Sie neigt dazu, Tage und Nächte zu verwechseln.«
Bill zuckte zusammen, als er das Telefon neben seinem Ellbogen bemerkte.
»Das wird Sie jetzt nicht mehr verfolgen«, sagte Veilleur. »Aber kommen wir zurück zu diesem jungen Mann in North Carolina. Sie sagen, er nennt sich Losmara?«
»Ja. Und das ist ein Anagramm von Sara Lom, der Frau von vor fünf Jahren, von der ich Ihnen erzählt habe.«
»Und beides sind Anagramme eines anderen Namens.« Er lächelte müde und schüttelte den Kopf. »Er spielt immer noch Spielchen.«
»Wie lautet der andere Name?«, fragte Renny neben Bill auf dem Sofa.
»Das würde ich lieber nicht sagen. Nennen Sie ihn den Widersacher.«
»Ist dieses andere Anagramm ihr Familienname?«, fragte Bill.
»Ihr?« Der alte Mann wirkte verwirrt.
»Von Rafe und seiner Schwester.«
»Es gibt keine Schwester. Es gibt nur einen – den Widersacher. Innerhalb gewisser Grenzen kann er sich verändern. Die, die Sie Sara nennen, und dieser Rafe sind ein und dieselbe Person.«
»Nein.« Bill schloss die Augen und ließ den Kopf nach hinten sinken. »Das kann nicht sein.«
Aber wieso nicht? Nach dem, was mit diesem hohlen Ding passiert war, das sich Herbert Lom nannte, und mit Danny, warum protestierte er da gegen diese vergleichsweise bescheidene Täuschung?
Er öffnete die Augen und starrte in die von Veilleur.
»Das geht über unseren Horizont, oder?«
»Das kann niemand begreifen.«
»Mit was haben wir es hier zu tun?«
»Mit dem Widersacher.«
»Und wer zum Teufel ist das? «, fragte Augustino.
Veilleur seufzte. »Ich schätze, nach dem, was Sie beide heute Nacht gesehen haben, werden Sie eher bereit sein, es zu glauben. Es ist eine sehr lange Geschichte und ich bin sehr müde, darum werde ich mich auf das Wesentliche beschränken. Der Widersacher war einmal ein Mensch. Er wurde vor Äonen geboren. Als Jugendlicher gab er sich einer Macht hin, die das absolute Gegenteil von allem ist, was wir als gut und anständig und vernünftig betrachten würden. Er wurde zu einem Konzentrationspunkt der feindseligen Kräfte außerhalb dieser Sphäre und für alles, was dunkel und hassenswert in der Menschheit ist. Er gewinnt Kraft durch das, was in uns allen an Bösem existiert. Wie die Turbine eines Wasserkraftwerks strömt die menschliche Gemeinheit, Gier, Brutalität,
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