Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
trüben Licht an. Er wirkte wie betäubt, schien aber nicht mehr betrunken. »Was machst du denn hier?«
    »Ich habe dich hierhergefahren.«
    »Du? Wieso? Ich erinnere mich nicht mehr. Wo sind wir?«
    Sie verstand ihn kaum durch den Lärm eines vorbeifahrenden LKWs hindurch, aber die Verwirrung in seinen Augen sagte alles.
    »Ich habe dich in einer Kneipe gefunden. Du warst …«
    Sie sah, wie seine Schultern zusammensackten und er den Kopf sinken ließ, bis das Kinn seine Brust berührte.
    »Ich weiß. Betrunken.« Mit einem Stöhnen, das aus tiefster Seele zu kommen schien, brach Ev in die Knie und begrub das Gesicht in den Händen. »Oh Lisl. Ich schäme mich so.«
    Er brach in Tränen aus.
    Die völlige Verzweiflung in seiner Stimme versetzte Lisl einen Stich, als würde ihr jemand das Herz herausreißen. Sie sank neben ihm nieder und schlang die Arme um ihn.
    »Tu das nicht, Ev, bitte tu das nicht. Das ist nicht deine Schuld.«
    Er schien sie nicht zu hören. Er hob den Kopf und starrte in den zunehmenden Verkehr hinaus.
    »Ich dachte, ich hätte es hinter mir. Ich hatte mein Leben vollkommen unter Kontrolle. Ich hatte einen Beruf, ich kam voran, ich arbeitete an einer Veröffentlichung, alles lief hervorragend.«
    »Es hat sich nichts geändert, Ev. Du hast das alles immer noch, du kannst dahin zurück. Du kannst die letzte Nacht einfach vergessen und da weitermachen, wo du aufgehört hast.«
    »Nein«, sagte er und sah sie auch weiterhin nicht an. »Du verstehst das nicht. Ich bin Alkoholiker. Ich werde immer Alkoholiker sein. Ich dachte, ich hätte das unter Kontrolle, abgelegt, weggesperrt, aber jetzt sehe ich, dass ich es nie wirklich kontrollieren kann. Das ist wie eine tickende Zeitbombe, die jederzeit hochgehen kann. Wenn ich nach all diesen Jahren wieder einen Rückfall habe, jetzt, wo alles so gut läuft, was wird dann passieren, wenn irgendwas schiefgeht? Verstehst du das nicht, Lisl? Ich bin ein Sklave dieser Sache! Ich dachte, ich sei darüber hinweg, aber das stimmt nicht. Ich bin ein Verlierer! Und ich werde immer ein Verlierer sein! Ich glaube, ich wäre lieber tot!«
    »Nein, Ev!« Sein düsteres, hoffnungsloses Gerede machte ihr Angst. »Sag so etwas nicht! Du hattest keinen Rückfall, du wurdest geschubst. Du hast nicht in einem ehrlichen Kampf verloren. Du wurdest hinterrücks attackiert.«
    Jetzt endlich sah er sie an.
    »Wovon redest du?«
    »Von deinem Orangensaft. Da war Alkohol drin.«
    »Nein«, sagte er mit einem Kopfschütteln. »Das ist unmöglich. Ich habe ihn im Supermarkt gekauft. Da kann kein …«
    Seine Stimme verebbte, als er sie anstarrte. Lisl wollte dem Blick ausweichen, aber das durfte sie nicht. Sie musste sich der Sache stellen, hier und jetzt.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es, weil …« Die Worte steckten in ihrer Kehle fest, aber sie schloss die Augen und stieß sie heraus. »Ich weiß das, weil ich ihn hineingeschüttet habe.«
    Da. Sie hatte es ausgesprochen. Die schreckliche Wahrheit war offenbart. Jetzt musste sie die Konsequenzen tragen. Sie öffnete die Augen und sah Evs fassungslosen Blick, seinen weit offenen Mund und den kraftlos herunterhängenden Unterkiefer.
    »Nein, Lisl«, sagte er mit leiser Stimme. »Das würdest – das könntest du nicht tun!«
    »Ich habe es getan, Ev. Und ich schäme mit schrecklich dafür. Deswegen bin ich jetzt hier bei dir.«
    »Nein, Lisl. Du bist zu anständig, um so etwas zu tun. Außerdem konntest du gar nicht wissen, dass ich Alkoholiker bin.«
    »Ich wusste es, Ev.« Wie viel lieber wäre sie jetzt einfach weggelaufen, als diese Worte zu sagen. »Ich bin dir zu einem der Treffen im Keller der St. James Kirche gefolgt. Ich wusste genau, was du bist.«
    »Aber wieso? Warum?«
    »Als ich mir letzte Woche deine Schlüssel ausgeliehen habe … da habe ich Nachschlüssel machen lassen.«
    Die Bestürzung in Evs Augen wich der Kränkung.
    »Du hast Nachschlüssel machen lassen? Nachdem ich dir meine Schlüssel anvertraut habe? Lisl, ich dachte, wir wären befreundet!«
    »Befreundet?« Plötzlich hatte sie das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. »Ein Freund? Würdest du jemanden, der mit dem Dekan Essen geht und jammert, dass nur keine Frau statt seiner einen Job bekommen darf, als Freund bezeichnen?«
    »Ich? Essen mit Dr. Masterson? Wer sagt denn so was? Ich habe noch nie mit ihm gegessen! Ich esse immer allein!«
    In diesem furchtbaren Augenblick begriff Lisl, dass Ev die Wahrheit sagte. Rafe hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher