ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
Schließlich war er nicht nur extrem intelligent, er war auch in die Sache involviert.
»Ich würde abwarten«, sagte Nick und tippte auf den Brief. »Das hier reicht nicht, um etwas zu unternehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dafür verantwortlich ist, ist minimal. Und selbst wenn er das war, war er vielleicht nur auf der Durchreise. Warten Sie ab, was weiter geschieht.«
Renny nickte, erfreut, dass Nicks Einschätzung mit seiner eigenen übereinstimmte.
»Ich glaube, Sie haben recht. Aber wenn ich noch so eine Nachricht aus North Carolina bekomme, dann geht’s ab. Dann fliege ich da runter.«
Nick nickte bedächtig und schlürfte sein Bier. Sein Blick war abwesend. Ja, dieser Physikfreak wusste mehr, als er zugab. Ganz bestimmt.
3.
Nick Quinns Gedanken rasten ihm voraus, als er Leons verließ und zurück nach Morningside Heights eilte. Er war unschlüssig, ob es Grund zur Besorgnis gab oder nicht. Wenn dieses Telefonereignis in North Carolina mit Pater Ryan zu tun hatte, konnte das für den Priester sehr unangenehme Folgen haben. Wenn er doch nur eine Ahnung hätte, wo Pater Bill sich aufhielt. Aber er wusste nicht einmal, ob er sich noch in den Vereinigten Staaten befand. Er konnte in Mexiko sein, irgendwo auf Staten Island, oder ganz woanders.
Das war aber auch unwichtig. Nick wusste, wie er ihn erreichen konnte. Und er wusste auch, dass Pater Ryan niemanden ermordet hatte, egal, was Detective Augustino, die New Yorker Polizei oder das FBI dachten. Der Mann hatte ihn buchstäblich aufgezogen. Der Mann konnte kein Mörder sein.
Sobald er wieder in seinem Büro war, schloss er die Tür ab und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er schaltete den Rechner ein und rief seinen Webbrowser auf.
Als Pater Ryan ihn vor fünf Jahren am Neujahrstag angerufen und ihm erklärt hatte, er müsse untertauchen, und ihn gebeten hatte, ihm zu vertrauen, hatte Nick gespürt, was passiert war. Er hatte ihm nicht nur damals vertraut, er vertraute ihm immer noch.
Er brauchte eine Möglichkeit, mit ihm in Verbindung zu bleiben. Er hatte Pater Bill angewiesen, sich einen Internetzugang zu besorgen, sobald er irgendwo untergekommen war, und dann in den Foren nach »ignatius et comedo« zu suchen. Das würde ihn zu einer Seite führen, wo sie vollkommen anonym miteinander kommunizieren konnten.
Nick hatte unter disc.server.com nach einem verwaisten, nicht mehr aktualisierten Forum gesucht. Die gab es da zuhauf und viele wurden nicht weiter gepflegt und starben aus, weil das Format so bedienerunfreundlich war.
Er fand eine Seite, die von jemandem namens »Nazzmatazz« ins Leben gerufen worden war. Er hinterließ dort eine Nachricht für Pater Bill und wartete. Und wartete. Er gab die Hoffnung nie auf, aber die Häufigkeit, mit der er die Seite kontrollierte, schwand von stündlich zu täglich zu wöchentlich und schließlich tat er es nur noch am Ersten jeden Monats.
Und dann, eines Tages, fast zwei Jahre nach diesem ersten und einzigen Posting, fand er eine Antwort. Pater Bill erklärte, er habe einiges durchgemacht, aber es gehe ihm wieder besser. Er gab nie preis, wo er sich aufhielt, und Nick war das ganz recht. Ihm konnte nichts versehentlich herausrutschen, was er nicht wusste. Er ging jetzt wieder zu der Seite, drückte auf den »Nachricht Erstellen«-Button und begann die Felder auszufüllen. Auch wenn niemand ihn oder Pater Bill mit dieser Seite in Verbindung bringen konnte, formulierte er seine Botschaft so kryptisch wie nur möglich:
Verfasser: El Comedo
Email:
Betreff: Ignatius
Nachricht: (maximal 16 kB)
An Ignatius,
Dein hartnäckiger Widersacher hat von einem ungewöhnlichen Klingeling im Land der Duke erfahren. Warst du das, Iggy? Er bleibt noch, wo er ist, aber du solltest dich vorsehen. Hoffe es geht dir gut und ich hoffe es bleibt so.
El Comedo
Nick lehnte sich zurück und seufzte. Auch nach fünf Jahren machte ihm der Verlust eines teuren Freundes noch zu schaffen.
Bitte sei vorsichtig, Pater Bill – wo immer du sein magst.
Der Junge im Alter von einem Jahr
Er schlief nicht mehr.
Zuerst hatte das Carol geängstigt, aber jetzt hatte sie sich daran gewöhnt. Irgendwann im Alter von zehn Monten hatte er begonnen, die ganze Nacht wach zu bleiben und zu lesen. Er las Bücher und Zeitungen seit er imstande war, die Seiten umzublättern. Er gab ihr immer wieder Listen mit Büchern, die sie kaufen oder aus der öffentlichen Bibliothek in Dardanelle ausleihen sollte. Das Kind verschlang jede Art von
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