ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
Schritten begann er geradeaus zu gehen. Der Polizist ließ ihn los und er ging weiter, bis er gegen die Wand prallte. Dann hörte er auf zu gehen und blieb mit dem Gesicht zur Wand stehen.
»Der Kerl ist ein beschissener Roboter.«
Renny widersprach nicht. Er ließ Kolarcik Pater Ryan aus dem Ruheraum der Ärzte holen.
»Ist er das?«
Pater Ryans sanftes Gesicht wurde durch ein Zähnefletschen entstellt.
»Du schmieriger …!«
Er wollte Lom an die Kehle gehen, und Kolarcik und der andere Streifenpolizist mussten all ihre Kräfte aufbieten, um ihn zurückzuhalten. Lom zuckte nicht einmal.
Der Polizist hatte recht: Lom benahm sich wie ein beschissener Roboter.
»Ich werte das als positive Identifizierung«, sagte Renny. »Und nun, Pater Ryan, würde es Ihnen etwas ausmachen, in den Ruheraum zurückzugehen?«
Als der Priester weggeführt wurde, wandte sich Renny an den Polizisten.
»Bringen Sie unseren Freund hier in die Notaufnahme und lassen Sie ihn durchchecken. Niemand soll sagen können, dass wir seine medizinischen Bedürfnisse vernachlässigt haben, während er in unserem Gewahrsam war.«
Er sah auf seine Uhr. Zwei Uhr morgens. Damit war bereits Weihnachten. Und er hatte Joanne noch nicht angerufen. Sie würde ihm die Hölle heiß machen.
Er beeilte sich, zum nächsten Telefon zu kommen.
7.
Der Arzt in der Notaufnahme erwischte Renny eine halbe Stunde später in der Eingangshalle.
»Hallo, Lieutenant …«
»Sergeant …«
»Na gut – Sergeant. Wo zum Teufel haben Sie diesen Kerl aufgetrieben?«
Dieser Arzt war jung, knapp über dreißig, mit langem dunklen Haar, einem Ohrring im rechten Ohrläppchen und einem sauber gestutzten Bärtchen. Er sah aus wie ein Rabbi. Das Namensschild an seinem weißen Kittel wies ihn als Dr. A. Stein aus.
»Lom? Wir haben ihn wegen versuchten Mordes verhaftet. Vielleicht auch wegen Mord, wenn wir seine Frau finden. Also … was schütteln Sie den Kopf?«
»Keine Chance, dass Mr. Lom für irgendetwas vor Gericht kommt.«
Rennys Magen rebellierte bei der Endgültigkeit in der Stimme des Arztes.
»Er ist verstorben?«
»So gut wie. Der ist mehr oder weniger hirntot.«
»Blödsinn! Der macht uns was vor. Der tut so, als hätte er … wie heißt das noch ... Kata…?«
»Katatonie. Aber er ist nicht katatonisch. Und er spielt das auch nicht. Das, was er hat, kann man nicht spielen.«
»Und was hat er dann?«
Stein kratzte sich den Bart. »Ich bin mir noch nicht sicher. Aber eines kann ich Ihnen sagen: Die neurologische Untersuchung stellt ihn auf eine Entwicklungsstufe irgendwo zwischen einem Regenwurm und einer Runkelrübe.«
»Vielen Dank, Doktor«, sagte Renny schneidend. »Sie waren eine große Hilfe. Und jetzt finden Sie mir einen Spezialisten, der weiß, dass ein Mann, der in der Gegend herumläuft, nicht hirntot sein kann. Vielleicht kann der dann eine vernünftige Untersuchung durchführen.«
Steins dunkler werdende Gesichtfarbe verriet Renny, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Stein ergriff ihn am Arm.
»Okay, Sergeant Klugscheißer. Sie kommen jetzt mit mir mit. Ich will Ihnen ein paar Dinge zeigen.«
Renny begleitete ihn zu einem mit Vorhängen abgeteilten Rechteck am Ende der Notaufnahme, wo Herbert Lom auf einer Trage lag. Allein.
»Wo ist Havens?«
»Der Polizist? Ich habe ihn weggeschickt, damit er sich einen Kaffee holen kann.«
Das ging Renny heftig gegen den Strich. »Sie haben einen Mordverdächtigen hier allein gelassen?«
»Mr. Lom wird nirgendwo hingehen.« Stein zog eine Stiftleuchte aus der Brusttasche seines Kittels und ging auf die andere Seite der Trage. »Kommen Sie hierher und sehen Sie sich das an.«
Renny trat näher heran und blickte auf Loms teilnahmsloses Gesicht hinunter.
»Achten Sie auf die Pupillen. Sehen Sie, wie weit die sind?« Stein leuchtete mit der Lampe in das linke Auge, bewegte den Strahl hin und her, dann wiederholte er das Gleiche bei dem rechten Auge. »Haben Sie irgendeine Reaktion bemerkt?«
Die Pupillen bewegten sich nicht um Haaresbreite.
»Starr und erweitert«, sagte Stein. »Jetzt sehen Sie sich das an.«
Er berührte Loms linken Augapfel. Renny zuckte, aber Lom tat das nicht. Er blinzelte nicht einmal.
»Sie brauchen keinen Doktortitel, um sagen zu können, dass das nicht normal ist«, sagte Stein. »Und jetzt sehen Sie sich das an. Achten Sie auf seine Augen.«
Er ergriff Loms Kopf mit beiden Händen, eine am Kinn, die andere am Scheitel, und drehte ihn einige Male hin und her,
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