Angst
ihrem Job trennen. Sie hat ein uneheliches Kind großgezogen, Claudia.«
»Was ist mit ihr geschehen?«, fragte Ruth.
»Sie wurde von einer Gang vergewaltigt und ermordet.«
Dix beugte sich vor, die Hände auf die Knie gestützt. »Polizeiberichte? Wie haben Sie den Zusammenhang gefunden, Savich?«
»Als ich vorhin anrief, habe ich Ihnen doch gesagt, dass wir noch zu arbeiten haben«, erklärte Savich nüchtern. Während er fortfuhr, kühlte sich seine Stimme um zehn Grad ab. »Das bedeutete, dass wir einige Informationen nachprüfen mussten, die Sherlock aus Claudia herausbekommen hat.«
Dix sagte: »Sie meinen doch nicht ... Sherlock, Sie haben wirklich mit Claudia gesprochen?«
Sherlock riss das Kinn in die Höhe, ein Feuer brannte in ihren Augen. »Ja, und zwar ziemlich lange. Sie hat auf Savichs Handy angerufen, während er unter der Dusche war.« Dabei sah sie ihren Mann an, und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als wollte sie ihn warnen, eine Bemerkung darüber fallen zu lassen.
»Das stimmt«, sagte Savich sanft. »Nach dem Tod ihrer Mutter ist Claudia von zu Hause weggelaufen. Wir hatten genug Details für MAX, der uns ein halbes Dutzend offene Fälle mit einem ähnlichen Profil ausspuckte. Und so sind wir auf Pauline Smollett gestoßen. Es passt alles wie die Faust aufs Auge.
Claudia hat bereits eine dicke Strafakte, und wir haben das Foto ihres Ausweises mit dem Bild von Annie Bender verglichen, das ihre Mutter Elsa uns gegeben hat. Claudia ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.«
Sherlock löste ihn ab. »Claudia Smollett war neun Jahre alt, als sie anfing, Zigaretten und Alkohol aus dem nahe gelegenen Supermarkt zu klauen. Sie ist zweimal von der Schule geflogen. Zuerst, weil sie einem Jungen mit einer Zigarette Verbrennungen zugefügt hatte, und dann noch mal, als sie einem anderen Kind den Arm brach. Außerdem zeigte sie die Zornausbrüche, die bei Jugendlichen manchmal zu beobachten sind - sie warf ein Schulbuch nach ihrem Lehrer, beschimpfte einen anderen, bedrohte ihre Mutter. Sie war ein wildes Kind, das es wahrscheinlich auch dann nicht geschafft hätte, wenn seine Mutter nicht gestorben wäre.
Sie ist Moses Grace nur wenige Augenblicke, nachdem er einen Obdachlosen ermordet hat, in die Arme gelaufen. Sie haben sich in einem Motel mit Bourbon betrunken, und der Rest ist Geschichte. Claudia sprach das Wort »Bourbon« mit einem Südstaatenakzent aus, und ich glaube, dass sie ihm irgendwo im Süden begegnet ist.« Sherlock machte eine Pause. »Und Claudia ist nicht achtzehn. Sie ist vor drei Wochen sechzehn geworden.«
Dix fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Sie ist ungefähr in Robs Alter!«
Savich, der mit einem der Sofakissen herumspielte, nickte. »Sie ist ein Kind, ein verrücktes, unbeherrschtes Kind. Es hat sich herausgestellt, dass Sherlock mit dem ermordeten Obdachlosen recht hatte. Wir haben einen Bericht über einen Mann gefunden, der in einer Gasse in Birmingham, Alabama, vor ungefähr achtzehn Monaten zu Tode geprügelt worden war. Die Polizei hat den Angreifer nie geschnappt, doch ein anderer Obdachloser hatte ausgesagt, er habe einen alten, hustenden Kerl in blutverschmierter Armeejacke gesehen. Ich würde auf Moses tippen.«
»Claudia hat mir erzählt, dass Moses eine Armeejacke und alte schwarze Armeestiefel trägt, also würde das passen«, fügte Sherlock hinzu. »Wir haben die Polizei in Birmingham benachrichtigt und ihnen alles gegeben, was wir haben. Leider konnten sie uns im Gegenzug nichts bieten.«
»Hast du den Anruf zurückverfolgen können, Dillon? Weißt du, wo sie sind?«, wollte Ruth wissen.
»Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte Savich. »Claudia rief von einem Handy mit Prepaid-Karte an, das Moses heute Morgen bei Radio Shack bar bezahlt hat. Er hat es von einer Telefonzelle auf dem Parkplatz aus freigeschaltet. Da es keinen registrierten Besitzer gibt, ist das Ganze anonym gewesen, aber das Signal war laut und klar. Und weil sie nicht vom Auto aus angerufen haben, konnten wir sie ohne Schwierigkeiten orten.«
»Wo waren sie?«, fragte Dix.
»In einem Denny’s Ecke Eighth Avenue und Pfeiffer Street in Milltown, Maryland. Und obwohl die örtliche Polizei in weniger als fünf Minuten dort ankam, waren Moses und Claudia bereits verschwunden. Anscheinend hatte der Alte Claudia mit dem Handy allein gelassen. Als er zurückkam, telefonierte sie noch mit mir. Ich hörte seine Stimme, und mir war sofort klar, dass er wütend
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