Angst
haben.«
Ruth lehnte sich nach vorne, die Ellbogen auf den Tisch gestützt.
Savich musste etwas in Sherlocks Augen gesehen haben, denn er stand auf, nahm eine Schmerztablette von der Küchenzeile und hielt sie ihr vor den Mund. Nachdem sie die Pille hinuntergeschluckt hatte, setzte er sich wieder und hob seine Teetasse, um Ruth zuzuprosten. »Bist du bereit? Die Frau war Tammy Tuttle.«
Ruth erstarrte. »Das war vor meiner Zeit in der Unit«, erklärte sie Dix, »aber ich habe alles über sie gehört. Sie besaß die Macht, andere Menschen das sehen zu lassen, was sie sie sehen lassen wollte.«
»Massenhypnose?«, fragte Dix mit hochgezogenen Augenbrauen. »Sind Sie sicher? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
Savich nickte. »Das müssen Sie uns nicht sagen. Doch es war ganz schön hart, sie überhaupt zur Strecke zu bringen, obwohl sie bei zwei Gelegenheiten in Sichtweite war. Gott sei Dank konnte Tammy Tuttle nicht jeden austricksen. Als sie nah genug an mich herankam, habe ich sie aus irgendeinem Grund erkannt. Moses hatte bloß bei einer Sache recht - ich habe ihr tatsächlich fast den Arm weggeschossen. Sie wollte gerade zwei Teenager umbringen, die sie und ihr verrückter Zwillingsbruder Tommy gekidnappt hatten. Ich musste ihr in die Schulter schießen, was dazu führte, dass sie den Arm verlor. Nachdem sie sich wieder erholt hatte, ist sie aus dem Krankenhaus geflohen und hat mich verfolgt. Sie wollte mich ermorden, genau wie jetzt Moses.«
»Dillon hat sie jedoch nicht auf dem Gewissen«, sagte Sherlock. »Damals hat seine Schwester bei uns gewohnt. Tammy hat sie aus unserem Haus entführt und sie zu der Scheune am Plum River in Maryland gebracht, wo die ganze Sache begann. Dillons Schwester konnte sich selbst befreien und tötete Tammy. Wir kamen erst an, als alles schon vorbei war.«
»Geht es Ihrer Schwester gut?«, erkundigte sich Dix bei Savich.
»Oh ja.«
Genüsslich biss Ruth von ihrem Scone ab. »Ich werde den Kerl heiraten, der das hier gebacken hat.«
»Arturo wiegt dreihundert Pfund«, gab Savich zu bedenken.
Ruth grinste. »Okay, dann ist er eben nicht perfekt. Und was ist jetzt mit Moses? Ist er etwa Tammy Tuttles Großvater?«
»Vielleicht. Das ist ein interessanter Punkt. Moses hat Tammys Zwillingsbruder, Tommy, mit keiner Silbe erwähnt. Ich frage mich weshalb.«
»Die einzige Familienangehörige, von der wir wissen«, sagte Sherlock, »ist Tommy und Tammys Cousine, Marilyn Warluski. Ihr gehört die Scheune am Plum River, über die MAX die Tuttles überhaupt erst gefunden hat. Marilyn war keine Kriminelle, nur ein bisschen langsam und leicht zu beeinflussen. Andererseits könnten ihr Cousin und ihre Cousine sie auch einfach bloß verprügelt haben. Sie haben sie benutzt und manipuliert, doch Marilyn hat überlebt. Wir hoffen alle inständig, dass sie etwas über Moses Grace weiß und uns vielleicht erzählen kann, wie er in Wirklichkeit heißt.«
»Ich erinnere mich, dass ich Marilyn nach Tommy und Tammys Eltern befragt habe«, fuhr Savich fort. »Sie hatte erklärt, ihre Mom sei tot und sie wüsste nicht, wer ihr Dad wäre. Ich habe nicht weiter nachgehakt, weil zu viel los war. Es könnte jedoch gut sein, dass Moses Grace ihr Großvater ist. Sie müssen ihre verrückten Gene ja von irgendwoher haben. Moses würde auf jeden Fall ins Bild passen.«
Dix fragte Savich: »Sie hatten wohl nicht das Glück, Moses gestern Abend nach seinem letzten Anruf zu schnappen?«
»Unsere Leute haben erneut feststellen können, woher der Anruf kam - vom Parkplatz eines weiteren Denny’s.
Dieses Mal war es einer in Juniperville, Virginia, ungefähr eine Dreiviertelstunde mit dem Auto von hier entfernt. Anscheinend haben er und Claudia ein Faible für diese Restaurantkette, aber es dauerte zu lange, das Telefon zu ermitteln und das Signal zu orten. Sie waren bereits fort, als die Streifenwagen eintrafen.« Dann fügte er hinzu: »Ich bin überzeugt, dass Moses recht genau Bescheid weiß, wie lange wir brauchen, um ihn über das Handy ausfindig zu machen. Er ruft mich weiterhin an, weil es ihm einen Riesenspaß macht, wenn Cops zu einem bestimmten Ort rasen, nur um feststellen zu müssen, dass Moses sich mal wieder in Luft aufgelöst hat.«
»Dann musst du ihn auf eine andere Art und Weise finden«, sagte Ruth.
»Ich habe auch schon ein paar Ideen«, verkündete Savich, führte den Gedanken jedoch nicht weiter aus.
Sherlock drückte ihm die Hand. »Dillon hat Dane Carver gebeten, Marilyn
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