Angst - Kilborn, J: Angst - Afraid
wusste er, was als Nächstes passieren würde.
Du musst sie töten.
Der Gedanke schockierte ihn längst nicht so sehr, wie er erwartet hatte. Stattdessen fand er ihn prima.
Das sind die Drogen, die sich bei dir melden. Das sind die Wachmacher.
Nein, das sind nicht die Wachmacher. Sie ist ein Red-Op.
»Wo steht Ihr Auto?«, flehte sie ihn an. »Was ist los mit Ihnen? Sind Sie betrunken?«
Wie kann sie ein Red-Op sein? Das ist nur eine verängstigte Frau. Das sind die Wachmacher. Die Chemikalien machen dich verrückt.
Aber was macht sie dann mutterseelenallein hier draußen? Sie gehört zu ihnen. Du musst sie töten.
Josh ließ die Leine los, und Woof sprang die Frau an. Sie trat den Hund in die Seite, und er jaulte auf und rollte ins Gebüsch.
»Ihr Hund hat mich gerade angegriffen!«
Sie war nur noch vier Schritte von ihm entfernt.
Du kannst sie nicht töten.
Doch, das kannst du. Diese Frau ist dein Feind. Töte sie. Schlag ihr den Kopf ein.
Nur noch drei Schritte.
Sie ist nur eine Camperin. Sie braucht deine Hilfe. Die Drogen machen dich aggressiv, verrückt.
Das sind nicht die Drogen. Sie ist eine von denen. Du musst sie umbringen, ehe sie dich tötet.
»Bitte. Sie müssen mich beschützen.«
Josh streckte beide Arme aus.
»Sie … Sie sollten keinen Schritt näher kommen.« Aber obwohl er das gesagt hatte, wollte er, dass sie näher kam. Viel näher.
»Ich brauche Ihre Hilfe, Mister. Bitte.«
Töte sie! Töte sie! TÖTE SIE!
Noch zwei Schritte.
»Bleiben Sie stehen. Halten Sie sich von mir fern!«
Die Wachmacher verdrehen dir den Kopf, machen dich brutal. Aber du hast alles unter Kontrolle. Du brauchst nicht jeder kleinen Laune nachzugeben. Kämpfe dagegen an. Tu das Richtige.
»Ich bin angegriffen worden.« Ihre Augen wurden schmaler. »Kratzt Sie das gar nicht?«
Noch einen Schritt.
»Doch, das kratzt mich. Sehen Sie doch, wie sehr mich das kratzt.«
Josh benutzte die Taschenlampe wie einen Schläger und knallte sie ihr ins Gesicht. Er wollte ihren Schädel zertrümmern. Die Frau hielt beinahe ihr Gleichgewicht, stolperte aber über etwas auf dem Boden und fiel dann mit dem Gesicht zuerst hin.
BAFF!
Blut schoss aus ihr heraus wie aus einem Brunnen.
Ja!
Nein …
»Oh Gott! Nein …«
Die Frau starrte Josh aus toten Augen an. Ihr Kopf war wie eine Erdnuss inmitten der Bärenfalle zerbrochen, und das Blut regnete auf sie herab.
Du hast sie ermordet.
Woof hoppelte zu ihm hin, aber Josh wich zurück - vor Angst, dass er dem Hund auch etwas antun könnte. Verdammte Scheiße, was hatte er da gerade getan? Warum hatte er sie geschlagen, wenn sie so offensichtlich Hilfe gebraucht hatte? Er hatte sie umgebracht. Er hatte sie verdammt nochmal umgebracht!
Ein Unfall. Es war ein Unfall.
Nein. Das war es nicht.
Du wolltest sie nicht ermorden.
Das sagen alle Mörder.
Josh betrachtete seine Hände. Die Hände eines Mörders. Sie zitterten. Wie sollte er jetzt mit sich leben können? Sein Magen drehte sich um - als ob er einen lebendigen Karpfen geschluckt hätte.
Und jetzt? Sollte er wegrennen? Die Leiche verstecken? Sich aufgeben?
Er wollte Leben retten. Das war es, was er wollte. Das hatte er sich zur Aufgabe gemacht. Anderen helfen und die Welt zu einem besseren Ort machen.
Und jetzt …
Vorbei. Sein Leben war vorbei. Mit so etwas konnte er nicht leben.
Oder doch?
Vielleicht hatte ihn der Wachmacher paranoid werden lassen. Vielleicht hatte er ihm vorübergehend den Verstand geraubt. Er hatte sie nicht töten, sondern nur aufhalten wollen. Woher hätte er wissen können, dass sie ausgerechnet in eine Bärenfalle stürzen würde?
Nein. Er wollte sie töten. Er hatte dieses ungeheure Verlangen nicht mehr kontrollieren können.
Oder vielleicht doch?
Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er schüttelte erneut den Kopf. Eine Litanei von »Du hättest« und »Warum« regnete von allen Seiten auf ihn herab.
So fühlt es sich also an, ein Killer zu sein.
Josh biss die Zähne zusammen und versuchte sich an den Gedanken und die Verantwortung zu gewöhnen.
Letztlich war es seine Entscheidung gewesen, auf sie einzuschlagen. Er hatte seine Wahl getroffen. Jetzt musste er mit den Konsequenzen leben. So funktionierte nun einmal die zivilisierte Welt. Alle Kriminellen konnten sich und ihre Verbrechen irgendwie rechtfertigen. Sie alle hatten ihre Gründe. Aber
menschliche Wesen waren keine programmierbaren Roboter. Seinen Instinkten oder Befehlen oder von Drogen ausgelösten Impulsen zu
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