Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
genau, wie die nächste Blakely-Puppe aussehen sollte, doch die Werbekampagne bezog sich nicht auf ein bestimmtes Modell, sondern auf das Unternehmen als Ganzes. Schließlich war alles geklärt, und Annalise gab grünes Licht, die Anzeigen so bald wie möglich zu schalten.
»Und bevor ich gehe, habe ich noch ein kleines Geschenk für dich«, sagte Danika. Sie entnahm ihrem Aktenkoffer einen Kassettenrekorder und zwei Audiokassetten. »Ich war so frei, einen hiesigen Talentsucher zu kontaktieren und ihm zu sagen, dass wir eine Stimme für eine Puppe suchen. Er hat massenweise Mädchen in ein Studio bestellt und ihre Stimmen auf Band aufgenommen. Keine Sorge. Ich hab’s bezahlt, und ich weiß wohl, dass du noch nicht entschieden hast, ob Annalise eine Stimme bekommen soll, aber würdest du dir die Kassetten einfach mal anhören und darüber nachdenken?«
Annalise wollte Danika zurechtweisen, weil diese ihre Kompetenzen überschritten hatte, aber das war nun einmal einer der wenigen Nachteile, wenn man mit einer Freundin zusammenarbeitete. »Ich höre sie mir an und denke darüber nach«, sagte sie, als sie Danika zur Tür begleitete.
»Prima! Ich rufe dich später an.« Sie ging zur Tür hinaus, und mit ihr verschwand ein Großteil der Energie aus der Wohnung.
Wenige Minuten später stand Annalise unter einer heißen Dusche und dachte über die Veränderungen nach, die sich in ihrem Leben vollzogen. Sie wusste, dass Danika recht hatte: Es war der Zeitpunkt gekommen, die Puppen neu auszustatten.
Die Konkurrenz war hart. Die Vision ihrer Mutter von eleganten Puppen mit exquisiter Kleidung hatte sich als erstaunlich erfolgreich erwiesen, doch es war an der Zeit, Neuland zu betreten.
Die Vorstellung einer sprechenden Puppe gefiel ihr nicht, doch ihr war klar, dass sie ihre Entscheidungen auf der Grundlage von Geschäftsinteressen treffen musste, nicht mit dem Herzen oder nach dem, was ihre Mutter vorgezogen hätte.
Als sie geduscht und sich angezogen hatte, fiel ihr ein, dass sie um zwei Uhr einen Termin mit George Cole hatte, mit dem sie eine Aktualisierung ihrer Versicherungen besprechen wollte.
Sie ging in den Laden hinunter, wo alles reibungslos lief. Samantha bediente einen Kunden, und im Hinterzimmer herrschte geschäftiges Treiben. Alle arbeiteten eifrig an der Fertigstellung der Birthday-Bonnie-Puppen.
»Ah, die Bienenkönigin lässt sich herab, uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren«, sagte Ben, während seine Finger flink ein Zöpfchen flochten, das perfekt seinem Gegenstück auf der anderen Seite des Puppenkopfes entsprach.
»Ich habe nachher einen Termin mit George Cole«, erwiderte sie.
Ben verzog das Gesicht. »Meiner Meinung nach gibt es nur eines, was schlimmer ist als ein Versicherungsvertreter, und das ist das Finanzamt.«
Annalise lachte und setzte sich an ihren Schreibtisch. »George ist in Ordnung. Er versucht nie, mir mehr anzudrehen, als ich brauche. Was meinst du, wie rasch können wir mit der Herbstausgabe beginnen?« Sie sah Maggie Winters an, die vor einem Arbeitstisch stand und Arme und Beine an den Puppenkörpern befestigte.
»Wenn alles glattgeht, dürften wir in einer Woche, spätestens in zehn Tagen mit den Birthday-Bonnies fertig sein. Hast du dich schon entschieden, wie das Herbstmodell aussehen soll?«
»Nein, noch nicht.« Annalise schlug das Skizzenbuch auf ihrem Schriebtisch auf. In den letzten Monaten hatte sie einige neue Designs entworfen, konnte sich bislang jedoch nicht entscheiden, wie es damit weitergehen sollte. »Wenn ich mich von meinem Traum heute Morgen beeinflussen ließe, würde die nächste Puppe eine Chucky sein, mit bösem Blick und klappernden Zähnen.«
Ben musterte sie voller Mitgefühl. »Diesen Traum hast du schon seit Monaten.«
»Ich weiß. Eine Stresserscheinung.« Sie blätterte in den Seiten ihres Skizzenbuchs, doch ihre Gedanken wanderten zu ihrer Verabredung am Vorabend zurück.
Vielleicht hatte ihr Vater recht. Vielleicht brauchte sie außer ihrem Unternehmen noch mehr im Leben. Seit dem Tod ihrer Mutter fühlte sie sich wie in einem Hamsterrad: Sie lief, so schnell sie konnte, und verlor dabei trotzdem die Kontrolle.
Um vierzehn Uhr erschien George, und gemeinsam gingen sie hinauf in Annalises Loft. George war ein netter Mensch, unaufdringlich und ein Mann der leisen Töne. Sie wusste, dass seine Frau an Brustkrebs gestorben war und dass er sonst keine Familie besaß.
»Weißt du, meine Frau und meine Mutter haben deine Puppen
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