Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
Gefühl der Wehmut, das sich plötzlich in ihr regte.
»Ja, es sind nette Menschen«, antwortete er. »Und du? Hast du auch so liebe Nachbarn?«
»Nicht solche wie du. In meiner Nachbarschaft ist der Gemeinschaftssinn nur schwach ausgeprägt. Man trifft sich im Park und plaudert, aber niemand bringt mir etwas zu essen oder gibt mir Ratschläge. Vermutlich ist es etwas völlig anderes, in einer Gegend wie dieser zu leben.«
»Ich finde diese Wohngegend schon ungewöhnlich. Der Vorstand unseres Vereins plant eine ganze Menge gemeinsamer Veranstaltungen, und ich versuche, mitzumachen, wann immer ich kann.«
Sie bogen in eine Stichstraße ein, die mit Holzböcken für den Kfz-Verkehr gesperrt war. Zwischen zwei Häusern war ein großer, leuchtend blauer Pavillon aufgebaut, und ein Imbisswagen verbreitete den Duft von Hot Dogs und Popcorn.
»Ganz schön aufwendig«, rief sie aus.
»Frank Knight ist der Besitzer des Hot-Dog-Stands. Während der Mittagszeit arbeitet er in der Innenstadt, und zu solchen Anlässen wie diesem stellt er uns seine Zeit und seine Vorräte zur Verfügung.«
Als sie näher kamen, wurde Tyler von allen begrüßt, und während der nächsten Viertelstunde machte er Annalise mit seinen Nachbarn bekannt. Als sie sich schließlich beide mit jeweils einem Glas Tee in der Hand niederließen, schwirrte ihr der Kopf von all den Namen und den Gesichtern der Leute, die sie gerade kennengelernt hatte.
Sie saßen mit einem Ehepaar zusammen, das Tyler ihr als Cindy und Dave Swanson vorstellte. Nachdem sie sich etwa eine Viertelstunde unterhalten hatten, schnippte Cindy plötzlich mit den Fingern. »Wusste ich doch, dass ich dich schon mal gesehen habe. Du bist Annalise von Blakely Dollhouse, nicht wahr?«
»Ja, das stimmt.«
»Ich habe dich vor ein paar Wochen in den Mittagsnachrichten gesehen. Tanya, meine kleine Tochter – sie hat eine von deinen Puppen. Wir lassen sie natürlich nicht damit spielen, dafür ist sie viel zu schön und zerbrechlich«, rief Cindy aufgeregt. »Tanya ist neun Jahre alt. Sie spielt sowieso nicht mehr oft mit Puppen.«
»Womit spielt sie denn am liebsten?«, wollte Annalise wissen.
»Zu unserer Freude mag sie Lernspielzeug besonders gern.«
Bevor Annalise antworten konnte, gesellte sich ein weiteres Ehepaar zu ihnen, und die Unterhaltung wandte sich anderen Themen zu. Um siebzehn Uhr wurde verkündet, dass in einem der Häuser Eis in der Küche serviert wurde, und so machten sich Annalise und Tyler zusammen mit den anderen auf den Weg dorthin.
»Ich glaube, ich bin im Paradies«, sagte Annalise beim Anblick des Serviertischs. Es gab drei Sorten Eis mit Dutzenden von Zutaten, einschließlich Nüsse, Schoko-Chips und Schlagsahne.
Während sie und Tyler sich ihre Eisbecher zusammenstellten, war sie sich seiner körperlichen Nähe und des überwältigenden, frischen männlichen Dufts, der von ihm ausging, überdeutlich bewusst. Er berührte sie häufig, es waren kleine beiläufige Berührungen, die eine heiße Glut in ihr entfachten.
Was war nur los mit ihr? Sie wusste nur wenig über ihn und hatte bisher noch keine tiefergehende Unterhaltung mit ihm geführt. Trotzdem glaubte Annalise, alles, was wichtig war, über ihn zu wissen.
Es war nicht zu übersehen, dass Tyler bei seinen Nachbarn beliebt war. Sie wusste auch, dass er in seiner Arbeit aufging, und diese beiden Tatsachen sagten in ihren Augen sehr viel über ihn aus.
Außerdem hatte er sich für Schoko-Eis entschieden, das er, genauso wie sie, in Schoko-Soße ertränkte. Tja, er war ein Mann ganz nach ihrem Geschmack.
Die Stimmung war unbeschwert, und die Straße von Lachen erfüllt. Kinder spielten Fangen, rannten umher und wurden sowohl von ihren Eltern als auch von Freunden ermahnt, wenn sie über die Stränge schlugen.
Für Annalise war es unmöglich, ihre freundlichen Gespräche im Park mit dem Gemeinschaftsgeist zu vergleichen, der bei diesen Nachbarn herrschte. Hier erfuhr sie eine Anteilnahme, die so aufrichtig war, wie sie sie noch nie zuvor erlebt hatte.
Das Fest dauerte bis nach Sonnenuntergang, und es war schon fast neun Uhr abends, als sie unter einem sternklaren Himmel und einem Vollmond, der aussah, als wollte er platzen, zu Tylers Wohnung zurückgingen.
»Kommst du noch auf einen Kaffee mit hinein?«, fragte er.
Ihre weibliche Intuition sagte ihr, dass er sie nicht einfach zu einer Tasse Instantkaffee einlud, und das Kribbeln in ihrem Bauch setzte wieder ein.
»Hört sich gut an«, sagte
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