Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
hätte man mich auf dem Handy angerufen.«
Ein Moment der Stille folgte, dann drang eine Frauenstimme aus dem Anrufbeantworter auf dem Nachttisch. »Tyler, hier ist deine Mutter. Vielleicht weißt du nicht mehr, wer ich bin, aber ich bin die Frau, die dich nach dreiundzwanzig Stunden unglaublicher Schmerzen zur Welt gebracht hat. Seit mehr als einer Woche haben dein Vater und ich nichts von dir gehört. Es wäre nett, wenn du uns mal anrufen würdest, damit wir wissen, ob du noch am Leben bist.«
»Du hast anscheinend ein Problem«, bemerkte Annalise, als sich das Gerät abgeschaltet hatte.
»Nur das Übliche. Sie fängt immer von den Wehen an, wenn sie zu selten von mir hört.«
»Du hast wohl ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern?«
»Ja, sehr.«
Annalise richtete sich auf. »Ich muss nach Hause.«
Er griff nach ihrem Arm. »Du könntest über Nacht bleiben.« Er ließ sie los, und sie schlüpfte aus dem Bett und richtete sich auf.
»Lieb von dir, mir das anzubieten, aber ich möchte mich nicht daran gewöhnen, in einem Bett zu schlafen, aus dem ich womöglich irgendwann rausgeworfen werde«, meinte sie lächelnd.
»Wer dich aus seinem Bett wirft, muss ein Idiot sein«, erwiderte er.
Als sie sich angezogen hatten, griff sie nach ihrer Tasche, und er begleitete sie zur Tür.
»Ich komme mir vor wie ein Schuft, weil ich dich allein nach Hause fahren lasse«, sagte er und nahm sie in die Arme.
»Nicht nötig, ich komme schon klar. Es war wunderschön mit dir, Tyler.«
»Mit dir auch.« Er drückte sie kurz an sich. »Das Zusammensein mit dir entschädigt mich für die Scheußlichkeiten, die ich in meinem Beruf erlebe.« Er küsste sie sanft und zärtlich, dann ließ er sie los. »Rufst du mich an, wenn du zu Hause bist? Damit ich weiß, dass du wohlbehalten angekommen bist?«
»Mach ich.«
Er begleitete sie zu ihrem Wagen, küsste sie noch einmal innig, dann fuhr sie los. Auf der Heimfahrt hatte Annalise zum ersten Mal in dieser Woche das Gefühl, dass ihre Sterne günstig standen. Ihre Haut kribbelte noch von Tylers Zärtlichkeiten, und sie freute sich jetzt schon auf ein Wiedersehen.
Diese Beziehung versprach die schönste zu werden, die sie je gehabt hatte. Der Sex war umwerfend, und Tyler schien der Typ Mann zu sein, der keine tiefgehende, emotionale Bindung anstrebte. Annalise war sich nicht sicher, ob sie in der Lage war, eine solche einzugehen.
Der Tag war wunderschön gewesen, doch sie fragte sich, wo Danika steckte. Sie hatte gehofft, die Freundin auf dem Straßenfest zu treffen, denn seit ihrem Gespräch am Montag hatte sie nichts mehr von ihr gehört. Es sah Danika gar nicht ähnlich, so lange Zeit nicht erreichbar zu sein.
Die Uhr am Armaturenbrett zeigte zweiundzwanzig Uhr fünfunddreißig an, als Annalise den Wagen auf dem gewohnten Parkplatz vor ihrem Haus abstellte. Trotz ihrer leisen Sorge um Danika war ihr so leicht ums Herz wie schon seit Monaten nicht mehr.
Tyler war nicht nur intelligent und humorvoll, sondern allein bei dem Gedanken an ihr Liebesspiel krümmten sich ihre Zehen, und ihr Herz begann zu rasen. Hoffentlich hatte er die Wahrheit gesagt, als er gemeint hatte, dass er viel mehr Zeit mit ihr verbringen wollte.
Ein Lächeln trat auf ihre Lippen, als sie um das Gebäude zum Vordereingang ging. Sie hatte die Tür fast erreicht, als sie spürte, dass jemand hinter ihr war. Sie fuhr herum und erkannte Max.
»Max! Du hast mir einen Schrecken eingejagt.«
Er war offenbar betrunken. Sein Atem stank nach Alkohol, und seine Augen waren gerötet und glasig. »Anna … Annalise.« Er sprach ihren Namen schleppend aus. »Muss dir was sagen.«
»Was musst du mir sagen?« Sie zog den Hausschlüssel aus der Tasche und vermutete, dass er sie wieder einmal um Geld anbetteln wollte. »Sind die Mülltonnen schlecht heute Abend?«
»Nein. Nein. Nein.« Er schüttelte heftig den Kopf, taumelte einen Schritt zurück und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Dann legte er die Stirn in Falten, als hätte er von einem Moment auf den anderen vergessen, was er ihr sagen wollte. Er wirkte aufgewühlt, als er sich nach rechts und links umsah, und als er Annalise wieder anblickte, erkannte sie Furcht in seinen Augen.
»Was denn, Max? Was ist los?« So lächerlich es auch war, etwas an seinem Verhalten weckte Unruhe in ihr.
»Es ist der Teufel«, sagte er.
Annalise entspannte sich. Der arme Kerl – er litt unter Halluzinationen. »Max, alles ist gut. Hier ist weit und breit kein
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