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Angst über London

Angst über London

Titel: Angst über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder nach vom auf das gewaltige Trümmerfeld. Nein, hier gab es nichts mehr zu retten. Mindestens die Hälfte des Stadtteils Soho war zerstört.
    London siechte dahin.
    Die andere Seite hatte es geschafft.
    Ich schritt weiter durch diese Alptraumlandschaft. Eine Schreckensvision, wie man sie selbst aus seinen tiefsten Träumen verbannte, umgab mich.
    Ich fühlte mich so allein, im Stich gelassen. Und dann fiel mir etwas auf.
    Die Verletzten schrien nicht. Stumm, apathisch lagen sie entweder auf dem Boden oder in den Wagen. Ich konnte auch nicht erkennen, ob sie tot waren, es war alles so seltsam. In Science-Fiction-Romanen las man vom Untergang der Städte, hier erlebte ich es in der Realität.
    Vor mir war ein kleiner Renault wie ein Blatt Papier vom Wind zur Seite gedrückt worden. Eine Frau und ein Mann krochen daraus hervor. Ich wollte den beiden helfen, sah jedoch, dass es nicht nötig war, sie kamen auch allein zurecht.
    Das Gesicht des Mannes war vom Blut rot gefärbt, aber er lebte. Dann jedoch tat die Frau etwas Seltsames.
    Sie griff plötzlich in ihre Tasche und holte einen Stielkamm hervor. Ehe ihr Mann und auch ich reagieren konnten, hatte sie die rechte Hand erhoben und zugestochen. Und sie traf genau.
    Der Mann riss die Arme hoch, fasste sich an den Hals und brach zusammen. Die Frau wirbelte herum. Jetzt sah sie mich.
    Ihre Augen waren blutunterlaufen. Ich schätzte sie auf vierzig Jahre, die vollen Lippen waren zu einem gemeinen Grinsen verzogen, die Hand zitterte.
    »Du bist auch dran!« keuchte sie.
    Ich war stehengeblieben und hatte die Arme locker am Körper herabhängen. »Was habe ich Ihnen getan?« fragte ich.
    »Alles, und du bist schuld. Ihr seid alle schuld. Der Tod, nur der Tod zählt!«
    Die Worte schrie sie mir entgegen. Die Frau war wahnsinnig oder von einem Dämon besessen, was letzten Endes fast auf das gleiche hinauskam.
    Ohne Warnung stürzte sie mir entgegen. Die Hand hielt sie ziemlich hoch, weil sie mit dem verdammten Stielkamm auf mein Gesicht zielte.
    Ich unterlief den Angriff glatt, bekam das Handgelenk zu packen und schleuderte die Frau zu Boden.
    Dann schlug ich so sacht wie möglich mit der Handkante zu, traf eine bestimmte Stelle, und die Frau wurde bewusstlos.
    Im nächsten Augenblick peitschten Schüsse.
    Ich hörte das Pfeifen der Kugeln, so nahe sirrten sie an meinem Kopf vorbei.
    Blitzschnell tauchte ich unter, warf mich hinter einem Wagen in Deckung, wobei das dritte Geschoss in das Blech der Motorhaube sägte. Dann verstummten die Schüsse.
    Dafür hörte ich dröhnende Schritte. Der unbekannte Schütze musste über die Wagendächer laufen. Ich zog ebenfalls meine Beretta, die ich zum Glück bei mir trug, machte mich klein und wartete ab.
    Ein Windstoß trieb den beißenden Rauchschleier an mir vorbei, und im Rauch erkannte ich die Gestalt. Sie sprang von einem Wagendach zu Boden und landete dicht neben mir. Bevor der Kerl herumwirbeln und auf mich anlegen konnte, schnellte ich hoch und hieb meine Handkante auf das Gelenk. Die Waffe fiel zu Boden.
    Meine Rechte kam wie ein Torpedo. Sie traf voll ins Ziel. Der Mann drehte die Augen und fiel hin. Bewusstlos blieb er liegen.
    Verflucht! Was war das nur? Ich wurde hier beschossen, jemand griff mich mit einem Stielkamm an, alles normale Menschen, die sonst nichts Böses taten, aber hier drehten sie durch. Der dämonische Einfluss schien schon weit fortgeschritten zu sein.
    Und London siechte dahin.
    Eine Millionenstadt, vor wenigen Stunden noch von prallem Leben erfüllt, befand sich am Rand des Abgrunds.
    Es war schwer für mich, mit dieser Tatsache fertig zu werden, denn ich hing an London. Ich war hier aufgewachsen und hatte hier auch beruflich meine größten Erfolge erzielt.
    Ich wandte mich der National Gallery zu. Sie liegt dem Trafalgar Sauare gegenüber und wird von vier Straßen umkreist. Auch das Gebäude hatte einiges abbekommen. Irgend ein Flugzeugteil hatte die hohe Kuppel buchstäblich abrasiert. Die Trümmer lagen weit in der Gegend verstreut.
    Ich stieg über geborstene Blechteile und Schutt.
    Überall flackerten noch kleinere Feuer. Die Brände würden wohl kaum gelöscht werden, weil niemand da war.
    Keine Feuerwehr, und auch die Krankenwagen kamen nicht durch. Es mussten erst die im Wege liegenden Fahrzeuge zur Seite geschafft werden.
    Dann hörte ich Motorengeräusch. Ich warf einen Blick zum Himmel hoch und sah den Hubschrauber. Er war feuerrot angestrichen und schwebte wie eine Riesenlibelle über

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