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Angst vor dem Blutbiss

Angst vor dem Blutbiss

Titel: Angst vor dem Blutbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hand gegen ihr Kinn. »ER? Glaubst du denn, daß ER etwas damit zu tun hat?«
    »Ja.«
    Marisa sackte zusammen. Sie starrte gegen das Laken. Sie spürte, wie sich der Speichel in ihrem Mund zusammenzog und zu einer Art von Säure wurde, die das Zahnfleisch ätzte.
    Katja Lagemann stand auf. Sie winkte der Freundin mit dem Kopf.
    »Komm mit.«
    »Wohin denn?«
    »Zum Fenster.«
    Marisa erschrak noch einmal. »Meinst du wirklich?«
    »Ja, das meine ich!«
    Wie eine Greisin quälte sich die Schülerin hoch. Sie blieb leicht zitternd vor dem Bett stehen, als könnte sie noch immer nicht fassen, was da geschehen war.
    Katja Lagemann aber ging zum Fenster. Sie bewegte sich, als säße ihr ein dicker Klumpen im Nacken. Auf der nach innen gerichteten Fensterbank stützte sie sich mit beiden Händen ab und schaute noch einmal zurück, weil sie sich vergewissern wollte, daß ihr Marisa auch folgte. Sie kehrte nicht um. Zitternd standen beide Mädchen an der Fensteröffnung und schauten hinaus.
    Sie hatten eine Gänsehaut bekommen. Nicht allein wegen der Kälte, es war einfach das Wissen, daß in diesem Zimmer etwas vorgefallen war, mit dem sie nicht zurechtkamen.
    Die Nacht umschlang das Haus.
    Sie war der Schatten, sie war das gewaltige dunkle Tuch, aber sie drang nicht in den Raum hinein, denn Marisa hatte ihre Nachttischleuchte eingeschaltet.
    Und die Nacht schwieg.
    Kein Geräusch, keine Spur von Susan. Keine sich rasch entfernenden Schrittgeräusche, nur diese verfluchte, bedrückende Stille, die trotz ihrer Schweigsamkeit mehr sagte, als es viele Worte ausdrücken konnten.
    Und die Schülerinnen verstanden diese Botschaft. Nur wagten sie nicht, darüber zu reden, aber es mußte heraus, besonders bei der impulsiven Italienerin.
    »Glaubst du es auch, Katja?«
    »Was soll ich glauben?«
    »Daß ER Susan geholt hat?«
    Katja Lagemann ließ sich mit der Antwort Zeit. Sie runzelte die Stirn und spürte in den kleinen Senken zwischen den Falten die Kühle eines Angstschweißes.
    »Sag doch was!«
    Katja nickte. »Ja, Marisa, ja. Ich… ich… glaube daran, daß er Susan…«
    Beide schwiegen. Sekunden vergingen. Träge, langsam, als wäre jemand dabei, an der Zeit zu zerren.
    »Und die Hilfe?« hauchte Marisa Melli schließlich.
    Katja hob nur die Schultern…
    ***
    Er hatte sie. Er hatte das Blut, das ihm so herrlich bekannt vorkam. Die lange Zeit des Leidens, verfluchte Jahrzehnte, war vorbei – endlich.
    Sie federte in seinen Armen bei jedem Schritt. Er ging in einem bestimmten Rhythmus, er hatte dieses Gehen geübt. Wer genau hinschaute, dem mußte es wie ein Schweben vorkommen, wenn er mit raumgreifenden Schritten über den steinigen Boden huschte.
    Es war herrlich.
    Der Mond war auf seiner Seite. Sein feinfaseriges Licht streute gegen die Felsen, als wollte er sie zu den Spiegeln machen, in denen sich auch ein Vampir sehen konnte.
    Er hatte ein Ziel!
    Schon einmal hatte er dort Blut trinken wollen, und schon einmal war er dort in eine Falle geraten. In dieser Nacht nicht mehr. Den Friedhof gab es noch immer, und seine alten Grabsteine waren im Laufe der vergangenen Jahrzehnte noch rissiger und verwitterter geworden.
    Wärme und Hitze hatten an ihnen herumgearbeitet wie geisterhafte Handwerker. Noch tiefer zogen sich die Spalten und Risse durch das Gestein, noch mehr war herausgebrochen worden, und einige von ihnen hatten sich zu verschiedenen Seiten hin geneigt, als wollten sie mächtigen Geistern im Unsichtbaren ihre Reverenz erweisen. Das alles störte ihn nicht, auch die Kirche am Friedhof, die nur mehr eine Ruine war.
    Es gab dort nichts mehr, was ihn störte, nur noch Schutz vor einer Sicht, aber keine Kreuze oder andere Gegenstände, die ihm gefährlich werden konnten. Die waren von irgendwelchen Kirchenräubern längst weggeholt und verkauft worden.
    Alles lief gut für ihn. Das Schicksal hatte seine Arme gerade für ihn ausgebreitet.
    Er lachte.
    Es klang nicht wie das normale Lachen eines Menschen. Über seine Lippen floß ein rauhes Geräusch, als läge tief in seiner Kehle ein dicker Klumpen feuchter Asche.
    Er freute sich. Er konnte triumphieren. Alle Menschen waren ihm unterlegen, er war das Absolute der Schöpfung, denn er hatte das ewige Leben, ein Wiedergänger, ein Blutfürst, der es kaum erwarten konnte, die frische Nahrung zu saugen, die direkt vor ihm auf seinen Armen lag.
    Ein herrliches Opfer.
    Er eilte weiter durch die Nacht.
    Ein Schatten auf zwei Beinen, mit einer Last quer über seinen Armen

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