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Angst vor dem Blutbiss

Angst vor dem Blutbiss

Titel: Angst vor dem Blutbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die sich jetzt draußen herumtrieben, jedenfalls nicht in der Nähe des Internats.
    Da fuhr man hinab ins Tal, wo es so etwas wie eine Disco gab und wo manchmal Touristinnen aufgerissen werden konnten.
    Ein Blick in den Himmel.
    Der Mond glotzte sie an.
    Ein bleiches Auge, das seinen Strahl ganz allein auf sie schicken würde.
    Sie war gemeint – und ER! Auf einmal war er da!
    Der Atem stockte ihr auf dem Weg in die Kehle. Er wurde zu einem grauen Stück Eis, das sich in der Kehle festsetzte und sich einfach nicht mehr löste.
    Ein flattriges, graue Etwas stand in der Luft und grinste gegen das Fenster. Ihr Blick verschwamm, sie konnte diesen Fleck im ersten Moment nicht erkennen. Ihr war, als wäre ein Stück des Mondes abgesplittert.
    Welcher Vergleich ihr auch durch den Kopf schoß. Sie traf nie den richtigen, denn was sie da vor sich sah, das war kein glatt geschliffenes Stück Mondgestein, sondern ein Gesicht, und es gehörte zu einem Körper, der in eine schwarze Kleidung gewickelt war.
    Es war ER!
    Und ER war wegen ihr gekommen. Sie erwartete IHN!
    Sie streckte ihm die Arme entgegen…
    ***
    Noch zögerte der Blutsauger. Er wußte nicht, ob ihm eine Falle gestellt worden war, denn er hatte die Zeit vor ungefähr dreißig Jahren nicht vergessen, da war ihm die Falle auf dem Friedhof gestellt worden. Auch hier konnte sie aufgestellt worden sein, da brauchte er nur an den fast identischen Blutgeruch zu denken. Er sah im Dunkeln.
    Er sah auch das Mädchen im offenen Rechteck des Fensters stehen.
    Wie eine Zeichnung, die plötzlich lebendig geworden war. Ein Kopf, ein Körper, warmes Fleisch, noch wärmeres Blut darunter. Adern, die damit prall gefüllt waren und nur darauf warteten, von ihm leergesaugt zu werden. Er winkelte einen Arm an, hob ihn hoch und wischte damit seinen Mund, die Stirn und das Kinn ab, vielleicht auch, um das leise Knurren zu dämpfen, das einfach heraus mußte.
    Sie wartete. Die Faszination des Bösen, des Unheimlichen, hatte auch sie nicht losgelassen. Schon immer war es so gewesen, daß sich gerade die Frauen von den Vampiren angezogen fühlten. Sie wollten in den starken Armen landen, von ihnen getragen werden und den wohligen Schauer der Lust erleben, wenn ihnen das Blut ausgesaugt wurde.
    Das hatte es bereits vor Jahrhunderten gegeben, das hatte sich bis heute nicht verändert, trotz emanzipatorischer Bewegungen und Umwälzungen in der Gesellschaft.
    Das Böse lockte noch immer, und es näherte sich in der Gestalt des Wiedergängers.
    Die am Fenster stehende Schülerin zitterte. Es war nicht die Kälte, es war auch nicht die Angst, es war die Freude vor dem Neuen. Er würde kommen, er würde nach ihr greifen und sie in seine unwahrscheinlich starken Arme nehmen.
    Vergleiche wie in den kitschigen Liebesschnulzen rasten durch ihre Gedankenwelt, aber sie waren für sie echt, sie lebte und fühlte ebenso, und sie bewegte sich, denn sie kletterte auf die Fensterbank.
    Dort blieb sie hocken.
    Keinen Blick zurück mehr. Marisa und Katja waren Vergangenheit, sie würden in ihrem neuen Leben keine Rolle mehr spielen, dort war nur noch Platz für sie und ihn.
    Sie strahlte den Unheimlichen an, der auf sie zuschritt. Schreiten, schleichen oder schweben?
    So genau konnte sie es nicht unterscheiden. Jedenfalls hörte sie so gut wie keinen Laut, er war eben ein Phänomen, er war allen über, auch ihrem Vater.
    Von der ungewöhnlichen Haltung fingen ihre Beine an zu schmerzen.
    Sie mußte von der Fensterbank weg, sich einfach hineinwerfen in die Dunkelheit, wo das neue Leben wartete.
    Sie tat es.
    Ich kann fliegen! Ich kann fliegen! Ich bin ein Vogel! Es ist so herrlich.
    Der Schwarze erschien vor ihr.
    Er griff zu. Seine ausgestreckten Arme waren das federnde Bett, in das sie hineinfiel. Wunderbar!
    Er hielt sie fest, und er drückte sie an sich. Schon jetzt durchströmte sie das Wohlgefühl als warmes Prickeln, als läge sie in einem mit besonderen Reizen angereichertem Bad.
    Er drückte sie an sich.
    Sie fiel nicht, er hatte dafür gesorgt, und sie war ihm dankbar dafür. Sie sah sein Gesicht vor sich. Zum erstenmal aus einer unmittelbaren Nähe.
    Die graue Haut störte sie nicht, auch nicht die Flecken im Gesicht, die bei genauerem Hinsehen keine waren, sondern nichts anderes als Löcher. Sie hatten sich in die Haut hineingefressen, als wäre das Gesicht mit Säure besprüht worden.
    Darüber schimmerten die Augen.
    Sie blickten nicht, sie schimmerten. Sie strahlten eine Botschaft aus, sie waren

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