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Angst vor dem Blutbiss

Angst vor dem Blutbiss

Titel: Angst vor dem Blutbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Wolltest du nicht Susans Vater anrufen?«
    Ich hob die Schultern. »Das hatte ich eigentlich vor. Jetzt möchte ich es nicht mehr. Er würde unweigerlich aus meiner Stimme heraushören, daß etwas nicht stimmt, und ich bin einfach nicht in der Lage, ihm die Wahrheit zu sagen.«
    »Das verstehe ich.« Jane stieg ein, schloß die Tür. Ich setzte mich hinter das Lenkrad und sah, wie die Detektivin den Kopf schüttelte. »Es ist nicht zu fassen«, flüsterte sie. »Da fährt man in eine Gegend, die aussieht wie aus dem Bilderbuch, und was erlebt man dort? Das Grauen, Dämonie, untote Wesen.«
    Ich spielte mit dem Zündschlüssel. »War es denn bei uns je anders, wenn du ehrlich bist?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Eben.« Ich startete und fuhr den BMW rückwärts. Jane hielt die Augen geschlossen, aber sie war beileibe nicht entspannt, das verdeutlichten auch ihre Worte.
    »Es ist eine verfluchte Welt, John, in der sich die Menschen am besten selbst ihre Inseln schaffen, auf die sie sich zurückziehen können. Sonst gehen zu viele kaputt…«
    ***
    Der einsame Bergfriedhof lag im Licht der Sonne und bot ein Bild wie eine extra für uns hergestellte Kulisse, wobei wir noch das Rauschen des Wassers aus der Tiefe einer unergründlich erscheinenden Schlucht vernahmen. Es war ein Gelände, auf dem niemand mehr begraben wurde. Auch damals, als noch die Gräber geschaufelt wurden, hatte man mit dem harten Boden sicherlich seine Schwierigkeiten gehabt.
    Es hatte auch mal eine Kirche gegeben und eine Mauer in deren Nähe, aber nur mehr Fragmente waren zu sehen. Trümmer, Ruinen, der Bau war eingestürzt, aber Brandmauern standen trotzdem noch, und dahinter konnte sich auch jemand verbergen.
    Ein leerer Friedhof. Keine Lebewesen bewegten sich zwischen den alten Grabsteinen, nicht einmal ein Murmeltier sahen wir, und selbst durch die Luft segelten keine Vögel.
    Der Wind war mäßig bis lau. Er streifte unsere Gesichter, brachte zahlreiche Gerüche mit, aber keinen, der uns einen Hinweis auf den Blutsauger hätte geben können. Es roch nicht nach Moder, nicht nach Verwesung oder altem Blut.
    Wir hatten den Wagen gute zweihundert Meter entfernt stehenlassen und waren den Rest zu Fuß gegangen, immer begleitet vom Rauschen des Wildwassers, das in der Schlucht tobte. Hin und wieder hatten wir einen Blick riskiert und den hellen Schaumstreifen entdeckt, der aus der Höhe aussah wie ein zittriges Band. Aus dieser Entfernung war die Kraft nur mehr zu ahnen.
    Wir betraten den Friedhof. Jane hob die Schultern. »Durchsuchen wir ihn, um unser Gewissen zu beruhigen.«
    Ich lachte leise. »Sonst tut dir nichts weh?«
    »Nein, denn ich glaube nicht, daß wir auf unseren Freund, den Blutsauger, stoßen werden.«
    »Damit rechne ich auch.«
    »Und womit rechnest du noch?«
    »Ich hoffe auf Spuren.«
    »Von ihm?«
    »Von beiden, Jane.«
    Sie hob die Schultern und trennte sich von mir. Während ich mir die rechte Seite vornahm, kümmerte sich Jane Collins um die linke, wo auch die Ruine der Kirche stand.
    Ich bewegte mich dicht an der Mauer entlang. Sie schloß praktisch mit der Schlucht ab, und ich dachte daran, daß vor einigen Jahrzehnten hier drei junge Männer gegen den Blutsauger gekämpft und ihn in die Tiefe geschleudert hatten.
    Aber er war zurückgekehrt, trotz des tosenden Wassers, das ihn eigentlich hätte auflösen müssen.
    Wie hatte er das geschafft? Hatte er sich vielleicht während des Flugs in eine Fledermaus verwandelt, um im Dunkel der Schlucht zu verschwinden?
    Das wäre möglich gewesen, ergab aber in diesem Fall keinen Sinn.
    Hätte der Vampir diese Gabe besessen, dann hätte er mit seiner Rache nicht so lange zu warten brauchen. Nein, er mußte auf einem anderen Weg entkommen sein.
    Er war in die Schlucht gefallen.
    Ich stand an der Brüstung und schaute ebenfalls hinein. Unten toste das Wasser.
    Das interessierte mich im Moment nicht. Ich beugte mich noch weiter vor, um den Rand der Schlucht mit den Blicken abtasten zu können.
    Die Wand war nicht glatt. Sie zeigte Buckel, es gab Mulden, sie hatte Risse bekommen, aber es hatten sich im Laufe der Zeit auch Büsche und knorriges Gestrüpp, das ziemlich stabil aussah, dort angesiedelt.
    Auch für einen Vampir, der nach unten fiel. War das die Lösung? Hatte er sich während des Falls an einem der von der Wand wegwachsenden Sträucher festhalten können?
    Ja, das mußte ich zumindest in Erwägung ziehen. Es war überhaupt nicht abwegig. »John…«
    Jane hatte nicht laut

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