Angst vor dem Blutbiss
fühlte sich so trocken und leer, viel zu schwach, um die anderen Dinge in Angriff zu nehmen.
Kein Atemstoß verließ ihren verzerrten Mund. Was dem liegenden Hausmeister entgegenschwang, war ein drohendes Knurren, das ihn mehr an das eines angriffbereiten Hundes erinnerte.
Er wollte sich nicht ergeben. Es lag an diesem verdammten Knurren, das ihn so unwahrscheinlich aufputschte und er es sogar trotz der Schmerzen schaffte, auf die Beine zu kommen.
Das sah auch die Untote.
Wieder griff sie zu.
Diesmal war sie zu langsam. Da rutschten ihre Fingerkuppen nur am Stoff der Hosenbeine entlang, mehr geschah nicht, und der Hausmeister taumelte zur Seite. Er hatte noch nicht gesehen, daß sein Haar an einer bestimmten Stelle des Kopfes blutverschmiert war. Der verdammte Gang vor ihm war zu eng. Er würde nicht ungeschoren an dieser verfluchten Bestie vorbeikommen.
Deshalb gab es nur eine Lösung. Zurück in seine Werkstatt.
Noch stand die Tür offen. Und der Hausmeister katapultierte sich mit einem gewaltigen Sprung hinein. Er holte alles aus sich heraus, er fiel hin, aber er schaffte es auch, die Tür zuzurammen und den Riegel von innen vorzuschieben. Von außen war die Tür mit einem Schloß versehen, innen aber reichte der Riegel.
Auch gegen die Bestie, die einmal eine Schülerin gewesen war?
Sie stand wieder auf den Beinen. Mit ihrer rechten Schulter schien etwas nicht in Ordnung, sie hing nach unten weg. Trotzdem war sie tödlich.
Die Bestie wuchtete sich mit ihrem gesamten Gewicht gegen die aus Latten bestehende Tür.
Der Hausmeister war zwei Schritte zurückgetreten. Er betete, er zitterte und hoffte nur, daß die Latten stark genug waren, dem Druck standzuhalten.
Der erste Versuch war ein Fehlschlag. Die Gegenreaktion schleuderte die Untote zurück. Sie prallte dabei mit dem Rücken gegen die Wand, tickte wieder nach vorn, gab sich noch einmal Schwung und wuchtete ihren Körper wieder gegen die Latten.
Sie zitterten, aber sie hielten.
Dem Hausmeister fiel ein, daß er noch immer den langen Schraubenschlüssel festhielt. Er kam ihm vor wie ein rettender Strohhalm, aber er überlegte auch, welche anderen Waffen man gegen Vampire einsetzen konnte.
Eichenpflock… Salz…
Seine Gedanken brachen ab. Jede Konzentration sorgte in seinem Kopf für einen neuen Schmerzschub.
Hinter der Tür bewegte sich Susan.
Würz sah sie nur verschwommen, und das wiederum lag nicht nur an den schmalen Lücken des Gitters. Es hatte mit ihm zu tun, mit seiner Kopfverletzung. Er hätte normalerweise nicht mal mehr stehen dürfen. Er hätte sich hinsetzen oder legen müssen.
Wieder prallte die Blutsaugerin gegen die Latten. Und wieder beugten sie sich ihm entgegen, aber sie brachen nicht und federten wieder zurück.
Ihn überkam der Schwindel. Ihm wurde zudem übel. Anzeichen einer Gehirnerschütterung. Er würde sich nicht mehr lange auf den Beinen halten können, das stand für ihn fest. Irgendwann würde der Punkt kommen, wo es dann vorbei war.
Er wartete auf den nächsten Versuch. Die Untote würde nicht aufgeben, die brauchte Blut, und die Tür würde auch nicht immer und ewig halten.
Drei, vier Stöße noch, dann…
War es ein Trugbild, oder stimmte alles?
Susan ging! Sie unternahm keinen neuen Versuch. Sie lief nicht mehr, sie stützte sich auch nicht von der Wand ab, um einen erneuten Anlauf zu starten.
Sie zeigte noch einmal ihr Gesicht, und sie präsentierte auch ihre Wut und ihren Haß.
Das Fauchen hätte auch ein Raubtier ausstoßen können. Es drang in die Werkstatt ein wie ein böser Windstoß, und es ließ den Hausmeister zurückzucken.
Gleichzeitig war es ein Abschluß, denn Susan drehte sich auf der Stelle um. Peter Würz konnte es kaum glauben, aber die Schülerin tappte tatsächlich davon.
Sie hatte kein Interesse mehr an seinem Blut. Es gab genügend andere Menschen in diesem Haus, die sie leersaugen konnte. Schülerinnen und Schüler, zum Teil noch Kinder, wenn sie den unteren Klassen angehörten.
Leichte Beute!
Das wußte der Hausmeister genau. Er mußte sie oben warnen.
Warnen… warnen… warnen… Es schrie in seinem Kopf. Und der Schrei explodierte.
Er brach zusammen. Die Spannung hatte sich gelöst. Mit beiden Händen gelang es ihm noch, die Latten der Tür zu umfassen. An ihnen rutschte er entlang, und sein Sturz auf den Boden schwächte sie ab.
Dennoch fiel er hinein in das Trauma der Bewußtlosigkeit.
***
Wir hatten etwas essen wollen und auch schon in einem der beiden Restaurants
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