Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
Entscheidung, mit ihm in ein Hotelzimmer zu gehen und mit ihm zu schlafen. Doch er wollte lieber nicht über diese Nacht sprechen.
„Ich glaube …“
Er unterbrach sie. „Bitte sag mir, dass du dieses Zimmer nicht eingerichtet hast.“
Sie sah sich entsetzt um. „Glaubst du, das würde ich dem Esszimmer meiner Großmutter antun?“
„Das hat deine Großmutter gemacht?“ Jetzt war er derjenige, der entsetzt klang. Irgendeine liebe alte Dame hatte das dem Haus angetan? Warum hatte Sanna sie nicht in einem hübschen Pflegeheim untergebracht, als sie verrückt wurde, statt ihr zu erlauben, dieses entzückende Haus zu verschandeln?
„Meine Großmutter würde sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, wenn sie wüsste, was die Mieter mit ihrem Haus gemacht haben.“
„Mieter?“ Er war extrem dankbar, dass weder Sanna noch ein Mitglied ihrer Familie das angerichtet hatte. Aber warum war das Haus vermietet gewesen?
„Das ist eine lange Geschichte“, erklärte sie, offensichtlich hatte sie seine Gedanken gelesen. Sie betrachtete seufzend die Tapete und ging zurück in die Küche. Sie seufzte erneut, diesmal wegen der Unordnung und fing dann an aufzuräumen.
„Ich liebe lange Geschichten“, ermunterte Johannes sie. Das stimmte zwar nicht unbedingt, doch wenn er dadurch länger bei Sanna bleiben konnte, würde er sich jede Geschichte anhören. Er reichte ihr einen schmutzigen Teller, als sie die Geschirrspülmaschine öffnete.
Sie nahm ihm den Teller ab und stellte ihn hinein, dann zuckte sie mit den Schultern und begann zu erzählen.
„Als meine Großmutter vor sieben Jahren starb, hat sie mir das Haus und meiner Schwester Clara eine nette Summe hinterlassen, damit sie sich ein Haus kaufen kann.“
„Warum hat sie dir das Haus und nicht das Geld hinterlassen?“
„Sie wusste, wie sehr ich dieses Haus liebe. Clara bevorzugt moderne Sachen. Als sie noch klein war, wollte sie unsere Großmutter immer dazu überreden, im Wintergarten einen Swimmingpool anlegen zu lassen.“
Sanna lächelte bei der Erinnerung und stellte Ketchup und Senf in den Kühlschrank zurück.
„Warum hast du es dann vermietet, statt selbst dort einzuziehen?“
„Ich war verheiratet, mit Jonas schwanger und wohnte damals in Bremen. Mein Mann hatte gerade bei einer großen Werbeagentur gekündigt, um eine eigene aufzumachen. Poppenbüttel war zu weit weg, um täglich hin und her zu fahren, und zwei Haushalte konnten wir uns nicht leisten. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, es zu verkaufen, deshalb hat mein Mann vorgeschlagen, dass wir es vermieten und die Miete für Steuern und Reparaturen verwenden. Mit dem Rest wollten wir ein Konto für die Ausbildung unseres ungeborenen Kindes einrichten.“ Sie warf ein paar alte Pappbecher weg und schlang einen Gummi um die Brezeltüte. „Das schien damals eine gute Idee.“
„Hast du das Haus nicht ab und zu in Augenschein genommen?“
„Das Paar, das es gemietet hatte, wirkte nett. Sie haben die Miete immer pünktlich bezahlt und sich nie über etwas beklagt. Nach etwa einem Jahr riefen sie an und baten meinen Mann um die Erlaubnis, anstreichen zu dürfen, und er hat es ihnen erlaubt. Er dachte, das wäre eine Sache weniger, um die wir uns dann kümmern müssten.“
„Warst du nicht neugierig, was sie vorhatten?“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass man ein Haus liebt und sich dann nicht darum kümmerte, was die Mieter damit machen mochten. Da stimmte irgendetwas nicht.
„Clara wohnte nicht weit weg, und sie ist gelegentlich daran vorbeigefahren. Sie meinte nur, dass ich wahrscheinlich nicht wirklich wissen wollte, was mit dem Haus passierte, und ich habe ihr zugestimmt. Ich hätte sowieso nicht viel tun können.“
Johannes sah sie an. Die Geschichte hatte zu viele Unstimmigkeiten. Was Sanna nicht erzählte, interessierte ihn viel mehr als das, was sie erzählte. Er sah sich in der sonnigen Küche um und fragte: „Wie lange wohnst du jetzt hier?“
„Fast ein Jahr.“
Er hielt ihr die leere Schüssel hin, in der die Kartoffelchips waren. Als sie danach griff, hielt er die Schüssel fest. Er wartete, bis sie ihn ansah. „Seit dem Tod deines Mannes?“
„Es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich die Agentur und das Haus, in dem wir damals wohnten, verkauft hatte.“ Sie nahm die Schüssel, als er sie losließ, und stellte sie in die Spülmaschine. „Außerdem musste ich den Mietern vier Monate im Voraus kündigen.“
Ihr Mann war also vor über zwei
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