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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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rufen, bevor ich …«
    »Er würde Ihnen raten zu kooperieren, da bin ich mir ganz sicher«, sagte Leclerc bestimmt. Er fragte sich, was der Finanzmann vor ihm verbergen wollte.
    Quarry knickte sofort ein. »Ja, natürlich.«
    Auf dem Boden von Hoffmanns Büro lagen immer noch Reste von Putz. Über dem Schreibtisch klaffte das Loch in der Decke. Leclerc schaute es erstaunt an. »Wann ist das passiert?«
    Quarry verzog verlegen das Gesicht, als müsste er die Existenz eines verrückten Verwandten eingestehen. »Vor etwa einer Stunde. Alex hat den Rauchmelder herausgerissen.«
    »Warum?«
    »Er glaubte, dass sich eine Kamera darin versteckt.«
    »Und, hat er recht gehabt?«
    »Ja.«
    »Wer hat die da eingebaut?«
    »Unser Sicherheitschef, Maurice Genoud.«
    »Und wer hatte das veranlasst?«
    »Nun ja …« Quarry wusste keinen Ausweg. »Es hat sich herausgestellt, dass es Alex selbst war.«
    »Hoffmann hat sich selbst bespitzelt?«
    »Offensichtlich. Aber er konnte sich nicht erinnern, dass er es angeordnet hat.«
    »Wo ist Genoud jetzt?«
    »Ich glaube, er wollte gerade nach unten gehen, um mit Ihnen zu sprechen, als man Ganas Leiche gefunden hat. Er ist für die Sicherheit des gesamten Gebäudes verantwortlich.«
    Leclerc setzte sich an Hoffmanns Schreibtisch und begann, die Schubladen zu durchsuchen.
    »Brauchen Sie dafür nicht einen Durchsuchungsbeschluss?«, sagte Quarry.
    »Nein.« Leclerc fand das Darwin-Buch und die CD aus der Röntgenabteilung der Uniklinik. Dann sah er auf dem Sofa den Laptop liegen. Er stand auf, ging zum Sofa und klappte ihn auf. Er betrachtete kurz Hoffmanns Bildschirmschonerfoto und öffnete dann die Datei mit den Gesprächen zwischen ihm und Karp, dem toten Deutschen. Er war so darin vertieft, dass er kaum den Kopf hob, als Ju-Long ins Büro kam.
    »Entschuldigung, Hugo«, sagte Ju-Long. »Ich glaube, Sie sollten sich mal ansehen, was sich auf den Märkten tut.«
    Quarry runzelte die Stirn und beugte sich über den Computer auf Hoffmanns Schreibtisch. Die Talfahrt nahm nun ernste Formen an. Der VIX schoss durch die Decke, der Euro fiel. Die Investoren flüchteten aus den Aktien und suchten Schutz bei Gold und US -Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit, deren Renditen schnell fielen. Überall wurde dem Markt Geld entzogen – allein bei den elektronisch gehandelten S&P -Futures ging die Liquidität auf Käuferseite innerhalb von nur neunzig Minuten von sechs Milliarden auf 2,5 Milliarden US -Dollar zurück.
    Jetzt ging die Post ab, dachte er.
    »Wenn wir hier fertig sind, Inspektor, kann ich ja wieder an meine Arbeit, oder?«, sagte er. »In New York steigt gerade der große Ausverkauf.«
    »Und?«, sagte Ju-Long. »Wir können sowieso nichts mehr machen.«
    Die Verzweiflung, die aus Ju-Longs Stimme sprach, machte Leclerc sofort hellhörig. Ruckartig hob er den Kopf.
    »Wir haben ein paar technische Probleme«, sagte Quarry, der Leclercs argwöhnischen Blick bemerkte. Ein Albtraum, dachte Quarry, wenn die Polizei nach Hoffmanns Nervenzusammenbruch auch noch den Zusammenbruch der gesamten Firma untersuchen würde. Die Jungs von der Aufsichtsbehörde würden ihnen morgen früh die Bude einrennen. »Nichts Beunruhigendes, trotzdem müsste ich mal kurz mit unseren Computerleuten reden …«
    Er erhob sich von Hoffmanns Schreibtischstuhl, aber Leclerc sagte mit fester Stimme: »Einen Moment noch.« Er schaute hinaus in den Handelsraum. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass die Firma selbst in Schwierigkeiten sein könnte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass nicht alle Angestellten nervös herumstanden, sondern einige auch unruhig hin und her hasteten. Die Körpersprache signalisierte eindeutig Panik. Er hatte das dem Umstand zugeschrieben, dass einer ihrer Kollegen gestorben und ihr Chef verschwunden war. Jetzt erkannte Leclerc, dass noch etwas anderes im Spiel war, was gar nichts damit zu tun hatte. »Was für technische Probleme?«, fragte er.
    Es klopfte, ein Gendarm steckte den Kopf durch die Tür.
    »Wir haben eine Spur von dem gestohlenen Auto.«
    Leclerc drehte sich zu ihm um.
    »Wo ist es?«
    »Ein Typ aus Zimeysa hat gerade angerufen, von einer Tankstelle. Jemand, auf den Hoffmanns Beschreibung passt und der einen schwarzen BMW fährt, hat gerade hundert Liter Benzin gekauft.«
    »Hundert Liter? Mein Gott, wo will der denn hin?«
    »Deshalb hat der Typ angerufen. Er sagt, der Mann hätte den Sprit nicht getankt, sondern in Kanister gefüllt.«

    In der Route de Clerval befanden sich

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