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Angst

Angst

Titel: Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Lunch im Beau-Rivage.«
    »Und er ist einfach so gegangen, ohne jede Erklärung?«
    »Das ist Alex.«
    »Hat er einen aufgewühlten Eindruck auf Sie gemacht?«
    »Nicht besonders, nein.« Quarry nahm die Füße vom Tisch und drückte auf einen Knopf der Gegensprechanlage. »Ist Alex schon wieder aufgetaucht, Amber?«
    »Nein, Hugo, tut mir leid. Übrigens, Gana hat gerade angerufen. Der Risikoausschuss ist in seinem Büro, sie warten auf Sie. Gana versucht dringend, Alex zu erreichen. Anscheinend ist ein Problem aufgetaucht.«
    »Was gibt’s denn jetzt schon wieder?«
    »Ich soll Ihnen ausrichten, dass VIXAL den Delta-Hedge aufhebt. Er sagt, Sie wüssten dann schon.«
    »Okay, danke. Sag ihnen, dass ich schon unterwegs bin.« Quarry ließ den Knopf los und schaute nachdenklich auf die Sprechanlage. »Leider muss ich Sie jetzt verlassen, Inspektor.« Zum ersten Mal spürte er ein ängstliches Kribbeln in der Magengrube, und plötzlich wurde ihm klar, dass er zu freimütig geplaudert hatte. Die Nachforschungen Leclercs schienen sich inzwischen weniger um den Einbruch als um Hoffmann selbst zu drehen.
    »Ist das etwas Wichtiges?« Leclerc nickte zur Sprechanlage. »Dieser Delta-Hedge?«
    »Ja, ziemlich. Würden Sie mich jetzt entschuldigen? Meine Sekretärin begleitet Sie hinaus.«
    Er ließ Leclerc stehen, ohne ihm die Hand zu geben. Quarrys glamouröse rothaarige Vorzimmerdame in ihrem tief ausgeschnittenen Pullover geleitete ihn zurück durch den Handelsraum. Sie schien es ziemlich eilig zu haben, ihn loszuwerden, was ihn instinktiv dazu veranlasste, besonders langsam zu gehen. Ihm fiel auf, dass die Atmosphäre sich verändert hatte. Vereinzelt hatten sich jeweils drei oder vier nervöse Mitarbeiter wie zu einem Gruppenbild um einen Bildschirm versammelt. Einer saß und bediente die Maus, die anderen standen und beugten sich über seine Schulter. Gelegentlich zeigte einer auf eine Grafik oder eine Zahlenreihe. Jetzt erinnerte ihn der Raum weniger an ein religiö ses Seminar als vielmehr an ein Krankenzimmer, in dem Ärzte am Bett eines Patienten standen, der schwere, rätselhafte Symptome zeigte. Über einen der großen TV -Schirme flimmerten die Bilder von dem Flugzeugabsturz. Unter dem Gerät stand ein Mann in dunklem Anzug und dunkler Krawatte. Er war damit beschäftigt, auf seinem Handy eine SMS einzutippen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Leclerc ihn wiedererkannte.
    »Genoud«, sagte Leclerc leise zu sich selbst. Er ging auf ihn zu und sagte laut: »Maurice Genoud!« Genoud schaute vom Display seines Handys auf. Bildete er sich das ein, dach te Leclerc, oder hatten sich beim Anblick der Gestalt, die da aus seiner Vergangenheit auftauchte, seine schmalen Gesichtszüge leicht gespannt?
    »Jean-Philippe«, sagte Genoud misstrauisch. Sie gaben sich die Hand.
    »Maurice Genoud. Sie haben zugenommen.« Leclerc wandte sich an Quarrys Sekretärin. »Würden Sie uns einen Augenblick entschuldigen, Mademoiselle? Wir sind alte Freunde. Sie begleiten mich doch nach draußen, oder, Maurice? Lassen Sie sich anschauen, alter Junge. Ganz der erfolgreiche Zivilist, wie ich sehe.«
    Lächeln lag Genoud nicht im Blut. Peinlich genug, dass er es überhaupt probierte, dachte Leclerc.
    »Und Sie, Jean-Philippe? Ich dachte, Sie wären schon in Rente.«
    »Nächstes Jahr«, sagte Leclerc. »Kann’s gar nicht erwarten. Also, jetzt klären Sie mich mal auf. Was zum Teufel machen die hier eigentlich?« Er deutete zum Handelsraum. »Sie verstehen das alles wahrscheinlich besser als ich. In meinen alten Kopf geht das nicht mehr rein.«
    »Hab auch keine Ahnung. Ich bin nur für die Sicherheit zuständig.«
    »Tja, dann scheinen Ihnen ja ein paar kleine Fehler unterlaufen zu sein.« Leclerc klopfte ihm auf die Schulter. Genoud schaute finster. »War bloß ein Witz. Aber jetzt mal ernsthaft: Was halten Sie denn von der Geschichte? Bisschen seltsam, meinen Sie nicht auch? All die Sicherheitsvorkehrungen, und dann marschiert da ein vollkommen Fremder ins Haus und fällt über einen her? Haben Sie das eigentlich alles installiert?«
    Genoud fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er will Zeit gewinnen, dachte Leclerc, genau wie früher am Boulevard Carl-Vogt, wenn er versucht hat, sich irgendeine Geschichte aus den Fingern zu saugen. Seit der Jüngere unter seinem Kommando die Polizeilaufbahn begonnen hatte, hatte er ihm misstraut. Seiner Meinung nach gab es nichts, was seinem früheren Kollegen nicht zuzutrauen war – kein Prinzip, das

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