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Angstfrei arbeiten

Angstfrei arbeiten

Titel: Angstfrei arbeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Stackelberg
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offen zu schreiben, kennen Sie bereits – es ist eine Weiterführung des Credos „Die Welt braucht mehr Rudis“ (s. S. 14). Ich möchte Ihnen zeigen, dass auch ach so schlaue Profis, die sogar Bücher über Selbstbewusstsein und angstfreies Arbeiten schreiben, diese Krisen kennen. Dass trotz all des Wissens auch sie nicht davor gefeit sind, zusammenzubrechen. Da hat mir nämlich mein ganzes Wissen nichts mehr genützt. Da hat meine Seele einfach aufgeschrien und wollte gehört und umsorgt werden.
    Ich erzähle auch im Seminar oder im Coaching immer mal wieder von solchen eigenen Erlebnissen. Warum? Nun, es macht mich authentisch – es zeigt, dass ich weiß, wovon ich rede. Ich erzähle davon, dass der Frau fürs Selbstbewusstsein eben dieses nicht in die Wiege gelegt wurde. Dass diese Frau auch mal sehr wenig Selbstbewusstsein hatte. Dass diese Frau auch heute noch Phasen hat, in denen sie unsicher ist, kleinlaut, verzagt, hilflos, ängstlich – in denen sie sich am liebsten unter der Decke verkriechenund so schnell nicht mehr darunter hervorkommen möchte. Und oft erleichtert es meinen Klienten, wenn er das von mir hört: „Was? Sogar so jemandem wie Ihnen geht’s manchmal so? Na, dann brauch ich mich ja nicht zu wundern, dann bin ich ja in guter Gesellschaft!“
    Genau deshalb schreibe ich hier von meiner Sinnkrise und möchte Sie damit auch mal wieder dazu einladen, über Ihre Krisen zu reden, sich mitzuteilen und andere teilhaben zu lassen. Nur so können wir ein tragfähiges Netz dafür schaffen, dass diese Themen endlich aus der Tabuzone kommen. Damit Angst, Zweifel und Krise nicht „bäh!“ sind und ganz schnell weggemacht werden müssen, sondern sozusagen gesellschaftsfähig werden, dazugehören dürfen zum Leben.
Wer bin ich eigentlich? Identitätskriseund der sichere Kern
    Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir viele Facetten, die unsere Identität ausmachen: Charaktereigenschaften, Ressourcen und Talente, Eigenheiten, unsere verschiedenen Rollen im Beruf und im Privatleben. Ich bin die Tochter von A, die Freundin von B, studierte Germanistin, Jahrgang 1965, blond, habe blaue Augen, meine Steuernummer ist 123, ich mag Champagner, hasse Unachtsamkeit, koche gern, halte Seminare und gebe Coaching – all das und noch viel mehr sind Facetten meines Ichs, meiner Identität.
    Mit einem gesunden Selbstbewusstsein bin ich mir darüber im Klaren, dass eben all diese unterschiedlichen Facetten meine Identität ausmachen und nicht nur z. B. mein Beruf. Denn ich kenne vor allem meinen Kern, das, was ich nichtin Worte fassen oder in Begriffe kleiden kann. Dieser Kernist immer da – egal, wie es mir geht, in welcher Lebensphase ich gerade stecke, was ich gerade gelernt oder verloren habe.
    Wenn es mir gut geht, spüre ich diesen Kern. Dann bin ich mir seiner sicher – ich weiß, da ist etwas, das mir immer bleibt. Etwas, das meine eigentliche Identität ausmacht – das, was wirklich ich bin und nicht eine Rolle ist. Mein eigentliches Ich und nicht ich als Trainerin, Germanistin, Freundin oder Patentante.
    Und wenn es mir nicht gut geht? Dann verliere ich das Gefühl für diesen Kern meiner Identität.
    Wenn eine Krise mein Leben erschüttert, hat das ja oft mit einem Verlustzu tun: Ich verliere meinen Arbeitsplatz, meine Gesundheit, meinen Erfolg oder einen geliebten Menschen durch Trennung oder Tod. Und irgendwie verliere ich auch einen Teil von mir selbst damit.
    Viele Menschen definieren sich in hohem Maß über ihre Arbeit, gerade wenn es nicht nur „einfach ein Job“ ist, sondern wirklich ein Beruf oder sogar eine Berufung. Aber auch – ich merke das oft im Coaching – wenn die Arbeit keine wirkliche Erfüllung ist, nicht sonderlich Spaß macht, identifizieren Menschen sich oft hauptsächlich über das, was sie tun.
    Stellen Sie einmal ganz vielen Menschen die Frage: „Wer bist du?“ Ich wette, die Mehrzahl wird als Erstes den Beruf nennen: „Ich bin Arzt/Lektorin/Rechtsanwalt.“ Weit weniger werden antworten: „Ein Mensch“, oder: „Eine Frau, die die Farbe Blau besonders mag und der Achtsamkeit sehr wichtig ist.“ Was würden Sie antworten?
    Wenn diese Menschen nun ihren Arbeitsplatz verloren haben oder als Selbstständige keine Aufträge mehr bekommen, auf keinen grünen Zweig kommen, sich kein Erfolg einstellen will: Dann gerät die Identität ins Wanken, dann kommt es oft zu einer ausgewachsenen Identitätskrise. Plötzlich wird klar, wie sehr man sich bislang über die Arbeit definiert

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