Angstfrei arbeiten
habe ich dann Angst. Große Angst. Und ich kann mir in diesem Moment absolut nicht vorstellen, dass es wieder aufwärtsgehen kann, dass es je wieder besser wird.
Und doch: Wenn Sie diese Krise bewältigt und überlebt haben, dann sind Sie stärker und haben enorm viel gelernt. Dann können Sie sich in Zukunft viel mehr als bislang auf sich selbst verlassen, dann kennen Sie den Halt, den Sie sich selbst geben können.
Für Menschen wie uns, die ihr Leben in vollen Zügen leben, mit allen Höhen und Tiefen, sich oft hinterfragen, himmelhochjauchzendsein können, aber auch zu Tode betrübt … für solche Menschen gehören vielleicht auch diese existenziellen Krisen zum Leben dazu.
Für mich waren diese Krisen wichtig – auch wenn ich sie in den Momenten, als sie mich in ihren Fängen hatten, verflucht und gebetet habe, sie mögen doch bitte verschwinden. Ich habe gelernt, ich bin gewachsen, ich bin sicherer und stärker geworden danach. Sie gehören zu meiner Geschichte dazu, ich möchte sie nicht missen.
Angst vor dem Leben: Wer bin ich und was soll ich hier?
Existenzielle Krisenbringen mein Leben ins Wanken, meine Identität, den Sinn. Wer bin ich eigentlich? Was ist der Sinn in meinem Leben? Die Antworten darauf fallen mir unendlich schwer in solch einer Phase meines Lebens.
Ich hatte eigentlich noch Glück: Meine erste große berufliche Sinnkrise hatte ich erst vor Kurzem – nach doch immerhin ca. 19 Jahren, in denen mir mein Beruf Berufung war. Ich konnte mir nichts anderes vorstellen, als Trainerin und Coach zu sein, war glücklich und auch sehr oft dankbar dafür. Ich wusste: Ich bin eine gute Trainerin, kann mit viel Empathie und Neugier auf Menschen zugehen und sie begeistern, unterstützen und motivieren. Mit dieser Arbeit, die mir ein Herzensbedürfnis ist, Menschen weiterbringen und damit mein Geld verdienen zu können – das empfand ich meist als großes Glück und Privileg.
Doch plötzlich wurde alles anders, vor ein paar Monaten: Mein erstes Buch verkaufte sich gut, ich hatte viele PR-Aktivitätenins Rollen gebracht, schrieb und veröffentlichte Artikel und Podcasts, hielt Seminare ab, war ein paarmal im Radio und hatte Coaching-Klienten. Alles so gewollt, alles wunderbar.
Und dann wurde mir plötzlich alles zu viel. Ich fühlte mich an die Geschichte des alten Indianers erinnert, der inmitten einer langen Reise plötzlich stehen blieb, sich einen großen Baum suchte und sich dort im Schatten ruhig niederließ. Auf die Frage, warum er denn seine Reise nicht fortsetze, antwortete er: „Ich muss hier warten. Meiner Seele war das Tempo zu schnell. Sie ist unterwegs verloren gegangen. Nun warte ich, bis sie nachgekommen ist. Erst dann können wir zusammen im richtigen Tempo unsere Reise wieder fortsetzen.“
Ja, es war zu schnell. Ich fühlte mich plötzlich absolut außer Atem, orientierungslos, schwindelig. „Halt!“, wollte ich rufen. „Nicht so schnell! Ich weiß doch gar nicht, ob ich da hin will. Ich weiß doch eigentlich noch nicht mal, was ich eigentlich wirklich aus tiefstem Herzen will!“
Eine Sinnkrise also. Eine ziemlich große, die weh tat, die mich völlig lähmte und arbeitsunfähig machte. Die mich zeitweise völlig verzweifeln ließ und viele Tränen, viel Energie und Herzblut kostete. Da ich so etwas nicht kannte, war ich sehr erschrocken und auch erst einmal völlig hilflos.
Schwarzes Loch – sonst war da nichts. In diesen Tagen und Wochen konnte ich mir ums Verrecken (fast wörtlich genommen) nicht vorstellen, wie ich da wieder herauskommen sollte. Wie ich jemals wieder lachen, Leichtigkeit spüren, lebenstauglich und arbeitsfähig werden sollte. Klingt pathetisch, klingt übertrieben – aber genau so hat es sichangefühlt. Absolute Leere, absolute Hilflosigkeit und Ohnmacht, absolute Verzweiflung. Klingt das für Sie zu pathetisch? Denken Sie jetzt: „Muss die Stackelberg denn gar so dick auftragen?“? Ja, manchmal ist das einfach dran. Manchmal helfen rosa Schleifchen, Beschönigungen à la „Wird schon wieder, Kopf hoch!“ nichts. Manchmal ist es einfach gerade nur sehr, sehr schlimm. Im Coaching merke ich immer wieder, wie wichtig es ist, dies dann auch genau so auszusprechen. Und diesem Gefühl auch einmal Raum zu geben, es wertzuschätzen, sagen zu dürfen: „Ja, es ist im Augenblick einfach nur sehr, sehr schlimm.“
Ich schreibe dies nicht, um mich hier großartig ins Scheinwerferlicht zu stellen oder um Mitleid zu heischen. Meine Motivation, dies so
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