Angstpartie - Thriller
Chancen stehen besser, wenn Fane mitkommt. Sie haben Oakes ja bereits kennengelernt und wissen sicher, was ich meine.«
Liz zog eine Grimasse. Charles hatte recht. Oakes war trotz all seines Südstaatencharmes ein harter Hund und glaubte vermutlich, sich von einer deutlich jüngeren und dazu noch weiblichen Person nichts sagen lassen zu müssen. Wahrscheinlich würde sie ihn am Ende überzeugen. Doch mit Geoffrey Fane als Verstärkung erreichte sie ihr Ziel garantiert einfacher und schneller.
»Viel Erfolg«, sagte Charles. »Ich habe vollstes Vertrauen in Sie und bin jederzeit telefonisch erreichbar. DG möchte übrigens immer zeitnah über alles informiert werden. Er wird dafür sorgen, dass Sie jede erdenkliche Unterstützung bekommen. Mir ist bewusst, dass Sie zu Geoffrey Fane kein unproblematisches Verhältnis haben - ich selbst bin, wie Sie wissen, auch nicht immer einer Meinung mit ihm -, aber er ist ein echter Profi und schätzt Sie sehr. Vielleicht weiß er den einen oder anderen nützlichen Rat. Jedenfalls bin ich sicher, dass Sie sich in einer Notlage auf seine Hilfe verlassen können.«
Liz nickte. Charles hatte gerade zum ersten Mal ausgesprochen, wie er über Fane dachte.
»So, und nun muss ich los.« Charles stand auf. Liz erhob sich ebenfalls, und ein paar Sekunden lang standen sie einander verlegen gegenüber. Dann nahm er ihre Hand. »Ich bin froh, dass Sie Joanne kennengelernt haben, Liz«, sagte er leise. »Sie sind ihr sehr sympathisch.«
»Ich bin auch froh.« Liz sah ihn an. Er wandte sich ab und verließ den Raum.
Als er weg war, setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch, legte den Kopf in die Arme und begann zu weinen.
Reggie Purvis rief erst an, als Liz wieder zu Hause in Kentish Town war und gerade überlegte, was sie zu Abend essen sollte. Kollek war in Heathrow aus der U-Bahn gestiegen und zum El-Al-Schalter im Terminal Eins gegangen. Anscheinend besaß er ein Ticket oder irgendeinen besonderen Ausweis, denn er wurde sofort durchgelassen. Bis sich die A4 mit dem Special Branch in Verbindung gesetzt hatte und ebenfalls in den Abflugbereich konnte, war er spurlos verschwunden. Das Observationsteam hatte alle Läden, Restaurants und Aufenthaltsräume durchsucht. Wallys Partnerin Maureen Hayes und ein Beamter vom Special Branch waren sogar in der El-Al-Lounge gewesen, hatten Kollek dort aber ebenfalls nicht finden können. Niemand wollte ihn gesehen haben. Zwar war in der Zwischenzeit kein El-Al-Flieger nach Israel gestartet, doch er konnte einen anderen Flug genommen oder das Gebäude einfach verlassen haben.
»Wir warten, bis der El-Al-Flug nach Israel rausgeht. Das Boarden beginnt um 21:05. Vielleicht taucht er doch noch auf. Aber dann müssen wir uns entweder zurückziehen oder neue Leute auf ihn ansetzen. Das wäre allerdings schwierig, weil wir ausgerechnet heute auch für die Terrorabwehrabteilung eingesetzt sind.«
»Danke für Ihre Mühe«, sagte Liz. »Warten Sie bis zum letzten Aufruf für den Flug. Falls er bis dahin nicht erscheint, gehen wir davon aus, dass wir ihn verloren haben. Dann ziehen Sie Ihre Leute ab.«
»Okay«, antwortete Reggie.
Liz legte auf und schenkte sich ein Glas Wein ein. Beim Gedanken daran, dass Kollek ihnen durch die Lappen gegangen war, beschlich sie ein ungutes Gefühl. Wahrscheinlich
würde er dieses Flugzeug nicht besteigen und dann hatten sie keine Ahnung, wo er war und was er tat.
Um 21:30 klingelte das Telefon. Sie hatte recht behalten. Kollek war nicht an Bord des Flugzeugs gegangen. Verdammt.
45
Andy Bokus hatte die Nase voll. Auf einen weiteren Besuch der Briten konnte er gern verzichten. Wäre Ty Oakes nicht da gewesen und hätte ihm ständig über die Schulter geschaut, hätte er sie abgewimmelt. Diese Briten quälten ihn wie ein Dorn, der in seinem Fleisch steckte und den er nicht entfernt bekam.
Er hatte das Gefühl, lächerlich gemacht worden zu sein. Am liebsten wollte er sich dafür ohrfeigen, dass er sich in Danny Kolleks Gesellschaft von einem Observationsteam der A4 hatte ertappen lassen. Aber schließlich hatte er nicht ahnen können, dass der Israeli beschattet wurde. Kollek war als Agent nicht gemeldet und verhielt sich bei seinen Operationen stets sehr diskret. Zumindest behauptete er das. Wie der Mann ins Visier des MI5 geraten konnte, war Bokus ein Rätsel.
Er hätte zu gern gewusst, wodurch die Briten auf Kollek aufmerksam geworden waren. Vielleicht würde er das heute erfahren, zu irgendetwas musste die
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