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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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zu guter Letzt war da noch die nicht ganz unbedeutende Frage nach dem Motiv. Die Sache mit der Versicherungspolice würde in den Ohren einer Geschworenen-Jury vielleicht überzeugend klingen, aber jeder Rechtsanwalt würde versuchen hervorzuheben, dass es sich um eine Spende an eine wohltätige Organisation handelte, die daher gar nicht als Mittel zur persönlichen Bereicherung gesehen werden konnte. Schon gar nicht, wenn die betreffende Person sich bewusst für ein Leben in relativer Armut entschieden hatte, um anderen zu helfen.
    Was ließ sich noch finden? McCabe wusste aus eigener Erfahrung, dass Kelly ein Hitzkopf war. Leicht erregbar. Aber hier handelte es sich mitnichten um ein Verbrechen aus Leidenschaft, auch darauf würden die Anwälte in aller Deutlichkeit hinweisen. Dazu war alles viel zu gut geplant. Zu inszeniert. Und außerdem, Kelly war schwul. Warum hätte er sie so lange am Leben halten sollen? Nicht zum Sex, es sei denn, er war bisexuell. Denkbar, aber nicht besonders überzeugend.
    Nachdem sie ungefähr zehn Minuten lang gefahren waren, verließ Bowman die geteerte Straße und rumpelte mit dem Explorer kreuz und quer über gewundene Waldwege, bis sie nach weiteren zehn Minuten an eine kleine Lichtung gelangten. Er stellte den Wagen hinter Jacobis Transporter ab. In rund hundert Metern Entfernung waren Lichter zu sehen. Sie stiegen aus.
    » Das da ist Kellys Häuschen, wenn man es so nennen will«, sagte Bowman. » Es ist eigentlich eher eine Baracke. Wir gehen zu Fuß rüber.«
    Vor ihnen lag ein kleines, etwa zwanzig Meter breites Wäldchen, dahinter ein verschneites und möglicherweise steiniges Feld.
    » Es gibt da so eine Art Trampelpfad«, meinte Bowman, » Aber auch jede Menge Eisplatten. Und auf dem Eis liegt eine Schicht verharschter Schnee. Sie müssen also ziemlich vorsichtig sein.« Er richtete den Strahl der Taschenlampe auf McCabes Stadtschuhe und grinste hämisch. » Mit denen da wird es jedenfalls nicht besonders leicht werden. Und nasse Füße kriegen Sie auf jeden Fall.«
    » Damit kann ich leben.«
    » Vielleicht brechen Sie sich sogar den Knöchel.« Bowmans Lächeln deutete an, dass er diesen Gedanken sehr erbaulich fand.
    » Es wird schon gehen.«
    » Wie Sie wollen.« Bowman reichte McCabe eine Taschenlampe. Tasco hatte bereits eine in der Hand. » Ich gehe voraus. Treten Sie in meine Fußstapfen. Ich sage Bescheid, wenn es schwierig wird.«
    Es würde noch etliche Stunden dauern, bis die Januarsonne aufging, und der Mond war nicht zu sehen. » Die Hütte ist rund hundert Jahre alt«, sagte Bowman, nachdem sie sich in Bewegung gesetzt hatten. » Sie steht auf einer Klippe, gut fünfzehn Meter über dem Meer. Unterhalb der Klippe gibt es nur Felsen und Brecher, sonst nichts. Da drüben neben der Hütte führt eine alte Holztreppe runter zum Strand. Von oben hat man einen wahnsinnigen Blick, aber ich kapiere einfach nicht, wie die Hütte all die Jahre über dem Nordwestwind standgehalten hat. Hier kommen ständig so viele heftige Stürme angeprescht, die hätten sie eigentlich schon längst in ihre Bestandteile zerlegen müssen, aber trotzdem steht sie noch.«
    McCabe ging hinter Bowman her und trat, wie Bowman gesagt hatte, in dessen Fußstapfen. Tasco bildete den Schluss. McCabe merkte, wie der nasse Schnee in seine Schuhe rutschte. Schon nach wenigen Sekunden waren seine Strümpfe und Schuhe durchnässt. Aber um nichts in der Welt würde er sich darüber beklagen. Eher würde er sich ein, zwei Zehen abfrieren, als einem Arschloch wie Bowman die Genugtuung zu verschaffen, ihn jammern zu hören. Zehn Minuten lang setzten sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen, dann hatten sie endlich die hundert Meter bis zur Hütte zurückgelegt. McCabe rutschte ein paarmal aus, und einmal landete er sogar auf dem Hintern. Aber er stand wieder auf und ging weiter.
    Bowman stieß die Tür auf. Im fahlen Licht einer einzelnen Lampe sah McCabe Bill Jacobi an einem kleinen Holztisch sitzen. Vor ihm auf dem Boden stand ein Umzugskarton mit Aktenordnern, die Jacobi einen nach dem anderen systematisch durchforstete. Am anderen Ende des Tisches waren sauber geordnete und sortierte Papierstapel zu sehen. Auf dem Fußboden standen noch zwei weitere Umzugskartons.
    Jacobi hob den Blick. » Ihr könnt reinkommen«, sagte er. » Wir sind so weit fertig. Nur noch das hier.«
    McCabe trat ein und blickte sich um. Der Unterschied zum Haus der Markhams, das ebenfalls unter der Bezeichnung Insel-Cottage

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