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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Place in Boston erstanden hatte. » Irgendjemand muss dafür sorgen, dass du dich anständig anziehst, McCabe«, hatte sie damals gesagt. » Allem Anschein nach bist du selbst dazu ja nicht in der Lage.«
    Er dachte gern an jenes Wochenende zurück. Casey war ebenfalls weg gewesen, bei ihrer Mutter in New York. Sandy hatte erst im letzten Jahr, nach drei Jahren totaler Funkstille, wieder Kontakt mit Casey aufgenommen. Und das war das erste Mal gewesen, dass Casey bei ihrer Mutter übernachtet und Peter Ingram, Sandys neuen Mann, kennengelernt hatte. Der Gedanke daran hatte ihn unruhig gemacht. Nervös. Er hatte eine Ablenkung nötig gehabt. Da ergab es sich, dass eine Studienfreundin von Kyra einen Urlaub plante und Kyra die Schlüssel zu ihrer Wohnung in Cambridge anbot. Also hatten sie sich davongestohlen, nur sie beide, und einen romantischen Kurztrip unternommen. Geplant war, gut zu essen und vielleicht ein Celtics-Spiel mitzunehmen– die Knicks waren zu einem Auswärtsspiel in der Stadt, und Kyras Freundin hatte als Art Director in einer der aufstrebenden und angesagten jungen Werbeagenturen von Boston Zugriff auf Dauerkarten. Am Sonntag wollten sie dann eine Hockney-Ausstellung im Museum of Fine Arts besuchen. Letztendlich war es dann aber beim guten Essen geblieben. Das Celtics-Spiel ließen sie ebenso ausfallen wie den Hockney und verbrachten das Wochenende abwechselnd im Restaurant und im Bett. Wahrscheinlich hatten sie beide sich das insgeheim von Anfang an so vorgestellt.
    Er schnallte seine Dienstwaffe um, eine schwere Smith & Wesson 4506. Das Portland Police Department stellte gerade auf die Glock 17 um. Leichter. Exakter. Aus McCabes Sicht eindeutig die bessere Wahl. Allerdings hatte er noch nicht gewechselt. Er zog den Pullover über die Pistole und überlegte, was er am besten darüber tragen sollte. Entweder eine gefütterte Army-Jacke. Die war warm, würde aber über dem Sportsakko komplett lächerlich aussehen. Oder den alten schwarzen Kaschmirmantel, den er aus New York mitgebracht hatte. Nicht warm genug bei diesen Temperaturen, aber eine Alternative gab es nicht. Sollte es nächstes Jahr wieder so kalt werden, dann würde er ihn vielleicht durch einen fleecegefütterten Parka ersetzen. Vielleicht auch nicht. Eigentlich war ihm Erwachsenenkleidung lieber.
    Als er auf die Straße trat, schlug ihm eiskalte Luft entgegen. Trotzdem wollte er die rund eineinhalb Kilometer bis zur North Space Gallery in der Free Street zu Fuß gehen. Es sollte ja nicht vor Mitternacht anfangen zu schneien, und die Vorstellung, betrunken in eine Verkehrskontrolle zu geraten, war alles andere als verlockend. Mit einem Taxi wollte er sich jetzt auch nicht herumärgern. Zumal ein bisschen frische Luft vielleicht genau das Richtige war, um seinen Schwips zu kurieren. Schließlich wollte er bei Kyras Vernissage nicht wie der letzte Idiot dastehen. Auch wenn er vielleicht einer war. Und wenn er schnell genug ging, kam er möglicherweise sogar ohne Erfrierungen davon.
    Von der Bucht wehte ein gleichmäßiger Wind herein. Stärke fünf bis sechs auf der Beaufort-Skala. McCabe spielte mit diesen Worten. Er hatte keine Ahnung, was die Beaufort-Skala war, aber es hörte sich gut an. Das waren genau die Worte, mit denen David Niven eine Schwadron Spitfires in die Schlacht mit den hässlichen Deutschen geschickt hätte. Manchmal fragte sich McCabe, ob sein Innenleben vielleicht zu viel Ähnlichkeit mit dem Geheimleben von Walter Mitty aufwies, jener von James Thurber geschaffenen Romanfigur, die mit Hilfe von Tagträumen immer wieder aus den Unannehmlichkeiten der Realität zu fliehen versucht. War er darum Polizist geworden? Um seine geheimen Fantasien auszuleben?
    McCabe wandte sich nach rechts und ging die Prom entlang, wobei er den Mantel noch ein wenig fester um seinen Körper zog. Er stammte noch aus seiner ersten Zeit bei der New Yorker Polizei, und man sah und fühlte ihm sein Alter an. Zerschlissene Ellbogen. Ausgefranste Aufschläge. Vielleicht würde Kyra ja noch einmal in Boston mit ihm einkaufen gehen. Er bog nach rechts in die Vesper Street ein. Der Wind kam jetzt von hinten, und das fühlte sich besser an. Ein paar Leute mit Hunden kamen ihm entgegen. Wer sie waren, ob Mann oder Frau, blieb unter dicken Kapuzenparkas und Stiefeln verborgen. Ein idealer Abend für Straßenräuber. Wie sah der Räuber denn aus, Madam? Na ja, Herr Wachtmeister, er hatte einen dicken Parka an, mit so einer Fellkapuze. Lauter Nanuks,

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