Angstschrei: Thriller
stehlen. In New York wäre der Wagen im Handumdrehen verschwunden gewesen. Vielleicht hatte der Täter das sogar gewollt. Dass irgendein ahnungsloser Jugendlicher damit eine Spritztour unternahm. Überall seine Fingerabdrücke hinterließ. Dann geschnappt und des Mordes beschuldigt wurde, ohne dass jemand seinen Beteuerungen glaubte. Kein schlechter Plan. Hätte funktionieren können. Nur dass das hier Maine war und kein Mensch auf den Gedanken gekommen war, ihn zu stehlen.
An jeder Seite des Anlegers waren ein halbes Dutzend Kutter festgemacht, jeweils zwei auf gleicher Höhe nebeneinander. Allesamt relativ große, professionelle Fischerboote. Ein paar der Namen waren zu erkennen. The Emma Anne. The Katie James. The Old Jolly. Sie wirkten düster und leer, und kein einziges Boot sah besonders fröhlich aus. Ob eines davon in der Nacht, als der Wagen auf dem Pier abgestellt wurde, auch hier gelegen hatte? Ob vielleicht irgendjemand etwas gesehen hatte? Wahrscheinlich nicht. Hier war vermutlich ein ständiges Kommen und Gehen von Booten, die Eis und Diesel an Bord nahmen. Fische zum Verkauf entluden. Aber trotzdem, das musste überprüft werden.
» Wer kümmert sich eigentlich hier im Hafen um die Boote?«, erkundigte er sich bei Maggie.
» Was meinst du damit?«
» Wer ist für die Versorgung zuständig? Mit Diesel. Wasser. Eis. Solchen Sachen.«
» Das weiß ich sogar zufällig. Eine Firma namens Vessel Services. Gleich da drüben. Ich kenne jemanden, der da arbeitet.«
» Die haben doch bestimmt ein Verzeichnis mit den Booten, die von Mittwochnachmittag bis Donnerstagvormittag hier gelegen haben, oder?«
» Wahrscheinlich. Aber falls du auf Augenzeugen hoffst: Warum sollte irgendjemand freiwillig eine eiskalte Nacht an Bord eines Fischkutters zugebracht haben?«
» Möglich wär’s.«
» Ein Boot aus einer anderen Stadt vielleicht. Aber eines aus Portland? Das glaube ich kaum. Die Leute sind so oft auf See, die nutzen doch jede Gelegenheit, Zeit mit ihren Frauen oder Freundinnen, oder wen sie sonst so auftreiben können, zuzubringen. Vor allem bei so einem Wetter.«
» Kannst du deinen Bekannten bei Vessel Services bitte trotzdem fragen? Vielleicht haben wir ja Glück.«
Maggie versprach es. McCabe ließ seine Gedanken wieder um das Bild kreisen, das sich ihm bot. Der BMW stand mit dem Heck dicht an der Kante des Anlegers. Warum? Hatte der Täter vorgehabt, die Leiche ins Wasser zu werfen? Und wenn ja, warum hatte er es nicht getan? Vielleicht war sie ja bereits im Kofferraum festgefroren gewesen, und er hatte sie nicht mehr herausbekommen. Vielleicht war er von einem Passanten oder jemandem auf einem der Schiffe gestört worden. Ein weiterer möglicher Zeuge.
» Wissen wir schon etwas über diese Goff?«, wollte er wissen.
» Nicht viel. Ihr voller Name lautet Elaine Elizabeth Goff. Rechtsanwältin bei Palmer Milliken. Neunundzwanzig Jahre alt. Single. Wohnt…«, Maggie unterbrach sich, » …vielleicht auch wohnte in der Brackett Street 342 hier in Portland. Das Auto ist neu. Tag der Erstzulassung war der erste Dezember.«
» Und wir gehen davon aus, dass das im Kofferraum Elaine ist?«
» Ja, davon gehen wir aus. Offiziell ist sie aber immer noch eine nicht identifizierte Leiche.«
» Hast du schon versucht, sie zu erreichen?«
» Sie steht nicht im Telefonbuch. Hat wahrscheinlich nur ein Handy. Auf ihrem Anschluss bei Palmer Milliken habe ich’s auch schon probiert, aber nur die Mailbox erreicht. Jetzt warte ich auf einen Anruf von der Zentrale, die gerade versuchen, ihre Handynummer rauszukriegen. Und ich habe Tom Tasco gebeten, ihren Vermieter ausfindig zu machen.« Tasco war einer der dienstältesten Detectives im Dezernat.
McCabe sog die kalte Luft noch einmal tief ein. So langsam wurde er etwas klarer im Kopf, aber schlecht war ihm immer noch. » Kennen wir eigentlich die Todesursache?«
» Rein äußerlich ist nichts zu erkennen.«
» Keine offensichtlichen Wunden oder Verletzungen?«
» Ein paar Stellen, die wie Hämatome aussehen, mehr nicht.« Maggie machte eine kurze Pause. » Wirken nicht so, als könnten sie ihren Tod verursacht haben. Aber sie liegt auf der Seite, die Knie dicht an den Körper gezogen, sodass man nicht allzu viel von ihr erkennen kann.«
» Könnte auch eine Verletzung auf der anderen Körperseite sein.«
» Könnte sein. Außerdem bedecken ihre Haare ihr Gesicht, sodass man davon gar nichts sieht.«
» Ist Terri schon unterwegs?« Damit war Terri
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