Angstschrei: Thriller
habe, eine außerordentlich ehrgeizige Person.«
» Tatsächlich?«, sagte McCabe. » Und von wem haben Sie das gehört?«
Kotterman dachte gründlich nach, bevor sie eine Antwort gab. » Nun, es gab Gerüchte. Die Leute reden eben gern.«
» Aha, und hat irgendjemand vielleicht darüber geredet, dass Lainie Goff so etwas wie eine Affäre hatte?«, hakte er nach. » Vielleicht mit einem der Teilhaber? Vielleicht sogar mit mehr als einem?«
» Wissen Sie, Detective, es ist schon spät, und ich bin müde. Wahrscheinlich habe ich sowieso schon zu viel geredet.«
» Das verstehe ich, Ms. Kotterman, aber ich wüsste es wirklich sehr zu schätzen, wenn Sie mir noch sagen könnten, mit wem Lainie auf dieser Feier gesprochen hat. Beziehungsweise geplaudert, um Ihre Formulierung aufzugreifen. Ist Ihnen da jemand besonders aufgefallen?«
» Ich habe nichts bemerkt.«
McCabe wusste, dass er nicht mehr viel aus ihr herauslocken würde, aber er konnte es ja trotzdem versuchen. Zu verlieren hatte er nichts. » Gerade eben haben Sie gesagt, sie sei hinter dickeren Fischen hergewesen. Ich frage mich, wen Sie damit gemeint haben könnten.«
» Tut mir leid, Detective, aber da habe ich mich wohl einfach versprochen. Ich kannte Lainie ja kaum. Und Sie können sich vorstellen, dass die Nachricht von ihrem Tod mich ziemlich durcheinandergebracht hat. So wird es sicherlich allen in der Kanzlei gehen. Warum belassen wir es nicht einfach dabei?«
» Nur noch einige wenige Fragen.«
» Lieber nicht.«
Ob die Personalchefin ab jetzt jede Aussage verweigern würde? Das Recht dazu hatte sie. » Es ist wirklich wichtig«, sagte er.
Kotterman seufzte. » Also gut. Solange es keine persönlichen Fragen sind.«
McCabe signalisierte nickend sein Einverständnis. » Okay. Wie lange war Lainie Goff schon in der Kanzlei, und was genau hat sie hier gemacht?«
» Sie ist Rechtsanwältin im Angestelltenverhältnis, und zwar schon länger. Kurz nach ihrem Examen an der Cornell Law School im Jahr 2000 hat sie hier angefangen. Sie war in der Abteilung für Firmenfusionen und Übernahmen tätig.«
» Hatte sie Chancen auf eine Teilhaberschaft?«
» Ich habe keine Ahnung. Normalerweise werde ich in die Pläne der Teilhaber nicht eingeweiht. Ich bin ja eher für die Verwaltung zuständig.«
» Aber sie hat doch bestimmt darauf hingearbeitet, oder?«
» Natürlich. Alle angestellten Anwälte wollen Teilhaber werden. Diejenigen, die nicht irgendwann ein Angebot bekommen, kündigen in der Regel.«
» Wissen Sie vielleicht, mit wem sie hier enger befreundet war? Mit wem sie sich regelmäßig getroffen hat?«
» Wie gesagt, ich habe Lainie kaum gekannt. Ich könnte Ihnen eine Liste mit all denen zusammenstellen, mit denen sie beruflich näher zu tun hatte. Das wäre vielleicht das Einfachste.«
» Okay. Fangen wir damit an.« McCabe sah zu, wie Kotterman sich wieder ihrem Computer zuwandte. Es war offensichtlich, dass die ältere Frau Goff nicht sonderlich mochte. Das war keine große Überraschung. Die Beth Kottermans dieser Welt konnten auch Sandy nicht besonders gut leiden. Wie viel von ihren Andeutungen entsprach also der Wahrheit, und was entsprang einfach nur ihrer Abneigung gegenüber der schönen Diva? Das musste er herausfinden. » Wer war Lainies Vorgesetzter?«
» Der Leiter der Abteilung für Firmenfusionen und Übernahmen. Henry Ogden. Sie war ihm direkt unterstellt.«
Ogden. Aha. Das war der Typ, der zehn Minuten nach Lainie das Gebäude verlassen hatte. Hatte Henry Ogden Lainie an diesem Abend noch gesehen? Hatte er sie als Letzter lebend zu Gesicht bekommen? Das alles waren offene Fragen. Er hatte noch eine Menge zu tun. » Weiß Ogden schon, dass Lainie tot ist?«, erkundigte er sich.
» Von mir nicht. Ich wollte damit warten, bis es wirklich feststeht. Bis zu dem Gespräch mit Ihnen. Wenn Sie weg sind, rufe ich ihn zu Hause an.«
» Ich muss so schnell wie möglich mit Mr. Ogden sprechen. Können Sie mir seine Festnetznummer und, wenn Sie die haben, auch seine Handynummer geben?«
Sie schrieb beide Telefonnummern auf einen weiteren Post-it-Zettel und gab ihn McCabe.
» Brauchen Sie sonst noch etwas von mir, Detective, bevor ich nach Hause gehe?«
» Ja. Ich würde gern einen Blick in Lainie Goffs Büro werfen.«
» Ich kann Ihnen gerne zeigen, wo ihr Büro sich befindet, aber ich fürchte, Sie dürfen es nicht betreten. Sie bewahrt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit all ihre Akten darin auf, und das würde
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