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Angstschrei: Thriller

Angstschrei: Thriller

Titel: Angstschrei: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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durchzuziehen und abzunehmen und die beschissenen Stimmen ruhig zu halten.
    Ihr Psychiater hatte ihr immer und immer wieder gesagt, dass die Stimmen nicht echt seien.
    » Doch«, hatte sie beharrt, » sie sind echt. Ich kann sie hören.«
    » Stimmen zu hören ist ein Symptom Ihrer Krankheit, Abby. Ein Symptom, das wir mit Hilfe von Medikamenten in den Griff bekommen können.«
    Sie gab darauf keine Antwort. Der Seelenklempner laberte Scheiße. Die Stimmen waren echt.
    » Wenn Sie die Stimmen hören«, wollte er wissen, » sind sie dann laut? Oder eher leise?«
    » Manchmal leise. Manchmal laut. Manchmal so laut, dass ich gar nichts anderes mehr hören kann.«
    » Und wenn sie laut sind, können dann auch andere Leute sie hören? Oder nur Sie?«
    » Die anderen hören sie auch. Sie tun nur so, als würden sie sie nicht hören.«
    Er überlegte. » Hören Sie sie eigentlich auch manchmal hier in meiner Praxis?«
    » Manchmal. Ja.«
    » Hören Sie sie jetzt auch?«
    Sie lauschte. » Ja.«
    » Und was sagen sie?«
    Sie lächelte verschlagen. » Sie sagen, dass Sie Scheiße labern.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. » Manchmal labere ich vielleicht Scheiße«, sagte er, » aber in diesem Fall nicht. Ich kann sie nicht hören, Abby. Ganz ehrlich nicht. Ich mache Ihnen nichts vor.«
    Sie nahm es ihm nicht ab. Die Stimmen waren echt. Sie hassten sie. Sie wollten sie umbringen. Aber das sagte sie ihm nicht. Das dachte sie bloß.
    Allerdings schien er immer zu wissen, was sie gerade dachte. Vielleicht konnte er ja irgendwie ihre Gedanken belauschen.
    » In gewisser Hinsicht sind die Stimmen tatsächlich echt, Abby«, sagte er. » Für Sie sind sie echt. Aber sie existieren nur in ihrem Kopf. Außerhalb nicht. Wir können sie zwar nicht aus ihrem Kopf herausholen, aber wir können sie zähmen. Wir können sie verstummen lassen. Sie daran hindern, sich in Ihr Leben einzumischen. Und genau das möchten Sie doch, oder?«
    Sie nickte stumm. Ja, genau das wollte sie. Wenn er doch nur hätte ahnen können, wie verzweifelt sie das wollte. Sie nickte noch einmal, dieses Mal entschlossener.
    » Okay. Wenn Sie das möchten, dann müssen Sie jeden Tag Ihre Medikamente nehmen. Sie dürfen sie kein Mal auslassen oder vergessen oder so tun, als bräuchten Sie sie nicht.«
    » Aber die Tabletten machen dick.«
    » Das lässt sich nicht vollkommen vermeiden, Abby, aber Sie können die Wirkung erheblich mildern. Essen Sie bewusst. Treiben Sie Sport. In der Highschool waren Sie doch mal eine aktive Sportlerin, nicht wahr?«
    Ja, das war sie gewesen. Betonung auf Vergangenheit. Gewesen. Vor sieben Jahren. Feldhockey in der Schulauswahl und Lacrosse bei den Portland Highschool Lady Bulldogs. Die bellenden Biester, so hatten die Jungen sie immer genannt.
    » Nicht wahr?«, sagte er noch einmal.
    Sie nickte.
    » Geben Sie mir bitte eine richtige Antwort, Abby. Nicht einfach nur nicken.«
    » Ja, ich war eine aktive Sportlerin.«
    » Dann trainieren Sie, fordern Sie Ihren Körper, als wollten Sie unbedingt wieder zurück ins Team.«
    Sie hörte auf ihn, und gemeinsam entwarfen sie einen Ernährungs- und Trainingsplan. Sie hielt sich daran, und es schien zu funktionieren. Sie fühlte sich normal. Sie war zwar immer noch dick, aber nicht ganz so dick wie zuvor. Sie wurde immer fitter. Aber wenn sie sich nackt vor den Badezimmerspiegel stellte, dann sah sie immer noch so sehr wie ein Klops aus, dass sie es kaum ertragen konnte.
    Dienstags war es immer ruhig im Nest. Es waren nur zwei Paare zum Essen da gewesen, und das auch noch ziemlich früh. Um sieben Uhr hatten sie schon wieder bezahlt und waren gegangen. Danach hingen nur noch ein paar Stammkunden an der Theke herum. Säufer, die mal eine Abwechslung von der Bar im Hotel Legion brauchten. Lori war genervt, weil sie den Laden nur wegen ein paar Besoffenen offen lassen musste. Aber was war an einem eiskalten Dienstagabend im Januar schon zu erwarten? Bis auf die Einheimischen, die das ganze Jahr dort lebten, war ja niemand mehr auf der Insel. Die Leute mit den dicken Brieftaschen, die Sommergäste, die hatten schon längst ihre Wasserleitungen leergepumpt, die Fenster verrammelt und waren zurück in ihr richtiges Leben nach Boston oder New York, Dallas oder Atlanta geflogen.
    Die Zeit bis zum Feierabend verbrachte Abby damit, den Boden zu wischen, Sachen wegzuräumen und mit Travis Garmin herumzualbern, der hinter der Bar stand und sie, wie üblich, anbaggerte. Manchmal war sie ernsthaft versucht,

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